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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hörte sie sagen, Dr. Roberts wäre wie ein gütiger Engel zu ihr gewesen.
    Und dann ging der Doktor mit dem Herrn ins Ankleidezimmer und schloss die Tür zum Schlafzimmer – ich habe es gehört – und sagte ganz einfach: ‹Mein guter Mann, begreifen Sie denn nicht, dass Ihre Frau hysterisch ist? Sie weiß nicht, was sie sagt; offen gesagt, es ist ein sehr schwieriger und mühsamer Fall, und ich hätte ihn längst aufgegeben, wenn ich es mit meiner Pflicht für ver – ver – irgendein kompliziertes Wort, o ja, vereinbar gehalten hätte.› Das hat er gesagt. Er sagte auch noch etwas von ‹die Grenzen zwischen Arzt und Patient nicht überschreiten›. Er hatte den Herrn ein bisschen beruhigt, und dann sagte er: ‹Sie werden zu spät ins Büro kommen, wissen Sie, gehen Sie lieber. Überlegen Sie sich die Sache noch einmal in aller Ruhe. Ich glaube, Sie werden einsehen, dass das Ganze ein Hirngespinst ist, entsprungen der überhitzten Fantasie Ihrer Frau.›
    Und mein Herr sagte: ‹Ich weiß nicht, was ich denken soll.› Und er kommt heraus – und natürlich kehrte ich fest darauf los –, aber er bemerkte mich nicht einmal. Nachher fand ich, dass er krank aussah. Der Doktor pfiff ganz munter vor sich hin und wusch sich im Ankleidezimmer, wo ein Waschbecken installiert war, die Hände. Und kurz darauf kam er auch mit seiner Tasche heraus und sprach sehr nett und heiter mit mir wie immer und ging die Treppe hinunter. Sie sehen also, ich bin ganz sicher, dass er nichts Schlechtes gemacht hat. Es war alles nur sie.»
    «Und dann bekam Craddock seinen Anthrax?»
    «Ja, ich glaube, er hatte ihn schon. Meine Dame pflegte ihn aufopfernd, aber er starb. Beim Begräbnis gab es wunderbare Kränze.»
    «Und nachher? Ist Dr. Roberts nochmal ins Haus gekommen?»
    «Nein, Herr Schnüffler, er ist nicht mehr gekommen! Sie haben etwas gegen ihn, aber ich sage Ihnen, es war nichts dran. Wenn, so hätte er sie geheiratet, als der Herr tot war, nicht wahr? Aber das hat er nicht getan. Er war kein Narr. Er hatte sie ganz richtig beurteilt. Sie hat ihn zwar angerufen, aber irgendwie war er nie zu erreichen. Und dann verkaufte sie das Haus, uns wurde gekündigt, und sie ging ins Ausland, nach Ägypten.»
    «Und Sie haben Dr. Roberts die ganze Zeit nicht wiedergesehen?»
    «Nein, aber sie, weil sie zu ihm ging, um sich gegen – wie heißt das nur – Typhus impfen zu lassen. Sie kam mit einem ganz geschwollenen Arm zurück. Wenn Sie mich fragen, so hat er ihr damals klargemacht, dass nichts zu machen sei. Sie rief ihn nicht mehr an und reiste sehr vergnügt mit einer ganzen Menge neuer Kleider ab – alle in hellen Farben, obwohl es mitten im Winter war, aber sie sagte, dort würde es heiß sein und die Sonne scheinen.»
    «Das stimmt», bestätigte Sergeant O’Connor, «es ist manchmal sogar zu heiß dort, habe ich gehört. Ich vermute, Sie wissen, dass sie dort gestorben ist.»
    «Nein, wahrhaftig, das wusste ich nicht. Was Sie nicht sagen! Vielleicht war sie kränker, als ich dachte, die arme Seele!»
    Sie fügte seufzend hinzu:
    «Ich frage mich, was sie mit all den schönen Kleidern gemacht hat. Dort sind doch nur Schwarze, und die können sie ja nicht tragen.»
    «Sie hätten bestimmt zum Anbeißen darin ausgesehen», sagte Sergeant O’Connor.
    «So eine Frechheit», erwiderte Elsie.
    «Nun, Sie werden meine Frechheit nicht mehr lange ertragen müssen», meinte Sergeant O’Connor. «Ich muss für meine Firma verreisen.»
    «Auf lange?»
    «Ich gehe vielleicht ins Ausland.»
    Elsie machte ein langes Gesicht.
    Obwohl sie Lord Byrons berühmtes Gedicht «Nie liebt ich eine zarte Gazelle» usw. nicht kannte, überkamen sie jetzt die darin ausgedrückten Gefühle – sie dachte im Stillen: «Komisch, dass es mit allen wirklich aufregenden Männern nie zu etwas kommt. Nun, mir bleibt ja immer noch Fred.»
    Was erfreulich ist, weil es beweist, dass der plötzliche Einbruch von Sergeant O’Connor in Elsies Leben es nicht dauernd beeinflusste. «Fred» war vielleicht sogar der Gewinner!

17
     
    R hoda Dawes kam von Debenham’s heraus und blieb nachdenklich stehen. Unentschlossenheit war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Es war ein ausdrucksvolles Gesicht; jede flüchtige Regung zeigte sich in seinem schnell wechselnden Mienenspiel.
    In diesem Augenblick sagte Rhodas Gesicht ganz deutlich: «Soll ich oder soll ich nicht? Ich möchte… Aber vielleicht lasse ich es lieber…»
    Der Türhüter fragte ermutigend: «Taxi,

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