Mit offenen Karten
Hilfe kommen?»
« Enchantée, Madame, was kann ich für Sie tun?»
«Mein Taxi für mich bezahlen. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe die Tasche genommen, in der ich mein Geld fürs Ausland aufbewahre, und der Mann will absolut keine Francs, Lire oder Mark nehmen!»
Poirot zog galant etwas Kleingeld hervor, bezahlte den Chauffeur und betrat zusammen mit Mrs Oliver das Gebäude.
Sie wurden in Battles Privatbüro geführt. Der Superintendent saß hinter einem Tisch und sah hölzerner aus denn je.
«Wie eine moderne Skulptur», flüsterte Mrs Oliver Poirot zu.
Battle stand auf, reichte beiden die Hand und sie setzten sich. «Ich hielt die Zeit für eine kleine Zusammenkunft für gekommen», erklärte Battle. «Sie möchten wissen, was ich erreicht habe, und ich möchte wissen, was sie erreicht haben. Wir warten noch auf Colonel Race und dann…»
Aber in diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Colonel erschien.
«Entschuldigen Sie die Verspätung, Battle. Guten Morgen, Mrs Oliver. Hallo, Monsieur Poirot. Ich bedaure, wenn ich Sie warten ließ, aber ich verreise morgen und hatte noch eine Menge zu tun.»
«Wohin soll’s denn gehen?», fragte Mrs Oliver.
«Eine kleine Jagdexpedition in Richtung Belutschistan.»
Poirot sagte ironisch lächelnd:
«Ist es in jener Gegend nicht etwas unruhig? Sie werden Acht geben müssen.»
«Das ist meine feste Absicht», erwiderte Race ernst, aber seine Augen zwinkerten.
«Haben Sie etwas für uns, Sir?»
«Ich habe Ihnen die Informationen in Sachen Despard gebracht. Hier sind sie…»
Er schob ihm ein Bündel Papiere zu.
«Hier sind eine Menge Daten und Orte. Die meisten, glaube ich, ganz irrelevant. Es spricht nichts gegen ihn. Er ist ein wackerer Kerl. Hat tadellose Zeugnisse, hält strenge Disziplin. Er ist bei den Eingeborenen geschätzt und beliebt. Einer seiner komplizierten langen Namen in Afrika, wo sie für derlei was übrig haben, ist: ‹Der Mann, der seinen Mund hält und gerecht urteilt.› Die allgemeine Ansicht der Weißen dort ist, das Despard ein ‹Pukka Sahib› ist. Guter Schütze, kaltblütig, weit blickend, verlässlich.»
Ungerührt durch diese Lobeshymne, fragte Battle:
«Keine plötzlichen Todesfälle mit ihm in Verbindung?»
«Ich habe darauf besonderes Augenmerk gelegt. Es wird eine prachtvolle Lebensrettung zu seiner Ehre angeführt. Ein Kamerad von ihm wurde von einem Löwen übel zugerichtet.»
Battle seufzte.
«Ich brauche keine Lebensrettungen.»
«Sie sind ein hartnäckiger Kerl, Battle. Ich konnte nur einen Vorfall ausgraben, der in Ihr Konzept passt. Expedition ins Innere von Südamerika. Despard begleitete Professor Luxmore, den berühmten Botaniker, und dessen Frau. Der Professor stirbt an Tropenfieber und wird irgendwo am oberen Amazonas begraben.»
«Tropenfieber – so?»
«Tropenfieber. Aber ich will fair sein Ihnen gegenüber. Einer der eingeborenen Träger (der nebenbei bemerkt wegen Diebstahls entlassen wurde) erzählt eine Geschichte, dass Luxmore nicht an Fieber starb, sondern erschossen wurde. Das Gerücht wurde nie ernst genommen.»
«Vielleicht ist es an der Zeit, es ernst zu nehmen.»
Race schüttelte den Kopf.
«Ich habe Ihnen die Tatsachen mitgeteilt. Sie haben sie verlangt und haben ein Recht darauf, aber ich würde eine hohe Wette darauf abschließen, dass Despard die Niedertracht an jenem Abend nicht begangen hat. Despard ist ein Gentleman.»
«Und als solcher eines Mordes nicht fähig, meinen Sie?»
Colonel Race zögerte.
«Unfähig dessen, was ich Mord nenne – ja.»
«Aber nicht unfähig, einen Mann aus ihm triftig erscheinenden Gründen zu töten, ist es so?»
«Wenn, dann würden es tatsächlich triftige Gründe sein!»
Battle schüttelte den Kopf.
«Es geht nicht an, dass Menschen andere Menschen richten und das Gesetz in ihre eigenen Hände nehmen.»
«Aber es kommt vor, Battle – es kommt vor.»
«Es sollte aber nicht vorkommen – das ist mein Standpunkt. Was sagen Sie, Monsieur Poirot?»
«Ich bin Ihrer Meinung, Battle, ich habe Mord immer missbilligt.»
«Welch köstliche Weise, es auszudrücken», kommentierte Mrs Oliver, «als würde es sich um eine Fuchsjagd oder das Töten von Reihern für Damenhüte handeln. Finden Sie nicht, dass es Leute gibt, die umgebracht werden sollten?»
«Das ist sehr leicht möglich.»
«Nun, also?»
«Sie verstehen mich nicht. Ich denke nicht so sehr an das Opfer als an die Wirkung auf den Charakter des Täters.»
«Und im
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