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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Oliver. Es ist nicht das unaufspürbare Pfeilgift der südamerikanischen Indianer! Sie entsinnen sich vielleicht, dass es damals einen Skandal wegen infizierter Rasierpinsel billiger Fabrikation gab. Nachgewiesenermaßen war Craddocks Rasierpinsel die Ursache der Infektion.»
    «Hat Dr. Roberts ihn behandelt?»
    «O nein! Dazu war er zu gerissen. Ich glaube, Craddock hätte ihn auch keinesfalls gewollt. Das einzige Indiz, das ich habe – und das ist verdammt wenig –, ist, dass damals ein Fall von Anthrax unter den Patienten des Doktors war.»
    «Sie meinen, dass der Doktor den Rasierpinsel infiziert hat?»
    «Das ist meine Idee. Und vergessen Sie nicht, dass es nur eine Idee ist. Keinerlei Handhabe. Reine Vermutung. Aber es könnte sein.»
    «Er hat Mrs Craddock nachher nicht geheiratet?»
    «O du meine Güte, nein. Ich vermute, die Liebe war immer nur aufseiten der Dame. Ich hörte, dass sie Lärm schlagen wollte, aber plötzlich ganz frohgemut über den Winter nach Ägypten fuhr. Sie starb dort. Ein Fall irgendeiner obskuren Blutvergiftung. Sie hat einen komplizierten Namen. Hier äußerst selten, aber unter den Eingeborenen dort ziemlich häufig.»
    «Also kann der Doktor sie nicht vergiftet haben?»
    «Ich weiß nicht», sagte Battle langsam, «ich habe mich mit einem befreundeten Bakteriologen unterhalten – schrecklich schwer, aus diesen Leuten eine deutliche Antwort herauszukitzeln. Sie sagen nie ja oder nein. Es heißt immer, ‹es könnte unter gewissen Umständen möglich sein› – ‹es kommt auf den Gesundheitszustand des Betreffenden an› – ‹es sind solche Fälle vorgekommen› – ‹viel hängt von der individuellen Empfindlichkeit ab› – und lauter solches Zeug. Aber soweit ich meinen Freund festnageln konnte, bin ich auf Folgendes gekommen: Es wäre möglich gewesen, den Keim oder vielmehr die Keime vor ihrer Abreise aus England ins Blut zu injizieren. Die Symptome treten erst nach einiger Zeit auf.»
    Poirot fragte:
    «Wurde Mrs Craddock gegen Typhus geimpft, ehe sie England verließ? Ich glaube, die meisten Leute lassen das machen.»
    «Bravo, Monsieur Poirot.»
    «Und Dr. Roberts hat die Impfung vorgenommen?»
    «Ja. Da wären wir wieder – wir können nichts beweisen. Sie bekam die üblichen zwei Impfungen – und soviel wir wissen, können es Typhusimpfungen gewesen sein. Oder die eine kann eine Typhusimpfung gewesen sein und die andere – etwas anderes. Wir wissen es nicht, und wir werden es nie wissen. Das Ganze ist eine reine Hypothese. – Alles, was wir sagen können, ist: Es könnte sein.»
    Poirot nickte nachdenklich.
    «Es stimmt sehr gut mit gewissen Bemerkungen überein, die Shaitana mir gegenüber machte. Er pries den erfolgreichen Mörder – den Mann, dem man sein Verbrechen nie nachweisen kann.»
    «Wie hat es dann aber Shaitana erfahren?», fragte Mrs Oliver.
    Poirot zuckte die Achseln.
    «Das wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Er selbst war einmal in Ägypten. Das wissen wir, weil er Mrs Lorrimer dort kennen lernte. Er mag irgendeinen Arzt dort über sonderbare Symptome von Mrs Craddocks Krankheit sprechen gehört haben – ein Staunen darüber, wie die Infektion entstand. Ein andermal mag er einen Klatsch über Mrs Craddock und Roberts gehört haben. Es hat ihm vielleicht Spaß gemacht, dem Doktor gegenüber eine geheimnisvolle Andeutung zu machen, und dann hat er das Erschrecken in seinem Blick bemerkt – all das wird man nie wissen. Manche Leute haben eine unheimliche Gabe, Geheimnisse zu erraten. Shaitana gehörte dazu. Aber all das geht uns nichts an. Wir können nur sagen – er mutmaßte! Hatte er aber mit seinen Mutmaßungen Recht?»
    «Ich glaube ja», sagte Battle. «Ich habe das Gefühl, als hätte unser munterer, jovialer Doktor nicht allzu viele Skrupel. Ich habe einen oder zwei wie ihn gekannt – es ist unglaublich, wie gewisse Typen einander ähneln. Meiner Meinung nach ist er ein Mörder. Er hat Craddock getötet, er mag Mrs Craddock getötet haben, als sie anfing, lästig zu werden und Lärm zu schlagen. Aber hat er Shaitana ermordet? Das ist die eigentliche Frage. Und wenn wir die Verbrechen vergleichen, möchte ich es eher bezweifeln. Im Fall der Craddocks hat er beide Male medizinische Methoden angewendet. Die Todesfälle schienen natürliche Ursachen zu haben. Wenn er Shaitana getötet hätte, so hätte er es meiner Meinung nach ebenfalls auf medizinische Art getan. Er hätte den Krankheitskeim verwendet und nicht das Messer.»
    «Ich habe

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