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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ich werde es nicht dulden. Wenn nötig, werde ich die Schuld auf mich nehmen. Ich werde sagen, dass ich Timothy erschossen habe.»
    Sie hatte sich erhoben und warf den Kopf in den Nacken. Poirot erhob sich auch.
    «Madame», sagte er, als er ihre Hand nahm, «eine so heldenhafte Selbstaufopferung ist nicht nötig. Ich werde mein möglichstes tun, damit die Wahrheit nie an den Tag kommt.»
    Ein reizendes Lächeln von Mrs Luxmore dankte ihm. Sie hob ihre Hand leicht, sodass Monsieur Poirot sie, ob er nun wollte oder nicht, küssen musste.
    «Eine unglückliche Frau dankt Ihnen, Monsieur Poirot.»
    Es war das Abschiedswort einer verfolgten Königin an einen Günstling. Ein deutlicher Aktschluss. Poirot ging programmgemäß ab.
    Auf der Straße angelangt, machte er einen tiefen Atemzug.

21
     
    « Q uelle femme » , murmelte Hercule Poirot. « Ce pauvre Despard! Ce qu’il a dû souffrir! Quel voyage épouva n table! »
    Plötzlich begann er zu lachen.
    Er ging nun die Brompton Road entlang, blieb stehen, zog seine Uhr heraus und dachte kurz nach.
    «Aber ja, ich habe noch Zeit. Jedenfalls wird es ihm nicht schaden zu warten. Ich kann mich jetzt der anderen kleinen Angelegenheit widmen.»
    Eine längst vergessene Melodie summend, betrat Hercule Poirot ein luxuriös aussehendes Geschäft, das sich hauptsächlich mit der Bekleidung und allgemeinen Verschönerung der Damen befasste, und ging in die Strumpfabteilung. Er wandte sich an ein sympathisch und nicht allzu hochmütig aussehendes weibliches Wesen und nannte seine Wünsche.
    «Seidenstrümpfe? O ja, wir haben eine sehr schöne Auswahl. Garantiert reine Seide.»
    Poirot winkte ab und drückte sich deutlicher aus.
    «Französische Seidenstrümpfe! Mit dem Zoll, wissen Sie… sie sind sehr teuer.»
    Es erschien ein neuer Stoß Schachteln.
    «Sehr hübsch, Mademoiselle, aber ich hatte mir etwas noch Zarteres vorgestellt.»
    «Das sind Hunderter, aber natürlich haben wir noch extrafeine, aber ich fürchte, sie kommen auf ungefähr fünfunddreißig Shilling das Paar. Und natürlich nicht sehr haltbar. Wie Spinnweben.»
    « C’est ca. C’est exactement ca. »
    Diesmal blieb die junge Dame länger weg. Endlich kehrte sie zurück.
    «Leider kosten sie tatsächlich siebenunddreißig Shilling das Paar. Aber wundervoll, nicht wahr?»
    Sie nahm sie behutsam aus einer durchsichtigen Hülle – sie waren wirklich nur ein Hauch.
    « Enfin – das ist genau das, was ich suche!»
    «Wunderschön, nicht wahr? Wie viel Paar, Sir?»
    «Ich brauche – warten Sie, neunzehn Paar.»
    Die junge Dame fiel fast hinter den Ladentisch.
    «Bei zwei Dutzend gäbe es einen Rabatt», sagte sie matt.
    «Nein, ich brauche neunzehn Paar, in leicht verschiedenen Schattierungen, bitte.»
    Das Mädchen sortierte sie gehorsam, verpackte sie und stellte die Rechnung aus.
    Als Poirot mit seinem Einkauf verschwand, meinte eine Kollegin:
    «Wer wohl die Glückliche sein mag? Er muss ein widerwärtiger alter Mann sein. Nun, sie muss ihn gut im Griff haben – Strümpfe zu siebenunddreißig Shilling. Ich muss schon sagen, alle Achtung!»
    In Unkenntnis der Geringschätzung, mit der die jungen Damen in der Firma Messrs. Harvey Robinson’s über seinen Charakter urteilten, trabte Poirot heimwärts.
    Er war ungefähr eine halbe Stunde zuhause, als es klingelte, und wenige Minuten darauf betrat Major Despard das Zimmer.
    Er hielt nur mit Mühe an sich.
    «Was zum Teufel ist Ihnen eingefallen, Mrs Luxmore aufzusuchen?», fragte er.
    Poirot lächelte.
    «Ich wollte die wahre Geschichte von Professor Luxmores Tod hören.»
    «Die wahre Geschichte? Glauben Sie, dass diese Frau imstande ist, über irgendetwas die Wahrheit zu sagen?», meinte Despard wütend.
    « Eh bien, das habe ich mich auch gefragt», gestand Poirot.
    «Das will ich meinen, die Frau ist verrückt.»
    Poirot wandte ein:
    «Keineswegs. Sie ist eine romantische Frau. Das ist alles.»
    «Zum Teufel mit der Romantik. Sie ist eine ausgemachte Lügnerin. Manchmal glaube ich sogar, dass sie an ihre eigenen Lügen glaubt.»
    «Das ist leicht möglich.»
    «Sie ist ein fürchterliches Frauenzimmer. Ich habe dort draußen meine liebe Not mit ihr gehabt.»
    «Auch das will ich gern glauben.»
    Despard setzte sich plötzlich hin.
    «Hören Sie, Monsieur Poirot, ich will Ihnen jetzt die Wahrheit sagen.»
    «Sie meinen, Sie wollen mir Ihre Version der Geschichte erzählen.»
    «Meine Version ist die richtige.»
    Poirot antwortete nicht.
    «Ich sehe vollkommen

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