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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Warum auch nicht?»
    «Bitte wiederholen Sie nochmal die Fakten.»
    «Die eine Flasche war eine Flasche Feigensirup. Sie nahm ihn scheinbar regelmäßig. Dann war dieses Färbemittel für Hüte, das sie verwendet hatte – oder vielmehr das die junge Dame, ihre Gesellschafterin, für sie verwendet hatte, um einen Gartenhut aufzufrischen. Es war ziemlich viel übrig geblieben, und als die Flasche zerbrach, sagte Mrs Benson selbst: ‹Schütten Sie es in diese alte Flasche – die Feigensirupflasche›, das stimmt. Die Dienstboten hatten es gehört, die junge Dame, Miss Meredith, das Stubenmädchen und die Köchin sind sich darüber einig. Das Färbemittel wurde in die alte Feigensirupflasche gegossen und in das oberste Fach im Badezimmer gestellt.»
    «Nicht frisch etikettiert?»
    «Nein, sehr unvorsichtig. Der Leichenbeschauer hat es beanstandet.»
    «Fahren Sie fort.»
    «An besagtem Abend ging die Verstorbene ins Badezimmer, griff nach einer Flasche Feigensirup, goss sich eine gute Dosis ein und trank sie. Sie merkte sofort, was sie getan hatte, und schickte eilends nach dem Arzt. Er war unterwegs, und es dauerte einige Zeit, ehe man ihn erreichte. Man tat alles, was man konnte, aber sie starb.»
    «Glaubte sie selbst an einen unglücklichen Zufall?»
    «O ja – jedermann glaubte es. Es schien klar, dass die Flaschen irgendwie verwechselt worden waren. Man vermutete, das Stubenmädchen habe es beim Abstauben getan, aber das schwört, dem sei nicht so.»
    Battle schwieg – er überlegte. Wie leicht, ein Kinderspiel. Nur zwei Flaschen waren vertauscht worden. Schwer, einem derartigen scheinbaren Irrtum auf die Spur zu kommen. Vermutlich hatte sie dabei Handschuhe getragen, sodass auf jeden Fall die letzten Fingerabdrücke von Mrs Benson stammen würden. So leicht – so einfach. Aber trotzdem ein perfekter Mord!
    Aber warum? Das war ihm noch ein Rätsel – warum?
    «Diese junge Gesellschafterin, diese Miss Meredith, hat sie von Mrs Benson etwas geerbt?», fragte er.
    Inspektor Harper schüttelte den Kopf.
    «Nein. Sie war nur ungefähr sechs Wochen da. Kein leichter Posten, glaube ich. Die jungen Damen blieben nie lange. Offensichtlich eine schwierige Frau. Aber wenn Anne Meredith unglücklich war, so hätte sie wie ihre Vorgängerinnen fortgehen können. Kein Grund zu töten, außer aus reiner, sinnloser Rachsucht.» Er schüttelte den Kopf. Diese Vermutung klang äußerst unwahrscheinlich.
    «Wer hat Mrs Benson beerbt?»
    «Das weiß ich nicht, Sir. Neffen und Nichten, glaube ich. Aber es konnte nicht sehr viel sein – besonders wenn es aufgeteilt wurde, und ich habe gehört, dass der größte Teil ihres Einkommens aus einer dieser Leibrenten stammte.»
    Das war es also nicht. Aber Mrs Benson war gestorben, und Anne Meredith hatte ihm verschwiegen, dass sie in Combeacre war.
    Es war alles höchst unbefriedigend.
    Er zog peinlich genaue Erkundigungen ein. Die Aussage des Arztes war klar und eindeutig. Kein Grund anzunehmen, dass es etwas anderes war als ein Unglücksfall. Miss – er konnte sich nicht an den Namen erinnern, ein nettes, aber etwas hilfloses Mädchen – war sehr aufgeregt und unglücklich gewesen. Der Vikar erinnerte sich an Mrs Bensons letzte Gesellschafterin – ein nettes, bescheidenes junges Mädchen. Kam immer mit Mrs Benson in die Kirche. Mrs Benson war – nicht schwierig – aber ein bisschen streng gegen junge Leute gewesen und sehr rigide in ihrem Glauben.
    Battle versuchte es noch mit ein, zwei anderen Leuten, erfuhr aber nichts Wesentliches. Man erinnerte sich kaum mehr an Anne Meredith. Sie hatte einige Monate in ihrer Mitte gelebt – das war alles. Und ihre Persönlichkeit war nicht lebendig genug, einen dauernden Eindruck zu hinterlassen. Ein nettes kleines Ding, lautete das allgemeine Urteil. Mrs Benson trat klarer hervor. Ein selbstherrlicher Grenadier von einer Frau, die ihre Gesellschafterin nicht schonte und ihre Dienstboten häufig wechselte. Eine unangenehme Frau – aber mehr nicht.
    Dessen ungeachtet verließ Superintendent Battle Devonshire mit dem festen Eindruck, dass Anne Meredith aus irgendeinem unbekannten Grund ihre Arbeitgeberin vorsätzlich ermordet hatte.

23
     
    W ährend Superintendent Battles Zug ostwärts durch England brauste, waren Anne Meredith und Rhoda Dawes in Hercule Poirots Wohnzimmer.
    Anne hatte die Einladung, die mit der Morgenpost gekommen war, nicht annehmen wollen, aber Rhoda hatte sie bewogen, doch zu gehen.
    «Anne – du bist ein Feigling

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