Mit Pflanzen verbunden
wundheilend.
Zubereitung und Dosierung: Nierenkranke sollen allgemein viel trinken um die Nierengewebe durchzuspülen. Rudolf F. Weiß verschreibt einen Aufguss (Tee) des Goldrutenkrauts, wovon der Patient auf nüchternen Magen anderthalb Liter trinken soll. Dosierung : ein gehäufter Teelöffel des Goldrutenkrauts pro Tasse.
Sehr gut wirkt, nach meiner Erfahrung, ein Kaltwasserauszug , der ungefähr zehn Stunden lang gezogen haben sollte. Vorteilhaft ist es, für den Auszug nicht nur die getrockneten Blüten und Blätter, sondern auch die Wurzeln zu verwenden. Günstig ist ebenfalls, abwechselnd einige Tage die europäische und dann wieder die amerikanischen Arten zu verwenden. Das schließt einen Gewöhnungseffekt aus. Solange die Niere krank ist, schmeckt das Gebräu dem Patienten so gut, dass er ein regelmäßiges Verlangen danach hat. Wenn es nicht mehr so gut schmeckt, ist die Erkrankung meist schon ausgeheilt.
Sammelzeit: Das obere Drittel der Pflanze, Blatt und Blüte, wird im August bis Anfang September gesammelt.
Der Nierenheiler
Von der außergewöhnlichen Heilkraft der Goldrute bei Nierenproblemen konnte ich mich viele Jahre nach meinen Kindheitserfahrungen mit dieser Pflanze überzeugen. Es war in einer Zeit, in der meine Frau und ich in einer winzigen Hütte in Oregon lebten und wieder einmal mit einem Minimaleinkommen auskommen mussten. Wir lebten – aus der Not eine Tugend machend – vegetarisch und tauschten bei der alternativen Hippie-Cooperative (Co-Op) Arbeitsstunden gegen die nötigsten Nahrungsmittel (Getreide, Zucker) ein. In unserem Garten säten wir, sobald es im Frühling warm genug war, Gartenmelde, Spinat, Schnittmangold, Senf und anderes schnell wachsendes Grünzeug. Leider war diese Kost zu einseitig und das grüne Gemüse enthielt zu viel Oxalsäure. Sie entzog dem Körper nicht nur den notwendigen Kalk, so dass unsere Zähne gläsern und kariesanfällig wurden, sondern bald machten sich bei uns Schmerzen in den Nieren bemerkbar. Nun hieß es, wie ich gelesen hatte, schon beim „Kräutervater“ Tabernaemontanus (1522–1590), dass sich das Goldrutenkraut zum „Lösen des (Nieren-) Steins“ und zum „Reinigen des groben Schleims aus den Harngängen“ eigne. Der geniale Arzt Johann Gottfried Rademacher (1772–1850), der die Überzeugung hegte, dass die Natur für jedes Organ ein spezifisches Heilkraut bereitstellt, machte die europäische „echte“ Goldrute als das Nierenkraut aus. Er verschrieb es bei Nierenentzündung, Urämie (Harnvergiftung bei Nierenversagen), Blasenhalsentzündung und Harngrieß. Von der aus Nordamerika eingebürgerten „falschen“ Goldrute hielt er nicht allzu viel. Viele Kräuterexperten sind übrigens heute noch der Meinung, die Kanadische Goldrute habe wenig Heilkraft. Ein Trugschluss, wie ich selbst erfahren habe.
Ich besorgte mir von der Hippie-Cooperative, dem einzigen Laden, in dem es Kräuter zu kaufen gab, die Echte Goldrute. Sie wurde dort nicht als Heilpflanze, sondern – ohne Indikation oder Verwendungshinweise – als „Nahrungsergänzungsmittel“ bzw. „Lebensmittelzusatz“ (food additive) verkauft. Der freie Verkauf eines „pflanzlichen Heilmittels“ wäre illegal gewesen. Die FDA (Food and Drug Administration) sah es damals als problematisch an, dass sich mündige Bürger mit pflanzlichen Medikamenten selbst behandeln könnten. Diese absurde Situation hat sich in den USA bis heute nicht geändert – im Gegenteil: Nun muss zusätzlich eine Warnung über die mögliche Gefährlichkeit des „Nahrungsergänzungsmittels“ auf der Verpackung abgedruckt sein. Die Wirkung des Goldrutentees dagegen war wunderbar, die Nierenschmerzen verschwanden innerhalb kurzer Zeit.
Mitte der achtziger Jahre hielt ich am Sheridan College in Wyoming unter anderem Vorlesungen über Ethnomedizin. Da Heilpflanzen und die europäische Kräuterkunde seit langem mein Steckenpferd waren, räumte ich diesen Themen einen breiten Raum ein. Auch Solidago virgaurea fand als bewährtes Nierenheilmittel Erwähnung. Unter den Zuhörern war eine junge Frau, der es gesundheitlich recht schlecht ging. Sie war blass, abgemagert und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Erst ein Jahr später traf ich sie in der Stadt zufällig wieder, wobei ich feststellen konnte, dass sich ihr Gesundheitszustand sichtlich gebessert hatte. Als ich sie darauf ansprach, entgegnete sie: „Ja, ich war damals schwer nierenkrank und litt an einer Schrumpfniere. Die Ärzte konnten mir
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