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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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krampflösendes Frauenkraut verwendet; wurde während der Wehen getrunken, um die Geburt und das Austreiben der Nachgeburt zu erleichtern; auch als bitter aromatischer Magentee (regt in niederen Dosierungen die Galle an) und als Wurmmittel (bei Oxyuren) verwendet;
    Saft: zur Behandlung offener Beine und Unterschenkelgeschwüre;
    Wurzelpulver: bei Hysterie, Schlafwandeln, Epilepsie, Wurmbefall;
    Blütenessenz (nach der Methode von Dr. Edward Bach): um größere geistige Klarheit und Bewusstsein für die Traumwelt zu schaffen (McIntyre 1998: 58).
    Zubereitung: Teeaufguss oder Abkochung: ein Teelöffel pro Tasse, fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. (Die Abkochung ist dem Aufguss vorzuziehen, da dadurch der Thujongehalt vermindert wird). Achtung! Darf nicht während der Schwangerschaft getrunken werden. Wurzelpulver: Als Mittel gegen Epilepsie wird (wenn keine anderen organischen Schäden vorliegen) ein Teelöffel Pulver in heißem Weißbier getrunken, wenn sich ein Anfall ankündigt oder kurz danach (Siegmund 1990: 113).
    Sammelzeit: Die blühenden Sprossspitzen werden im August, September, die jungen, hellfarbigen Wurzeln im Herbst gesammelt, nicht gewaschen, sondern nur abgeklopft, im Schatten getrocknet und erst unmittelbar vor Gebrauch zu Pulver verarbeitet (Kölbl 1993: 63).
Vampire in der Aula
    Beifußkraut wirkt bis in die nicht sichtbaren ätherischen und astralen Dimensionen hinein. Das wurde mir im Herbst 2004 beim Weltkongress der internationalen ethnomedizinischen Gesellschaft (Ethnomed) 7 wieder einmal drastisch vor Augen geführt. Die Gesellschaft ist der Dachverband für eine bunte, unorthodoxe Mischung von Medizinern, Ethnologen, medical anthropologists, Schamanenexperten, indianischen Medizinleuten, indischen Heilpflanzenkundigen, Voodoo-Experten und Schamanen aus der ganzen Welt, von den Tropen bis zur Arktis. Das mehrtägige Treffen fand diesmal im Anatomiegebäude der Ludwig-Maximilian-Universität in München statt. Die Vorträge und Referate wurden in dem geräumigen hufeisenförmigen Saal gehalten, in dem seit Kaiser Wilhelms Zeiten bis zum heutigen Tag Anatomieprofessoren und Medizinstudenten Leichen sezieren. Wie in einer Sportarena oder in antiken Theatern sind die Sitzreihen in Stufen steil übereinander angebracht, so dass die Studenten einen guten Blick nach unten haben. Gläserne Schränke, in denen Skelette jeden Alters, vom Embryo bis zum Greis, sowie alle möglichen Abnormitäten ausgestellt sind, säumen den Raum, in dem die Referenten ihre Mahlzeiten einnahmen. Und in den Gängen im Untergeschoss standen schon die nächsten Holzkisten mit „Sezierübungsmaterial“ bereit. Für gestandene Wissenschaftler ist das selbstverständlich kein Problem, aber für Leute mit überaktiver Fantasie kann so ein Tagungsort etwas Gruseliges an sich haben.
    Die Themen der Tagung, die einen weiten Bogen von Hirntomographien während Trancezuständen über indische Heiltänze bis hin zu schamanischen Reisen spannten, waren interessant. Atmosphärisch jedoch stimmte irgendetwas nicht. Zuhörer beschwerten sich öfter als nötig. Am dritten Konferenztag sollte ich mein Referat über „Schamanische Heilrituale bei den Angelsachsen und anderen germanischen Völkern“ halten. Kurz davor traf ich im Gang zufällig auf Dr. Max Amman, den „Spiritus Rector“ der Münchener Heilpflanzenschule Natura Naturans.
    „Ich halte hier keine Referate mehr“, sagte er, nachdem wir uns begrüßt hatten. „Du weißt doch, dass ich ein bisschen hellsichtig bin. Als ich vor zwei Jahren bei der Ethnomed-Tagung meinen Vortrag hielt, sah ich sie, diese vampirähnlichen Hauchgestalten, die sich von den Ausdünstungen der Leichen ernähren. Sie haben mir einen solchen Schrecken eingejagt, dass ich während meines Vortrags einen Schlaganfall erlitt und gleich ins Krankenhaus gebracht werden musste. Es ist ganz gefährlich hier!“
    Ja, ich hatte von seinem Schlaganfall gehört und kannte den alten Alchemisten und Meister der Pflanzenmagie gut genug, um zu wissen, dass er wirklich hellsichtig ist. Ich verabschiedete mich, trank noch schnell einen Kaffee, um das Zerebrum anzukurbeln, und machte mich auf den Weg in den Hörsaal. Der Saal war abgedunkelt, der Referent, der vor mir an der Reihe war, zeigte noch Dias von irgendeinem Stamm in Borneo. Derweil befestigte jemand das Mikrofon an meinem Jackett. Zufällig schaute ich hinauf in die dicht besetzte Zuhörergalerie. Da saß tatsächlich jemand, der im Dunkeln eine

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