Mit Resilienz leichter durch den Alltag
(oder das der anderen) hat oder haben kann. Hinsichtlich seiner Fahrweise kann der Anspruch eines Reisebusfahrers nicht hoch genug sein. Ob die Pausenbewirtung wie am Schnürchen klappt, ist dagegen zweitrangig.
Schrauben Sie in der einen oder anderen nicht so entscheidenden Angelegenheit Ihren Ehrgeiz etwas herunter. Gönnen Sie sich von Zeit zu Zeit einen gezielt unperfekten Tag.
Übertriebene Perfektion lässt Sie streng und unnahbar wirken. Lassen Sie ruhig einmal zu,
dass Nachbarn Nachlässigkeiten in Haus oder Garten bemerken,
dass Familie oder gute Freunde Sie im Schlabberlook oder mit ungewaschenen Haaren sehen,
dass Kollegen einen vergessenen Termin oder einen Anfall von Müdigkeit mitbekommen.
Die meisten werden diese »menschlichen Züge« sympathisch finden. Sie selber werden entspannter und können mit mehr Humor und Nachsicht auch auf die Unvollkommenheiten anderer reagieren.
Sich selbst regulieren – Work-Life-Balance halten
Episode: Das schaff ich auch noch!
Seit 7 Uhr ist Gerhard im Büro und arbeitet sich Posten für Posten durch seine endlose To-do-Liste. Dazwischen klingelt ständig das Telefon. Er muss gedanklich zwischen den unterschiedlichsten Anfragen hin- und herschalten.
Mittlerweile ist es 11 Uhr. Mit der Auswertung der letzten Statistiken hat Gerhard noch nicht einmal angefangen. Der Chef erwartet seine fehlerfreien Berechnungen für verschiedene Optionen. Morgen will er dem Vorstand die neuesten Zahlen vorlegen. Die Zukunft der Abteilung steht und fällt mit der exzellenten Vorleistung von Gerhard.
Gegen 15 Uhr lässt sich der Hunger nicht mehr übergehen. Gerhard holt sich in der Kantine ein belegtes Brötchen und dazu einen Apfel. »Der ist ja wenigstens gesund«, beschwichtigt er sich. Beides isst er am Schreibtisch, während er seine E-Mails abruft. Dazu die fünfte oder sechste Tasse Kaffee, er zählt nicht mehr mit. Um 19 Uhr legt er die fertigen Unterlagen für den nächsten Tag auf den Schreibtisch seines Chefs, der bereits um 16 Uhr das Büro verlassen hat.
Nach einer halbstündigen Autofahrt kommt Gerhard erschöpft zu Hause an. Seine Lebensgefährtin Sabine hat Gäste eingeladen und freut sich auf einen anregenden Abend. Gerhard versucht, sich nicht anmerken zu lassen, wie gerädert er ist. Dennoch wirkt er auf die Freunde müde und abwesend. Die ersten gehen bereits gegen 22 Uhr nach Hause. Sabine wirft ihm vorwurfsvolle Blicke zu. Als um 23 Uhr alle weg sind, gibt sie ihm deutlich zu verstehen, wie enttäuscht sie über sein Verhalten ist. Gerhard fällt deprimiert ins Bett, kann aber nicht einschlafen.
Kommentar
Wenn wir lange Zeit ununterbrochen an Aufgaben arbeiten, die eine hohe Konzentration auf Details verlangen, sinkt die Stimmung und ungute Gefühle machen sich breit. Wir blenden Reize der Umgebung oder des eigenen Körpers aus, um der Belastung standzuhalten.
Gerhard ist so fixiert auf die fehlerfreie Erstellung von Texten und Zahlen, dass er seine körperlichen und psychischen Bedürfnisse nicht wahrnimmt und übergeht.
Statt Erholungspausen einzulegen, isst er nebenbei, mit Kaffee versucht er sich wach und konzentriert zu halten.
Erst gegen 19 Uhr hat er das erste Erfolgserlebnis. Doch die direkte Anerkennung durch seinen Chef bleibt aus.
Gerhard balanciert seine Anspannung und Konzentration nicht durch kleine Belohnungen und Pausen mit Bewegung oder kurzen Sozialkontakten zur rechten Zeit aus. So verschleißt er seine Kräfte und vergisst, Prioritäten zu setzen. Wie im Hamsterrad strampelt er weiter, solange es irgendwie geht.
Ein Blick auf das große Ganze und eine bewusste Entscheidung für die entsprechenden Prioritäten (und gegen die nicht passenden) erzeugt häufiger Erfolgserlebnisse und gibt einen Motivationsschub.
Der Abend in lockerer Runde mit Freunden könnte sehr entspannend sein. Für Gerhard gerät er allerdings zum weiteren Pflichtprogramm, weil er Sabine und seinen Gästen gerecht werden will, ohne seine eigene Verfassung zu berücksichtigen.
Reflexionsfragen
Kennen Sie »Durchhalte-Aktionen« ohne Rücksicht auf Verluste von sich selbst? Wer oder was verführt Sie dazu?
Eigene Ansprüche?
Erwartungen von außen?
Erfolgsdruck?
…
Was bewirken Sie damit? Welche ungewollten Nebenwirkungen nehmen Sie in Kauf?
Pausen haben den Zweck, sich in ihnen zu erholen und wieder leistungsfähig zu werden.
Wie gestalten Sie Ihre Pausen?
Sind sie ein Gegenstück zu dem, was Sie davor und danach tun?
Fühlen Sie sich danach gestärkt
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