Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Tür. Der Torwächter strebte an Honor vorbei zum Thron Benjamins IX., des Protectors von Grayson, und ließ sich davor auf ein Knie nieder; die Spitze des juwelenbesetzten Staatsschwertes stützte er auf den Fußboden und beugte sich über die schlichte, kreuzartige Parierstange.
    »Euer Gnaden, Euch und dem Konklave präsentiere ich Honor Stephanie Harrington, Tochter des Alfred Harrington, die kommt, um einen Sitz unter Euren Gutsherren zu fordern.«
    Benjamin Mayhew nickte ernst und sah für eine Weile schweigend auf Honor herab, dann hob er den Blick und ließ ihn über die Stuhlreihen schweifen.
    »Gutsherren«, sprach er. Seine Stimme klang dank der großartigen Akustik der Kammer klar und deutlich. »Diese Frau beansprucht das Recht, bei Euch zu sitzen. Wäre einer unter Euch, der ihr abstritte, würdig zu sein?«
    Honors Nerven schienen wie statisch aufgeladen zu prickeln, denn Mayhews Frage stellte diesmal nicht die Formsache dar, die sie bei einem anderen Antragsteller gewesen wäre. Die graysonitischen Reaktionäre waren noch reaktionärer als die anderer Planeten, und Honors erstes Eintreffen im Jelzin-System markierte den Startpunkt für die Umwälzungen im sozialen Gefüge. Eine Mehrheit von Graysons begrüßten die Veränderungen, die über sie gekommen waren, wenn auch mit Enthusiasmus unterschiedlichen Ausmaßes; die Minderheit aber, die gegen die Veränderung war, widersetzte sich ihnen mit militantem Eifer. Seit ihrer Ankunft hatte Honor immer wieder ihre bittere Rhetorik zu lesen und zu hören bekommen. Die Gelegenheit, eine Frau als unwürdig anzufechten, hallte in der antwortenden Stille wider und wartete, daß jemand sie aufgriff.
    Aber niemand meldete sich, und Mayhew nickte erneut.
    »Wäre einer unter Euch, der zu ihren Gunsten spräche?« fragte er ruhig, und grollend und überwältigend erhielt er »Aye« zur Antwort. Nicht alle Angehörigen des Konklaves beteiligten sich daran, aber niemand widersprach. Mayhew lächelte auf Honor herab.
    »Eurem Anspruch wurde von Euresgleichen stattgegeben, Lady Harrington. Kommt nun und nehmt Euren Platz unter ihnen ein.«
    Kleidung raschelte, als die Gutsherren sich erhoben und Honor die breiten, flachen Stufen hinaufschritt, um die zweite Sitzreihe zu erreichen. Vor dem Protector blieb sie stehen. Auf dem Boden vor dem Thron lagen zwei kleine Samtkissen. Honor setzte Nimitz vorsichtig auf das eine und kniete selbst auf dem zweiten nieder. Die Behinderung durch den Rock machte das schwieriger, als es gemeinhin gewesen wäre; einen höfischen Knicks hätte sie darin niemals zustandegebracht. Ein oder zwei Füßepaare scharrten, als sie wie ein Mann auf die Knie ging, aber niemand sprach. Der Torwächter schritt an Honor vorbei und übergab Mayhew das Staatsschwert.
    Der Protector drehte es herum und hielt Honor den Griff hin. Sie legte die Hände darauf. Trotz ihrer Nervosität wunderte sie sich, wie sehr ihre Finger zitterten, und sah zu Mayhew auf. Das ermutigende Lächeln des Protectors linderte ihr Beben.
    »Honor Stephanie Harrington«, sagte Mayhew ruhig, »seid Ihr bereit, im Beisein der versammelten Gutsherren von Grayson dem Protector und dem Volk von Grayson unter den Augen Gottes und Seiner Heiligen Kirche den Treueeid zu leisten?«
    »Das bin ich, Euer Gnaden, doch kann ich dies nur unter zwei Vorbehalten tun.« Während sie diese Worte sprach, nahm sie die Hände vom Heft des Schwertes, in ihrer Stimme lag jedoch keine Weigerung. Mayhew nickte. Selbstverständlich wußte er bereits, was nun kommen würde. Etliche Diskussionen waren erforderlich gewesen, bis sie einen Kompromiß in der Behandlung dieser Angelegenheiten gefunden hatten.
    »Nach alter Sitte und altem Gesetz habt Ihr Anspruch darauf, Vorbehalte anzumelden«, antwortete er. »Jedoch besitzt dieses Konklave wiederum das Recht, Eure Vorbehalte zurückzuweisen und Euch Euren Sitz zu verweigern, sollte es sie als unvereinbar mit Eurer neuen Stellung erachten. Erkennt Ihr dieses Recht an?«
    »Ich erkenne es an, Euer Gnaden.«
    »Dann nennt Euren ersten Vorbehalt.«
    »Wie Euer Gnaden wissen, bin ich Untertanin des Sternenkönigreichs von Manticore, eine Angehörige seines Adels und Offizier in der Navy der Königin. In diesen Eigenschaften unterliege ich Verpflichtungen, die ich nicht mißachten kann. Ebensowenig kann ich die Nation aufgeben, in der ich geboren wurde, oder die Eide gegenüber meiner Königin, auch nicht, um das Hohe Amt einer Gutsherrin anzunehmen. Und ich kann

Weitere Kostenlose Bücher