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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und damit war es für Honor an der Zeit, vor das Konklave der Gutsherren zu treten, der letzten Instanz, die über ihre Befähigung zu diesem Amt befinden würde. Und für sie, die Rolle als Beschützerin und Herrscherin über die Menschen – über ihre Leute – anzunehmen und eine direkte Autorität über ihr Leben und Wohlergehen auszuüben, wie kein manticoranischer Adliger sie jemals gekannt hatte. Honor wußte, was sie erwartete, und hatte ihr Bestes getan, um sich darauf vorzubereiten, doch tief in ihrem Innern war sie noch immer Honor Harrington, eine Freisassentochter vom Planeten Sphinx, und dieser Teil von ihr wollte einfach nichts anderes, als sich umzudrehen und davonzulaufen.
    Schließlich erreichte sie die gewaltige, eisenverstärkte doppelflüglige Tür der Konklavenkammer. Die Errichtung dieses schweren Hindernisses reichte fast sieben T-Jahrhunderte zurück. In den Wänden daneben befanden sich Schießscharten, und der linke Torflügel war mit gezackten Einschußlöchern übersät. Honors Wissen über die Geschichte Graysons war noch immer sehr lückenhaft, aber es reichte aus, daß sie stehenblieb und das Haupt in tiefem Respekt vor den Einschußlöchern beugte. Die Tafel darunter führte die Namen der Dreiundfünfzig und ihrer persönlichen Waffenträger, derjenigen, die bis zum letzten Mann die Konklavekammer gegen den Putschversuch gehalten hatten, welcher den Graysonitischen Bürgerkrieg auslöste. Zuletzt hatten die Wahren Gläubigen Panzer herangeführt und sich über die Leichen der Gutsherrengarde den Weg durch den Korridor gebahnt, den rechten Türflügel in Stücke geschossen und eine Kompanie Infanterie bei dem verzweifelten Versuch geopfert, zumindest einige der Gutsherren als Geisel gefangenzunehmen, aber keiner der Dreiundfünfzig war ihnen lebend in die Hände gefallen.
    Als Honor sich vor der Tafel verbeugte, ging der letzte Gardist auf ein Knie. Sie richtete sich auf, atmete noch einmal tief durch und ergriff den eisernen Türklopfer.
    Mit einem schroffen, hallenden Geräusch schlug Eisen auf Eisen. Ein Moment völliger Stille folgte darauf; dann schwangen die riesigen, mehrere Zentimeter dicken Türflügel langsam zur Seite, und Licht fiel zwischen ihnen hindurch. Honor sah sich einem Mann gegenüber, der ein blankes Schwert in der Faust hielt. Hinter ihm erblickte sie die Reihen der Gutsherren, die in der wie ein Hufeisen geformten Kammer saßen. Das Gewand des Torwächters war ein mit Goldtressen besetzter Anachronismus und wirkte noch großartiger als Honors eigene Kostümierung; dennoch ließ sich darin eine Uniform des regulären Heeres erkennen. Am Kragen glänzte das Emblem des Protectors, die geöffnete Bibel und das Schwert – nicht der Schlüssel des Patriarchen, der für die Gutsherrengarde stand.
    »Wer ersucht den Protector um Audienz?« verlangte er zu wissen, und Honors Sopranstimme antwortete trotz ihrer Nervosität klar und ohne Schwanken mit den Worten der althergebrachten Formel.
    »Ich bitte niemanden um Audienz. Ich komme nicht zu bitten, sondern um Aufnahme in das Konklave zu verlangen und meinen Sitz darin zu erhalten, wie es mir zusteht.«
    »Auf wessen Geheiß?« forderte der Torwächter zu erfahren. Er brachte das Schwert in Abwehrhaltung. Gleichzeitig mit Honor hob auch Nimitz stolz den Kopf.
    »Auf mein eigen Geheiß, unter Gott und Gesetz«, gab sie zurück.
    »Wie lautet Euer Name?«
    »Ich bin Honor Stephanie Harrington, Tochter des Alfred Harrington, und gekommen, mein Recht auf den Sitz als Gutsherrin von Harrington zu beanspruchen«, verkündete Honor. Der Wächter trat einen Schritt zurück und senkte in offizieller Anerkennung der Gleichrangigkeit der versammelten Gutsherren die Klinge.
    »Dann betretet diesen Raum, auf daß das Konklave der Gutsherren urteilt, ob Ihr des Amtes, das Ihr beansprucht, würdig seid – wie es von je sein Recht ist«, forderte er Honor auf, und mit wogendem Rock schritt Honor weiter.
    So weit, so gut , versicherte sie sich und versuchte, sich davon abzuhalten, die vorgeschriebenen Sätze immer wieder zu rekapitulieren. Der Umstand, daß sie eine Frau war, hatte einige Eingriffe in die tausend Jahre alten Formeln erfordert; der Umstand, daß sie technisch eine Ungläubige war, erforderte noch etliche mehr. Sie riß sich zusammen. Hier stand sie nun, inmitten der gewaltigen Kammer, und die versammelten Gutsherren von Grayson blickten schweigend zu ihr hinab.
    Mit einem leisen Dröhnen schloß sich hinter ihr die

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