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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Clinkscales zu.
    »Howard, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie etwas Persönliches fragen würde?«
    »Persönlich, Mylady?« Clinkscales zupfte sich an einem Ohrläppchen. »Fragen können Sie sicherlich.« Er lächelte schief. »Wenn die Frage zu persönlich ausfällt, kann ich mich immer noch entscheiden, sie nicht zu beantworten.«
    »Das können Sie wohl«, stimmte Honor ihm zu. Sie zögerte einen Augenblick, in dem sie über eine taktvolle Formulierung nachdachte, dann aber kam ihr in den Sinn, daß Clinkscales so direkt und unverblümt war wie sie selbst. Deshalb war es vermutlich am besten, wenn sie sich ein Herz nahm und die Frage stellte.
    »Ehrlich gesagt wundere ich mich ein wenig, daß wir so reibungslos zusammenarbeiten«, sagte sie. Clinkscales hob die Augenbrauen, und Honor zuckte zur Antwort mit den Schultern. »Sie wissen so gut wie ich, wie sehr ich auf Ihre Hilfe angewiesen bin. Mittlerweile habe ich wohl das eine oder andere gelernt, aber trotzdem betrete ich jeden Tag Neuland. Ohne Ihren Rat würde ich wahrscheinlich alles verpfuschen; so wie es im Moment aussieht, glaube ich, daß die Dinge sehr gut laufen. Ich weiß Ihre Hilfe wirklich außerordentlich zu schätzen, aber ich weiß auch, daß Sie viel mehr leisten als Ihr Regentschaftseid von Ihnen fordert. Manchmal will mir das ein wenig merkwürdig vorkommen. Ich weiß, daß Sie vieles von dem, was im Augenblick auf Grayson vor sich geht, alles andere als begrüßen, und ich … – nun, ich nehme an, Protector Benjamin hatte recht, als er mich als das Symbol dieser Veränderung bezeichnete. Sie hätten es mir erheblich schwerer machen können, wenn Sie einfach nur den Job getan hätten, den zu tun Sie versprochen haben. Niemand hätte Ihnen einen Vorwurf machen können, wenn Sie mich alles auf die harte Tour hätten lernen lassen. Ich kann mir nicht helfen, ich frage mich die ganze Zeit, warum Sie sich anders verhalten.«
    »Weil Sie meine Gutsherrin sind, Lady Harrington«, antwortete Clinkscales.
    »Ist das der einzige Grund?«
    »Es ist jedenfalls ein hinreichender.« Clinkscales schürzte die Lippen, spielte mit der kleineren, silbernen Version des Gutsherrenschlüssels, den er am Hals trug, und wiegte den Kopf. »Aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann muß ich zugeben, daß die Art, in der Sie Ihre Pflichten in Angriff nehmen, ebenfalls etwas damit zu tun hat. Sie hätten sich entscheiden können, nicht mehr zu sein als eine Galionsfigur, Mylady; statt dessen arbeiten Sie zehn oder zwölf Stunden am Tag daran, eine echte Gutsherrin zu werden. Das verdient meinen Respekt.«
    »Selbst bei einer Frau?« fragte Honor leise.
    Clinkscales sah ihr in die Augen und hob die Hand in einer abwehrenden Geste.
    »Mylady, ich erschauere bei dem Gedanken, was Sie mir antun, wenn ich antworte: ›Besonders bei einer Frau.‹« Seine Stimme klang so drollig, daß Honor lachen mußte. Clinkscales lächelte kurz, dann wurde er wieder ernst.
    »Aber ich weiß natürlich, Mylady, was Sie mich eigentlich fragen wollen.« Aufseufzend schob er den Stuhl ein Stück zurück, legte die Ellbogen auf die Lehnen und faltete die Hände über dem Bauch. »Ich habe weder vor dem Protector noch vor Ihnen je mit meinen Ansichten hinter dem Berg gehalten, Lady Harrington«, sagte er langsam. »Ich denke, der Protector erzwingt zu rasche und tiefgreifende Veränderungen, die … mir Unbehagen bereiten. So viele Jahrhunderte hindurch haben unsere Traditionen uns gute Dienste geleistet. Sie mögen nicht perfekt sein, aber wenigstens haben wir überlebt, so lange wir sie befolgten. Auf einer Welt wie unserer ist das eine nicht zu unterschätzende Leistung. Und noch mehr, ich glaube, daß die meisten unserer Leute – einschließlich unserer Frauen – mit dem alten Leben zufrieden waren. Ich war es mit Sicherheit. Andererseits bin ich nun aber auch ein Mann, was meine Wahrnehmung ein wenig beeinflussen könnte.«
    Bei diesem Eingeständnis zog Honor die rechte Augenbraue zu einem gewölbten Bogen hoch, und Clinkscales lachte säuerlich.
    »Die Privilegien meiner Stellung sind mir durchaus bewußt, Mylady, aber ich bestreite, daß mein Urteil dadurch notwendigerweise wertlos wird. Außerdem kann ich keinen Grund erkennen, warum jede Welt in der Galaxis die gleichen gesellschaftlichen Muster haben muß, ob sie nun zu ihr passen oder nicht. Und wenn ich ganz offen bin, muß ich zugeben, daß ich daran zweifele, daß die Frauen Graysons den Ansprüchen gewachsen sind, die der

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