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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Gutshermvilla viel zu luxuriös, ganz besonders für ein neues Gut mit angespannter Finanzlage, aber ihre Räumlichkeiten nahmen andererseits nur einen winzigen Teil vom Gesamtvolumen von Harrington House ein. Der Rest bot Verwaltungsbüros, elektronischen und Hardcopy-Karteisystemen, Kommunikationszentralen und dem restlichen Instrumentarium einer Regierung Platz.
    James MacGuiness andererseits betrachtete den Prunk als nichts anderes als ihr angemessen, und im Unterschied zu ihr schien er von dem festlichen Gepränge ihretwegen mehr als angetan. Die graysonitischen Dienstboten hatten ihn als Haushofmeister ihrer Herrin akzeptiert, und er stellte ein bemerkenswertes Talent unter Beweis, wenn es darum ging, ein Personal zu führen, das für Honor eigentlich viel zu umfangreich war. Er hatte außerdem dafür gesorgt, daß Nimitz in ihrem Büro ein angemessenes Ruhepolster erhielt, so angebracht, daß es die Maximalmenge Sonnenlicht einfing. Im Augenblick lag der ‘Kater behaglich darauf ausgestreckt, ließ in höchster Zufriedenheit alle sechs Gliedmaßen hinabbaumeln und aalte sich in der goldenen Wärme.
    Honor sah mit unverhohlenem Neid zu ihm hinüber, dann schob sie den riesigen, thronähnlichen Bürosessel zurück und stützte die Beine auf das Kniekissen, das unter dem gewaltigen Schreibtisch verborgen war. Sie schloß die Augen, kniff sich in den Nasenrücken und atmete tief durch. Ein leises Lachen von rechts ließ sie in die andere Richtung blicken.
    Howard Clinkscales saß hinter einem kleineren Schreibtisch mit größerem Datentenninal, der im rechten Winkel zu Honors Schreibtisch angeordnet war. Auf diese Weise standen beide Schreibtische der Mitte des großen, holzgetäfelten Raumes gegenüber. Zu Anfang war sich Honor nicht ganz im klaren darüber gewesen, ob sie die Tischanordnung wirklich vorteilhaft finden sollte; sie war nicht gewöhnt, mit ihrem Ersten Offizier das Büro zu teilen, doch es funktionierte besser, als sie befürchtet hatte. Clinkscales’ Gegenwart hatte sich als von unschätzbarem Wert erwiesen. Er kannte jede Einzelheit über das Gut, und wie jeder gute I.O. hatte er stets die Fakten zur Hand, die seine ›Kommandantin‹ benötigte.
    »Schon müde, Mylady?« fragte er und schüttelte in halbspöttischem Tadel den Kopf. »Es ist gerade mal zehn Uhr!«
    »Wenigstens habe ich ihnen nicht ins Gesicht gegähnt«, entgegnete sie grinsend.
    »Das stimmt, Mylady. Wenigstens noch nicht.«
    Honor streckte ihm die Zunge ‘raus, und Clinkscales lachte laut. Zuerst hätte Honor keinen manticoranischen Cent darauf gewettet, daß ihr Regent tatsächlich ein Freund werden könnte. Gegenseitiger Respekt – ja, damit hatte sie gerechnet und wäre damit auch zufrieden gewesen. Aber ihre intensive Zusammenarbeit in den letzten Wochen hatte zu einer innigeren und wärmeren Beziehung geführt.
    Wenn sie schon erstaunt darüber war, wie mußte es ihm dann erst gehen. Um die Regentschaft über das Gut von Harrington zu übernehmen, hatte er die Position als Sicherheitsminister des Planeten Grayson aufgeben müssen, und das hätte er leicht als Degradierung betrachten können. Er opponierte gegen wenigstens die Hälfte aller von Protector Benjamin initiierten Sozialreformen, und doch arbeitete er mit der – und für die – Frau, die diese Veränderungen erst ausgelöst hatte. Dazu kam noch, daß sich seine Haltung gegenüber Frauen nicht um ein Jota gewandelt zu haben schien. Nichts von alledem schien jedoch auf die Beziehung zwischen ihm und Honor abzufärben. Clinkscales vergaß niemals, daß sie eine Frau war, und behandelte sie mit der überschwenglichen Höflichkeit, die die gesellschaftlichen Normen der Graysons verlangten, erwies ihr aber auch alle Ehrerbietung, die ihr als Gutsherrin zukam. Zunächst hatte sie geargwöhnt, daß sich dahinter ein wenig Ironie verbarg, doch darin hatte sie sich getäuscht. So weit sie sagen konnte, erkannte er ihr Recht auf ihre Position vorbehaltlos an. Er verbarg ihrer Meinung nach auch keine Mentalreservation, schien darüber hinaus ihre Leistung zu würdigen und war ihr gegenüber sogar in privater Hinsicht aufgetaut. Er blieb stets formell höflich, aber er behandelte Honor mittlerweile mit angenehmer Kompromißbereitschaft, die bei einem Mann solch traditionalistischer Prägung recht erstaunlich wirkte.
    Honor warf einen Blick auf ihr Schreibtischchronometer. Bis zum nächsten Termin blieben noch einige Minuten, und sie wandte sich mit dem Stuhl

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