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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Protector an sie stellt. Selbst wenn wir die Frage der angeborenen Befähigung einmal beiseite lassen – was mir, seitdem ich mit Ihnen arbeite, ehrlich gesagt leichter fällt als ich je geglaubt hätte –, besitzen unsere Frauen einfach nicht die notwendige Ausbildung. Ich vermute, daß viele von ihnen außerordentlich unglücklich sind bei dem Versuch, sich an die Veränderungen anzupassen. Mich schaudert’s, wenn ich an die Folgen für unser traditionelles Familienleben auch nur denke, und der Kirche fällt der Wechsel auch nicht gerade leicht. Außerdem, tief in mir drin wehre ich mich einfach dagegen, die Denkweise eines ganzen Lebens beiseitezuschieben und etwas anderes zu denken, nur weil mir das von jemandem befohlen wird.«
    Honor nickte langsam. Als sie Howard Clinkscales kennenlernte, hatte sie ihn mit einem Dinosaurier verglichen, und wahrscheinlich traf der Vergleich sogar das Wesentliche. Doch an seinem Ton oder seinem Verhalten war nichts entschuldigend oder auch nur besonders rechtfertigend. Ihm gefielen die Veränderungen ringsum nicht, und doch reagierte er darauf nicht als der gedankenlose Reaktionär, für den sie ihn einst gehalten hatte.
    »Aber ob ich nun allen Maßnahmen Protector Benjamins zustimme oder nicht – er ist mein Protector«, fuhr Clinkscales fort, »und die Mehrheit der Gutsherren unterstützt ihn.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht erweisen sich meine Bedenken als unbegründet, und das neue System funktioniert tatsächlich. Vielleicht kann ich sogar mithelfen, daß es noch besser funktioniert, indem ich auf die empfindlichen Stellen hinweise – vielleicht dämpfe ich die Schläge ein wenig. Jedenfalls fühle ich mich verpflichtet, mein Möglichstes zu tun. Wenn ich im Zuge dessen erhaltenswerte Teile unserer Traditionen bewahren kann, so werde ich das tun, aber ich nehme meinen Eid gegenüber Protector Benjamin – und gegenüber Ihnen, Mylady – sehr ernst.«
    Er schwieg, aber Honor spürte, daß noch mehr Ungesagtes darauf wartete, ausgesprochen zu werden, und ließ die Stille unangetastet, bis er von sich aus weiterredete. Mehrere Sekunden verstrichen, dann räusperte er sich.
    »Aber ich möchte noch hinzufügen, Mylady, daß Sie keine geborene Grayson sind. Sicherlich, Sie sind adoptiert. Sie gehören nun zu uns; selbst viele von denen, die den Veränderungen ablehnend gegenüberstehen, denken so. Aber Sie wurden nicht auf diesem Planeten geboren. Sie benehmen sich nicht wie eine Grayson, und der Protector hatte in nicht nur einer Hinsicht recht, als er Sie als Symbol bezeichnete. Sie sind der lebende Beweis, daß Frauen das gleiche leisten können wie Männer – und, auf anderen Welten, in der Tat das gleiche leisten. Es gab eine Zeit, in der ich Sie für das hätte hassen können, was mit Grayson geschah … aber das wäre, als würde man Wasser hassen, weil es naß ist. Sie sind, was Sie sind, Mylady. Eines Tages – vielleicht viel früher, als ein alter reaktionärer Knochen wie ich es für möglich hält – wird Grayson wohl Frauen wie Sie hervorbringen. Aber ich muß sagen, ich habe nie einen Mann mit ausgeprägterem Pflichtbewußtsein kennengelernt, oder einen fähigeren oder härter arbeitenden. Was wiederum bedeutet, daß ein altmodischer Chauvinist wie ich auf keinen Fall zulassen kann, daß Sie härter oder besser arbeiten als ich . Davon abgesehen …« – und achselzuckend lächelte er, diesmal vollkommen natürlich, wenn auch ein wenig verlegen – »mag ich Sie, Mylady.«
    Honors Blick wurde weich. Clinkscales klang, als käme das Eingeständnis für ihn ebenso überraschend wie für sie, und sie schüttelte den Kopf.
    »Ich wünschte, ich würde mich nicht so häufig fühlen wie ein Fisch auf dem Trockenen, Howard. Ich muß mir immer wieder vor Augen führen, daß ich nicht mehr im Sternenkönigreich bin. Die graysonitische Etikette ist mir immer wieder unverständlich. Ich glaube nicht, daß ich mich je wirklich an die Idee gewöhnen werde, eine Gutsherrin zu sein, und herauszufinden, wann ich den Menschen auf die Zehen trete, während ich es lerne, fällt mir sogar noch schwerer.«
    Sie war ebenso überrascht, sich dieses Eingeständnis machen zu hören, wie Clinkscales über seine Sympathiebekundung erstaunt gewesen sein mußte.
    Er hingegen lächelte nur erneut. »Nun, Mylady, meiner Meinung nach schlagen Sie sich sehr gut. Sie sind gewohnt, Befehle zu geben, aber ich habe nie erlebt, daß Sie gedankenlos handelten oder irgend jemandem aus

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