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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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offensichtlichen Jugend als gelinde ironisch, aber sie wartete nur, die Hände auf der Schreibunterlage, auf seine Antwort. Ihr konzentrierter Gesichtsausdruck schien ihn wieder zu beruhigen, denn er holte tief Luft und nickte.
    »Jawohl, Mylady. So ist es.« Er sprach schnell, aber seine Stimme war tiefer, als seine unleugbare Dürrheit vermuten ließ.
    »Dann berichten Sie bitte«, schlug Honor vor und lehnte sich zurück.
    Genick räusperte sich und begann: »Nun, Mylady, ich habe mich mit der Anwendung der neuen Materialien beschäftigt, die uns von der Allianz zugänglich gemacht wurden.« Er betonte das Ende des Satzes, als stellte er eine Frage, und Honor nickte verstehend. »Einige davon sind recht bemerkenswert«, fuhr Genick mit größerem Selbstvertrauen fort. »Um genau zu sein, bin ich ganz besonders von den Möglichkeiten beeindruckt, die uns das neue Crystoplast bietet.«
    Er machte eine Pause, und Honor rieb sich die Nasenspitze. Eigentlich war Crystoplast nicht gerade eine Neuheit; allenfalls für einen graysonitischen Ingenieur. Der Armoplast, den man normalerweise in Raumfahrzeugen verwendete, war wesentlich fortschrittlicher und hatte den billigeren Crystoplast aus allem außer zivilen Anwendungen, bei denen die Kostenersparnis höher wog als Belastbarkeitsgrenzen, fast völlig verdrängt. Honor brauchte einen Augenblick, bis sie sich die Unterschiede zwischen beiden Materialien wieder vergegenwärtigt hatte.
    »Nun gut, Mr. Genick«, sagte sie. »Ich weiß, wovon Sie reden. Darf ich davon ausgehen, daß das Projekt, das Sie diskutieren möchten, mit Crystoplast zu tun hat?«
    »Jawohl, Mylady.« Genick beugte sich vor, die Nervosität von Eifer hinweggespült. »Wir haben niemals ein lichtdurchlässiges Material von solcher Belastbarkeit gekannt – nicht hier auf Grayson. Es bietet der Umwelttechnik völlig neue Möglichkeiten. Damit könnten wir Dörfer, ja ganze Städte überkuppeln!«
    Honor begriff. Sie nickte. Die hohen Schwermetallkonzentrationen auf Grayson machten den Staub in der Atmosphäre zu einer allgegenwärtigen Gefahr. Graysonitische Bauvorschriften umfaßten Vorrichtungen zur Erzeugung internen Überdrucks und Filtrationsanlagen ebenso selbstverständlich wie auf anderen Planeten Dächer. Öffentliche Gebäude – wie der Palast des Protectors oder Harrington House – waren unausweichlich unter klimakontrollierten Kuppeln errichtet.
    Erneut rieb sie sich über die Nasenspitze, dann sah sie Clinkscales an. Der Regent bedachte Genick mit einem schmalen Grinsen, in das sich Anerkennung und eine abwartende Haltung mischten. Honor wandte sich wieder an den Ingenieur.
    »Nun, das ist wohl wahr, Mr. Genick. Unter den gegebenen Umständen nehme ich an, daß das Gut von Harrington geeignet wäre, damit anzufangen. Wir könnten die Kuppel von Grund auf in die Planung unserer Städte einbeziehen, nicht wahr?«
    »Ja, Mylady. Aber das ist noch nicht alles. Wir könnten unter Crystoplastkuppeln auch Farmen errichten!«
    »Farmen?« fragte Honor mit einiger Überraschung, und Genick nickte fest.
    »Jawohl, Mylady, Farmen. Ich habe die Kostenabschätzung dabei …« Er begann in seiner Aktentasche zu kramen. Sein Gesicht glühte vor Eifer. »Sobald wir die langfristigen Betriebskosten mit in Betracht ziehen, sind die Produktionskosten geringer als in den Orbtialhabitaten. Außerdem würden wir Transportkosten einsparen, und …«
    »Einen Augenblick, Adam«, unterbrach Clinkscales ihn mit beachtlicher Sanftheit. Genick sah rasch zu dem Regenten auf, und Clinkscales wandte sich mit einem leichten Kopfschütteln an Honor.
    »Ich habe Adams – Mr. Genicks – Zahlen schon gesehen, Mylady, und er hat recht. Seine Kuppeln würden die Orbitalhabitate in der Kosten-Nutzen-Bilanz bei weitem übertreffen. Unglücklicherweise sind unsere Farmer ein wenig … sagen wir, traditionsverhaftet.« Seine Augen funkelten ob seiner Wortwahl, und Honor versagte sich ein Lächeln. »Bisher ist es Adam nur noch nicht gelungen, jemanden mit dem nötigen Kapital für die Finanzierung seines Projekts zu interessieren.«
    »Aha.« Verstehend lehnte Honor sich noch weiter zurück. Genick beobachtete sie eifrig. »In welcher Größenordnung liegen denn die Kosten, von denen wir sprechen?«
    »Ich habe eine Demonstrationskuppel entworfen und kalkuliert, die sechstausend Hektar überdacht, Mylady.« Genick schluckte; als erwartete er einen Protest wegen der Größe, dann sprach er rasch weiter. »Eine kleinere Kuppel

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