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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und setzte sich etwas bequemer auf dem Barhocker zurecht. Er hatte erwartet und gehofft, daß die Medienfritzen Harrington vom Moment ihres Erscheinens an keine Ruhe mehr lassen würden, denn die Weise, wie sie sie behandelte, würde ihm Einblicke in ihren Gemütszustand liefern, aber erstaunlicherweise hielt sich die Berichterstattung seit ihrer Rückkehr aus dem Jelzin-System auffällig zurück. Jeder wußte, daß sie wieder im Manticore-System weilte, aber sie hatte mit bemerkenswertem Geschick gewußt, der Presse auszuweichen. Ein wenig enttäuschend war das schon, aber er wußte alles, was es über sie zu wissen gab – er hatte gewissenhaft über sie recherchiert. Nach allem, was er wußte, würde sie brennend vor Haß nach ihm suchen, und wenn sie ihn fand, dann würde er sie töten.
    Erneut lächelte er, diesmal fast träumerisch. Sie war Navyoffizier, und offensichtlich ein sehr guter mit Fähigkeit und Kompetenz auf ihrem Gebiet, welche Summervale niemals in Frage gestellt hatte. Aber das hier, das war sein Terrain. Er hätte jederzeit zugegeben, daß Harrington Mumm besaß. Und anders als viele Navyoffiziere, die in Begriffen des hygienischen Gemetzels von Gefechten im offenen Raum dachten, hatte sie unter Beweis gestellt, daß sie willens und in der Lage war, sich ihren Gegnern mit der Waffe in der Faust zu stellen und sie im Kampf Mensch gegen Mensch zu überwinden, wenn es sein mußte. Aber ein Duell hatte sie noch nie ausgetragen, und Tankersleys Tod war der ideale Köder für sie. Im Moment zählte nichts im ganzen Universum mehr für sie, als sein Blut zu vergießen – und das war gut. Er hatte schon lange aufgehört, die Männer – und Frauen – zu zählen, die mit ihm auf den Rasen getreten waren, erfüllt von dem leidenschaftlichen Verlangen, ihn zu töten; und doch war er noch am Leben – und sie nicht. Der rechtschaffene Zorn war sein Verbündeter, denn er ließ seine Gegner überstürzt handeln, und ein erzürnter Amateur hatte gegenüber einem gelassenen Profi nicht den Hauch einer Chance. Summervale mußte ihr nicht einmal nachsetzen. Er brauchte nur zu warten. Ihre wilde Forderung konnte er bereits hören und wußte auch genau, wie er darauf antworten würde, denn als der Geforderte würde er die Regeln wählen können.
    Er spülte die Brezel mit einem Schluck Bier hinunter und schnaubte innerlich verächtlich. Gewisse Mitglieder des Parlaments versuchten seit Jahrzehnten, das Ellington-Protokoll für ungesetzlich erklären zu lassen; eines Tages mochten sie sogar erfolgreich sein, im Moment jedenfalls war es noch zulässig. In der Gesellschaft bedachte man es allgemein mit Stirnrunzeln, und das alternative Dreyfus-Protokoll war erheblich akzeptierter; aber eine hinterbliebene Geliebte zu Ausdrücken und Formulierungen anzustacheln, die sein Bestehen auf dem Ellington-Protokoll rechtfertigten, sollte ein Kinderspiel sein. Das Dreyfus-Protokoll beschränkte die Duellanten auf je fünf Einzelschüsse. Und noch wichtiger, der Schiedsrichter war dazu verpflichtet, nach jedem Austausch auf beide Parteien einzuwirken, daß der Ehre Genüge getan sei – und das Duell endete mit dem ersten vergossenen Blutstropfen.
    Nach diesen Regeln würde Summervale sicherstellen müssen, daß sein erster Schuß ganze Arbeit leistete … Das Ellington-Protokoll war da anders. Nach diesen Regeln verfügten beide Duellanten über ein volles Zehn-Schuß-Magazin und durften schießen, bis einer von ihnen zu Boden ging oder sich ergab, indem er die Waffe fallen ließ. Denver Summervale wußte um seine Geschwindigkeit und Genauigkeit mit den anachronistischen Waffen, die auf dem Feld der Ehre erlaubt waren. Um spezialisierte Werkzeuge handelte es sich, nicht um Dienstwaffen, mit denen ein Navyoffizier vertraut wäre oder sich gar wohl fühlte. Bevor Harrington fiel, würde er ihr wenigstens drei Kugeln in den Leib jagen können; vielleicht sogar mehr.
    Er stellte sich ihren schmerzerfüllten Gesichtsausdruck vor, wenn die erste Kugel sie traf, beobachtete mit seinem geistigen Auge, wie sie darum kämpfte, den Schock zu überwinden, und wie es ihr durch starrsinnigen Haß gelang, auf den Beinen zu bleiben. Dann würde er wieder treffen. Und noch einmal. Der Trick an der ganzen Sache bestand darin, mit dem letzten Schuß den tödlichen Treffer zu landen, so daß es für die Sanitäter nichts mehr zu retten gab, aber er konnte sie leiden lassen, bevor er ihr den Fangschuß versetzte – und ihre lieben, netten

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