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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sehr langsam – mit einer Hand nach oben an seine Kamera und schaltete sie aus. LaFollets Nasenflügel blähten sich mit bitterer Belustigung, und die Traube aus Reportern teilte sich wie auf magische Weise, um einen Durchgang freizugeben.
    Honor nickte den Leuten höflich zu, als sei nichts geschehen, und ging, von Corporal Mattingly gefolgt, an ihnen vorbei. LaFollet wartete noch einen Augenblick, dann schloß er sich ihnen an. Er holte seine Schutzbefohlene ein und stellte sich an ihre rechte Seite, wohin er gehörte. Sie drehte den Kopf und sah auf ihn hinab.
    »Eigentlich machen wir das im Sternenkönigreich aber anders, Andrew«, murmelte sie. Er schnaubte nur und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß, Mylady. Ich hab’ mir den Müll angesehen, mit dem die Manties … Verzeihung, Mylady. Ich wollte sagen, ich habe die manticoranische Berichterstattung über den Young-Prozeß verfolgt.« Sein Tonfall drückte unmißverständlich aus, was er von dieser Berichterstattung hielt, und Honors Lippen zuckten leicht.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich Ihre Bemühungen nicht zu schätzen wüßte. Ich wollte nur andeuten, daß Sie nicht einfach die Reporter bedrohen können.«
    »Bedrohen, Mylady?« Aus LaFollets Stimme sprach die allerreinste Unschuld. »Ich habe niemanden bedroht.« Honor setzte zu einer Entgegnung an und schloß den Mund. Sie hatte bereits festgestellt, daß alle Diskussionen mit dem Major so ergiebig waren wie ein Streitgespräch mit einer Wand. Er hörte mit gleichmütiger, niemals enden wollender Geduld zu, aber er hatte seine eigenen Vorstellungen darüber, was seiner Gutsherrin angemessen sei, und war noch dickköpfiger als sie selbst. Ohne Zweifel hätte er ihr gehorcht, wenn sie ihm befohlen hätte, die Reporter zu ihr vorzulassen, aber nur ein direkter Befehl hätte ihn dazu gezwungen.
    Innerlich seufzte sie, hin und her gerissen zwischen ironischer Belustigung und Resignation. Bis zu diesem Morgen hatte sie nicht begriffen, daß die graysonitischen Leibwächter zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden waren. Daß sie es nicht bemerkt hatte, war angesichts ihres gegenwärtigen Geisteszustands kein Wunder, und trotzdem ärgerte es sie. Sie hätte ihrer Umgebung mehr Aufmerksamkeit widmen müssen, dann hätte sie diese Sache im Keim ersticken können.
    Jetzt war es dazu zu spät, und sie vermutete, daß es ihr nicht leichtfallen würde, sich an die Allgegenwärtigkeit der Leibwächter zu gewöhnen. Sie schien in dieser Hinsicht auch gar keine Stimme zu besitzen. Ganz klar war LaFollet über sie in Kenntnis gesetzt worden, denn er kannte nicht nur Kapitel und Absatz der relevanten graysonitischen Gesetze auswendig, er wußte auch in schamlosester Weise sich ihr Pflichtbewußtsein zunutze zu machen. Hinter den verschlagenen Taktiken des Majors erkannte Honor das Wirken von Howard Clinkscales, und die Entdeckung, daß LaFollet ein ehemaliger Palastgardist war, bestätigte ihren Verdacht.
    Wie dem auch sei, ihr Chefleibwächter hatte jeden Einwand, den sie gegen seine Begleitung vorzubringen wagte, entkräftet – oder als der Entkräftung nicht würdig ignoriert. Es war ihr nicht einmal gelungen, sich auf manticoranisches Recht zu berufen. Mit der Morgenpost war ein Sondererlaß des obersten Gerichts eingetroffen, in welchem dem Ersuchen des Foreign Office stattgegeben wurde, der Gutsherrin von Harrington (die im wahren Leben identisch war mit Captain Harrington) die Erlaubnis zur Unterhaltung einer ständigen, bewaffneten Sicherungsabteilung erteilen zu dürfen – welcher auch noch diplomatische Immunität zugestanden wurde! Einen weiteren unfairen Vorteil zog LaFollet aus dem Umstand, daß Colonel Ramirez sich ganz offensichtlich der Verschwörung angeschlossen und auch MacGuiness seinen Segen gegeben hatte. Als Nimitz sich schließlich nicht einmal davon abhalten ließ, die Emotionen des Majors anzuzapfen und ihr dessen tiefe Besorgnis und Ergebenheit zu übermitteln, war Honors letzter Widerstand zerbröckelt. LaFollet hatte es geschafft, sich auch nicht die leiseste Spur von Triumph in der Stimme oder am Gesicht anmerken zu lassen, aber Nimitz’ Verbindung war noch immer offen gewesen, und Honor hatte die tiefe Zufriedenheit des Majors gespürt. Sie war dreizehn T-Jahre älter als er, aber an seinen Emotionen ihr gegenüber war etwas unheimlich Vertrautes. Irgendwie hatte sie, ohne zu bemerken, was vor sich ging, einen neuen MacGuiness bekommen, einen mit einer Pistole, und sie hegte

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