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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mußte.
    »Der zwote Grund für meinen Anruf«, fuhr er fort, »ist folgender: Ich möchte Sie persönlich in Kenntnis setzen, daß während Ihrer Abwesenheit das Parlament für eine Kriegserklärung entschieden hat. Wir haben am letzten Mittwoch um ein Uhr die Kampfhandlungen gegen Haven wieder aufgenommen.« Honor nickte, und White Haven fuhr fort: »Da wir zur Homefleet gehören, werden unsere Operationspläne im Augenblick davon nicht berührt – jedenfalls nicht auf kurze Sicht. Nun ist es jedoch wichtiger denn je, daß die Wiederinstandsetzung Ihres Schiffes mit aller Eile vorangetrieben wird.«
    »Jawohl, Sir.« Honor spürte, wie ihr Wärme in die Wangen stieg. »Ich fürchte, ich habe mich über den aktuellen Stand der Reparaturen noch nicht in Kenntnis gesetzt, aber ich werde das so bald wie möglich …«
    »Überschlagen Sie sich nicht«, unterbrach White Haven sie beinahe sanft. »Commander Chandler hat während Ihrer Abwesenheit hervorragende Arbeit geleistet, und ich will Sie nun ganz bestimmt nicht unter Druck setzen. Ich melde mich lediglich zu Ihrer Information, nicht, weil ich irgendwelche Schritte von Ihnen erwartete. Davon abgesehen«, und er gestattete sich ein Grinsen, »liegt nun alles in den Händen der Werftheinis, nicht in den Ihren oder meinen.«
    »Vielen Dank, Sir.« Honor versuchte, sich die Bestürzung, über den Zustand ihres Schiffes uninformiert ertappt worden zu sein, nicht anmerken zu lassen, aber ihre Röte vertiefte sich und verriet sie.
    White Haven wiegte den Kopf. »Als Kommandeur des Kampfverbandes, der Ihnen übergeordnet ist«, sagte er nach kurzem Überlegen, »gebe ich Ihnen die dienstliche Anweisung, sich ein wenig Zeit zu geben, bis Sie die Zügel wieder in Händen haben, Dame Honor. Ein oder zwo Tage wird die Navy schon verkraften können, und« – sein Blick wurde weich – »ich weiß, daß Sie nicht bei Captain Tankersleys Begräbnis sein konnten. Ich nehme an, Sie haben sich um etliche persönliche Angelegenheiten zu kümmern.«
    »Ja, Sir. Das habe ich.« Die Wörter kamen härter und kälter heraus, als in Honors Absicht gelegen hatte, und das Gesicht des Admirals gefror. Die Miene, die darauf festgeschrieben stand, verriet keine Überraschung, sondern Bestätigung einer Vermutung – und auch eine Spur von Sorge. Summervale war ein erfahrener Duellant, jemand, der in ›Ehrenhändeln‹ schon oft genug getötet hatte. Von je her mißbilligte White Haven das Duellieren, und ihm war gleichgültig, ob es legal war oder nicht. Der Gedanke, Honor Harrington tot auf dem Rasen liegen zu sehen, erfüllte ihn mit eisiger Kälte.
    Er öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, doch dann schloß er ihn wieder, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Was auch immer er hätte sagen können – es wäre nutzlos gewesen, das wußte er. Und er besaß nicht einmal das Recht, sich anzumaßen, mit ihr zu streiten.
    »In diesem Fall, Captain«, sagte er statt dessen, »ordne ich an, daß Ihnen weitere drei Tage Urlaub erteilt werden. Wenn Sie mehr brauchen, werden wir es arrangieren.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte sie, und diesmal war ihre Stimme viel leiser. Sie hatte seinen ersten Impuls sehr wohl erkannt und war sehr dankbar, daß er nachgedacht und seine Einwände unausgesprochen gelassen hatte.
    »Dann bis später, Dame Honor«, verabschiedete White Haven sich und beendete das Gespräch.
     

24
    Dem Trio, das aus dem Seitenkorridor preschte, stand ›Reporter‹ geradezu wie ins Gesicht geschrieben. Sein Anführer fingerte schon an seiner HD-Kamera mit Schulterstütze herum, bevor Honor ihn überhaupt erblickte.
    »Lady Harrington, was sagen Sie zu d …«
    Der Reporter unterbrach sich mitten im Wort, als Major Andrew LaFollet sich vor seine Gutsherrin stellte. Nach manticoranischen Maßstäben war der Grayson kein großer Mann, der Reporter andererseits ebenfalls nicht. LaFollet übertraf ihn in der Masse um etwa dreißig Prozent, und diese dreißig Prozent bestanden aus geübter Muskulatur; außerdem zeigte der Major einen alles andere als erfreuten Gesichtsausdruck. Alles an ihm, von seinem kurzen Haar bis zum Schnitt seiner Kleidung, wies ihn als Fremdweltler aus, und das Blitzen seiner Augen legte den Gedanken nahe, daß er sich möglicherweise um die Traditionen der manticoranischen Medien den Teufel scheren würde. LaFollet stand nur da und sah den Reporter kalt und leidenschaftslos an. Er sagte kein Wort und machte keine drohende Bewegung, aber der Reporter griff –

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