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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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North Hollow eine Verleumdungsklage einbrachten, dann mußten sie die Unwahrheit von Harringtons Behauptungen beweisen. In diesem Fall konnte sie die Aufzeichnung durchaus zu ihrer Verteidigung benutzen, und es würde überhaupt keine Rolle spielen, woher die Aufzeichnung kam oder wie sie in ihren Besitz gelangt war. Einzig ihre Existenz würde noch eine Rolle spielen – und das waren nur die legalen Konsequenzen: Hinzu kam noch, was geschehen würde, wenn seine anderen Auftraggeber begriffen, daß er, wenn er einmal geredet hatte, auch …
    »Wir warten auf Ihre Antwort, Mr. Summervale.« Der eiskalte Sopran durchschnitt Summervales sich überschlagenden Gedanken. Er bemerkte, daß er sie anstarrte wie ein verschrecktes Kaninchen die Schlange. »Sind Sie etwa kein Mann von Ehre?« Nun war ihrer Stimme Emotion anzumerken – peitschende Verachtung. »Nein, das sind Sie selbstverständlich nicht. Sie sind ein käuflicher Mörder, nicht wahr, Mr. Summervale? Abschaum wie Sie fordert andere nicht, wenn nicht alle Chancen auf Ihrer Seite sind und außerdem die Kasse stimmt, richtig?«
    »Ich …« Verzweifelt versuchte er, sich zusammenzureißen und die Selbstbeherrschung zurückzuerlangen. Er hatte damit gerechnet, daß sie ihn fordern, nicht, daß sie ihn dazu verleiten würde, die Forderung selbst auszusprechen. Das Erstaunen darüber hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er wußte, was er zu tun hatte, wie die einzig mögliche Antwort lautete, aber die rasende Geschwindigkeit, mit der Harrington all seine Planung zunichte machte, blockierte seine motorische Kontrolle. Er vermochte es nicht hervorzubringen – im wahrsten Sinne des Wortes konnte er nicht –, und Harrington verzog verächtlich die Lippen. »Nun gut, Mr. Summervale. Lassen Sie mich Ihnen helfen.« Und mit diesen Worten schlug sie ihm ins Gesicht.
    Sein Kopf schnellte zur Seite und wieder zurück – sie hatte ihn mit dem Rückschwung der gleichen Hand noch einmal getroffen. Dann drängte Harrington ihn gegen die Theke und schlug ihn erneut. Und wieder und wieder und noch einmal – und jeder im Restaurant schaute zu. Er riß die Hand hoch und faßte verzweifelt nach Harringtons Handgelenk. Er bekam es zu fassen, aber nur für einen Sekundenbruchteil; dann hatte sie es ihm schon wieder mit verächtlicher Leichtigkeit entwunden und trat zurück. Blut lief Summervale am Kinn herunter und tropfte ihm auf Hemd und Jackett. Seine Augen funkelten vor Wut – schon wieder hatte sich jemand an ihm vergriffen! Er spannte sich, um mit bloßen Händen auf sie loszugehen, aber ein winziges Fragment geistiger Gesundheit hielt ihn zurück. Das konnte er nicht tun – sie hatte ihn in die gleiche Ecke gedrängt, in die er schon so viele Opfer gedrängt hatte, und ließ ihm keine andere Wahl, als sie zu fordern. Anders konnte er sie nicht zum Schweigen bringen, und sie mußte einfach zum Schweigen gebracht werden.
    »Ich …« Er hustete und zog ein Taschentuch hervor, um sich den blutigen Mund abzutupfen. Sie stand reglos vor ihm und beobachtete ihn mit eisiger Abscheu. Wenigstens verschaffte ihm die Geste den Augenblick, den er brauchte, um seine Gedanken zu ordnen.
    »Sie sind wahnsinnig«, stellte er schließlich fest – zumindest versuchte er, in überzeugtem Tonfall zu sprechen. »Ich kenne Sie nicht, und diesem Earl von North Hollow bin ich im Leben nicht begegnet! Wie können Sie es wagen, mich zu beschuldigen, ich sei ein … eine Art käuflicher Mörder? Ich weiß nicht, weshalb Sie mit Gewalt einen Streit mit mir anfangen, aber niemand spricht so mit mir.«
    »Doch, ich«, entgegnete sie kühl.
    »Dann bleibt mir keine andere Wahl, als Genugtuung zu verlangen.«
    »Gut.« Zum erstenmal gestattete sie einem anderen Gefühl als Verachtung, sich in ihrer Stimme zu zeigen, und Denver Summervale war bei weitem nicht der einzige Anwesende, der erschauerte, als er es hörte. »Colonel Tomas Ramirez – ihn haben Sie ja wohl bereits kennengelernt – ist mein Sekundant. Er wird Ihren Freund anrufen – Liwitnikow, richtig? Oder engagieren Sie diesmal jemand anderen?«
    »Ich …« Summervale schluckte erneut. Das war ein Alptraum! Das konnte doch einfach nicht sein! Seine Hand verkrampfte sich um das blutbefleckte Taschentuch und er holte tief Luft. »Mr. Liwitnikow ist in der Tat ein Freund von mir. Ich bin sicher, daß er für mich die nötigen Schritte ergreifen wird.«
    »Da können Sie wohl sicher sein – wenn Sie ihm nur genug bezahlen.« Harringtons

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