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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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war in Uniform; die Goldlitzen blitzten im Licht der Morgensonne. Die drei goldenen Sterne, die auf ihre linke Brust gestickt waren, gaben einen netten Zielpunkt her, und er beschloß, wenigstens eine Kugel durch den mittleren davon zu jagen.
    Castellano führte sie, und Summervale verzog darob den Mund. Das Gesetz verlangte vom Schiedsrichter vollkommene Neutralität, und dieser Castellano war in geradezu aufdringlicher Weise gewissenhaft und ehrenwert. Parteilichkeit durfte er – offen – nicht zeigen, aber er verachtete und verabscheute Summervale. Deshalb hatte er Hanington bewußt persönlich empfangen und Summervale einem Untergebenen überlassen. Der Duellant wußte das, und die Geste amüsierte ihn. Honor und Ramirez blieben zwei Meter vor Summervale und Liwitnikow entfernt stehen. Die morgendliche Brise zupfte an ihrem Haar. Castellano nickte dem uniformierten Beamten zu, der Summervale begleitet hatte, dann wandte er sich räuspernd an die beiden Duellanten. »Mr. Summervale, Lady Hanington. Meine erste und oberste Pflicht besteht darin, auch zu diesem späten Zeitpunkt noch auf eine friedliche Beilegung Ihrer Differenzen zu drängen. Ich frage Sie beide: Können Sie Ihre Streitigkeiten nicht auf andere Weise aus der Welt schaffen?«
    Honor antwortete nicht. Summervale sah den Schiedsrichter herablassend an und sagte: »Nun machen Sie schon voran. Ich bin zum Frühstück verabredet.«
    Es zuckte in Castellanos Gesicht, aber er verbiß sich jede Entgegnung und hob die rechte Hand, indem er die Finger krümmte, als griffe er nach etwas. »Wenn das so ist, legen Sie mir bitte die Waffen vor.«
    Ramirez und Liwitnikow öffneten die Pistolenkästen, und mattbrünierter Stahl schimmerte bläulich im Sonnenlicht. Castellano wählte aus jedem Kasten willkürlich eine Waffe und überprüfte sie mit raschen, geübten Bewegungen und wissendem Blick. Jeden Verschluß prüfte er doppelt, dann reichte er die eine Waffe Honor und die andere Summervale. An die Sekundanten gewandt, sagte er: »Laden Sie bitte, Gentlemen.«
    Er beobachtete, wie Ramirez und Liwitnikow jeweils zehn dicke, glänzende Patronen in ein Magazin schoben. Ramirez ließ die letzte, altmodische Messinghülse einrasten und reichte Honor das Magazin, als Liwitnikow sein Gegenstück an Summervale übergab.
    »Laden Sie bitte, Mr. Summervale«, sagte Castellafto. Stahl klickte, als Summervale das Magazin in den Pistolengriff schob und mit der flachen Hand daraufschlug, um sicherzustellen, daß es fest eingerastet war. Aus der einfachen Handbewegung machte er ein Ritual, das Selbstsicherheit signalisierte, und lächelte dünn.
    »Laden Sie bitte, Lady Harrington«, forderte der Schiedsrichter Honor auf. Sie lud ihre Pistole ohne Summervales übertriebene Großartigkeit. Castellano ließ sie noch einen Moment stehen und sah beide streng an, dann nickte er.
    »Nehmen Sie bitte Ihre Positionen ein.«
    Ramirez legte Honor eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. Er lächelte zuversichtlich, aber in seinen Augen stand die Sorge. Sie griff nach oben und tätschelte ihm über die Hand, dann drehte sie sich um. Langsam begab sie sich zu einem der weißen Kreise auf dem dunkelgrünen Gras und wandte sich um. Vierzig Meter entfernt nahm Summervale das Gegenstück zu ihrem Kreis ein. Castellano stand an der Seite, genau auf halber Strecke, und erhob die Stimme gegen die Morgenbrise. »Mr. Summervale, Mylady, bitte spannen Sie.«
    Honor zog den Verschluß zurück, und eine Patrone glitt in die Kammer. Der rauhe, metallische Laut schien zurückzuhalten, als Summervale das gleiche tat, und Honor war sich nur zu gut der Stille bewußt, die sich über das Feld gelegt hatte. Abgehackte Gesprächsfetzen drangen zu ihr, schwach und fern, und betonten die Stille noch, anstatt sie zu durchbrechen. Wie Geier beugten sich Reporter über ihre Mikrofone. Summervales verächtlicher Blick traf sie über den frisch gemähten Rasen.
    Castellano zog seinen Pulser und erhob ein letztes Mal die Stimme. »Sie sind überein gekommen, sich nach dem Ellington-Protokoll zu duellieren.« Er zog ein weißes Taschentuch hervor und hielt es mit der linken Hand hoch; es flatterte im Wind. »Sobald ich das Taschentuch fallenlasse, werden Sie beide die Waffen heben und feuern. Das Schießen wird andauern, bis einer von Ihnen zu Boden geht oder als Zeichen der Kapitulation die Waffe fallen läßt. Sollte einer dieser Fälle eintreten, wird der andere das Feuer unverzüglich einstellen.

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