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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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war Navyoffizier ! Wo zum Teufel hatte sie gelernt, so zu schießen?
    Diese Frage hatte sein ganzes Dasein beherrscht, und dann spielte einer der Newsservices das Geschehen noch einmal zurück, während Sanitäter herbeieilten, um ihr Bestes zu tun, wo nichts mehr zu retten war. Was North Hollow dann sah, ersetzte seinen Schreck durch Entsetzen. Eine der Kameras war die ganze Zeit auf Harrington gerichtet gewesen und brachte nun ihr Gesicht so nahe heran, daß es den HD-Tank ausfüllte. North Hollow hatte ihren Gesichtsausdruck gesehen, als sie Summervale hinrichtete. Er sah die eiskalte Selbstbeherrschung, die schlimmer war als der loderndste Haß, die unversöhnliche Entschlossenheit bar jeder Gefühlsregung, und da wußte North Hollow, daß er dem Todesengel ins Antlitz blickte. Er saß zitternd da und versuchte zu begreifen, was vor sich ging. Wie die Aasgeier schwärmten die Reporter aufs Duellfeld. Trotz der Anstrengungen der Polizisten und der dämlichen Leibwächter umschwärmten sie Harrington, riefen Fragen und stießen mit Mikrofonen nach ihr wie mit Speeren. Sie reichte ihre Pistole dem Marine-Colonel und sah direkt in die Kameras. Dann hob sie wie eine gottverdammte Königin die Hand.
    Das Geschrei der Reporter verebbte zu Totenstille, und dann schienen Harringtons Augen schier aus dem HD quellen zu wollen. Sie starrten North Hollow direkt in die Seele, und ihre Stimme war kalt, ebenso kalt wie diese in flüssigem Helium gekühlten Augen.
    »Ich nehme keine Fragen entgegen, meine Damen und Herren«, sagte sie, »aber ich werde eine kurze Erklärung abgeben.«
    Jemand brüllte eine Frage, aber die eigenen Kollegen brachten ihn zum Schweigen, dann sprach Harrington.
    »Denver Summervale hat jemanden getötet, den ich liebte. Was hier gerade geschehen ist, bringt mir Paul Tankersley nicht zurück, das weiß ich. Nichts kann ihn mir zurückgeben, aber ich kann von dem Mann, der ihn auf dem Gewissen hat, Gerechtigkeit fordern.«
    Die Kamera, die auf ihr Gesicht gerichtet war, zuckte, und die Verwirrung stand beinahe sichtbar über den Reportern.
    »Aber Lady Harrington«, sagte schließlich einer, »Captain Tankersley wurde in einem Duell getötet, und Sie haben gerade …«
    »Ich weiß, wie er gestorben ist«, unterbrach sie den Sprecher, »aber Summervale wurde engagiert und bezahlt, um Paul Tankersley zu töten.« Jemand zischte überrascht. Ein anderer Reporter brachte einen leichten Fluch hervor, als er sich an die Gerüchte über ihre Konfrontation mit Summervale erinnerte, und in der Stille seiner luxuriösen Suite hörte North Hollow sich selbst verängstigt aufwimmern.
    »Ich bezichtige«, sprach Harrington, »den Earl von North Hollow, Denver Summervale dafür bezahlt zu haben, nicht nur Paul Tankersley, sondern auch mich zu töten.« Dann hatte sie eine Pause gemacht, und ihr schmales Lächeln ließ North Hollows Blut gefrieren. »So bald wie möglich werde ich den Earl persönlich mit dieser Beschuldigung konfrontieren. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, meine Damen und Herren.«
     
    Der Herzog von Cromarty sah sich die entsetzliche Nachrichtensendung erneut an und stöhnte zum wiederholten Male. Gerade jetzt, wo der Sturm sich gerade zu legen begonnen hatte, mußte so etwas passieren! Sein Vermittlungscomputer lief bereits über vor Anrufen von Anführern der Opposition, die alle wütend verlangten, daß er etwas gegen Captain Harringtons verleumderische Anschuldigungen unternehme – aber was sollte er tun? Die Frau war durchgedreht! Wußte sie denn nicht, was geschehen würde, wenn sie einen Peer des Reiches beschuldigte, einen Berufsmörder bezahlt zu haben?
    Er schaltete das HD aus und vergrub das Gesicht in den Händen. Für Denver empfand er keinen Funken Mitleid. Das wollte er nicht einmal. Wenn je irgendeiner es verdient hatte zu sterben, dann Denver, und innerlich fühlte der Premierminister sogar Erleichterung, daß er endlich tot war. Aber daß ein Familienangehöriger des Herzogs, ganz gleich wie ehrlos, in solch eine Affäre verwickelt war, bedeutete für die Regierung einen ernsten Schlag.
    Allein bei dem Gedanken, was die Opposition damit anstellen würde, wenn sie erst begriff, welche Waffe sich ihr damit bot, ließ ihn erschauern. Aber wie würde North Hollow selbst reagieren? Der Mann war im Grunde einfältig, dennoch besaß er eine gewisse Verschlagenheit und ein instinktives Gespür, wie er jemandem am Lebensnerv treffen konnte. Die Familie Young bestand aus wenig mehr als

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