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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Unterläßt er oder sie es, ist es meine Pflicht, ihn oder sie mit allen Mitteln davon abzuhalten, bis hin zu und einschließlich tödlicher Gewalt. Haben Sie das verstanden, Mr. Summervale?« Summervale nickte knapp, und Castellano sah Honor an. »Lady Harrington?«
    »Verstanden«, antwortete sie ruhig.
    »Sehr gut. Dann nehmen Sie bitte Ihre Positionen ein.«
    Summervale kehrte Harrington seine rechte Seite zu, den Waffenarm gerade nach unten, so daß die Pistolenmündung auf den Boden wies. Harrington stand ihm zugewandt, ihre Pistole ebenfalls auf den Rasen gerichtet, und Summervale kräuselte angesichts ihrer Unerfahrenheit den Mund zu einem verächtlichen Grinsen. Das würde noch einfacher sein, als er gedacht hatte. Die Idiotin bot ihm tatsächlich die gesamte Breite ihres Körpers zum Ziel! Er verspürte ein flüchtiges, häßliches Schaudern der Lust, als er daran dachte, wie er ihr seinen Haß in den Leib jagen würde.
    Honor bewegte die Muskeln ihrer linken Augenhöhle und schaltete ihr kybernetisches Auge auf geringste Teleskopvergrößerung, um Summervales Gesicht betrachten zu können. Sie sah sein Grinsen. Ihre reglose Miene spiegelte die hohle, singende Leere in ihrem Innersten wider. Am Rand ihres Sichtbereichs flatterte das weiße Tuch. Spannung knisterte in der Morgenluft, und selbst die Reporter verstummten, während sie auf das wie gefroren wirkende Tableau starrten. Castellano öffnete die Hand. Das Taschentuch wurde von einem Windstoß erfaßt und machte einen spielerischen Satz in der Brise. Gnadenloses Feuer durchfuhr Denver Summervale, und er hob den rechten Arm. Die Pistole war eine Erweiterung seiner Nerven, und sie schwang mit der geschmeidigen Schnelle langer Übung hoch in den klassischen Duellantenanschlag, während er den Blick nicht von Harrington abwandte. Sein Ziel war wie in seinen Verstand graviert, welcher nur darauf wartete, daß Kimme und Korn der hochkommenden Waffe sich vor das Opfer schoben. Da erblühte eine weiße Ramme in ihrer Hand, und ein teuflischer Stachel fuhr ihm in den Bauch.
    Er grunzte ungläubig, und erschrocken traten seine Augen hervor, da blitzte es wieder auf. Ein zweiter Hammerschlag traf ihn nur Zentimeter über dem Schmerz des ersten Treffers, und das Erstaunen flackerte in ihm auf. Sie hatte die Hand nicht erhoben. Sie hat nicht mal die Hand gehoben! Sie schießt aus der Hüfte , und …
    Ein dritter Schuß krachte, und ein weiterer großer roter Reck erschien auf Summervales schwarzer Jacke. Seine Waffenhand wog schwer, und er starrte wie vom Donner gerührt auf das Blut, das pulsierend aus seiner Brust schoß. Das konnte nicht sein. Es war absolut unmöglich, daß er …
    Ein vierter Schuß dröhnte und traf ihn nur Zentimeter von der dritten Wunde entfernt. Er schrie vor Schmerz und vor Wut auf. Nein! Das Miststück konnte ihn nicht töten! Nicht, bevor er nicht wenigstens einen Schuß auf sie abgefeuert hatte! Er sah auf und starrte sie an, er schwankte, und seine Waffe war wieder nach unten gesunken – er konnte sich nicht erinnern, sie gesenkt zu haben, und nun hatte sie ihre ganz erhoben! Er starrte sie an, sah die Rauchfahne, die aus ihrer Mündung kroch und von der Brise davongeweht wurde, und fletschte haßerfüllt die Zähne. Blut sprudelte ihm aus der Nase, und die Knie wurden ihm weich, aber irgendwie gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben, und langsam, grimmig, hob er wieder die Waffenhand.
    Honor Harrington beobachtete ihn über das Visier ihrer Pistole. Sie sah den Haß in seinem Gesicht, die schreckliche Erkenntnis, wie ihm geschah, die giftige Entschlossenheit, als er seine Pistole schwankend Zentimeter für Zentimeter wieder hob. Nun kam sie ganz hoch, kam in Feuerstellung. Summervale fletschte haßerfüllt die Zähne. In Honors braunen Augen zeigte sich nicht die leiseste Gefühlsregung, als ihre fünfte Kugel genau in sein Nasenbein einschlug.
     

27
    Der Earl von North Hollow kauerte mit kreidebleichem Gesicht in seinem Lehnsessel und klammerte sich an ein Glas terranischen Whiskey. Ruhige Musik strömte aus den verborgenen Lautsprechern der luxuriösen Suite, aber er hörte nichts anderes als das verschreckte Hämmern des eigenen Herzens.
      Gott. O Gott! Was mache ich jetzt nur!?
    Er warf den Kopf in den Nacken und nahm einen großen Schluck Whiskey, der ihm wie glühende Lava den Rachen hinunterlief und in seinem Magen explodierte. North Hollow schloß die Augen und fuhr sich mit dem kalten Glas über die schweißnasse

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