Mit Schimpf und Schande
Denver dafür bezahlt zu haben, Tankersley und sie zu töten.«
»Ach du lieber Gott«, flüsterte Elisabeth. Angesichts ihres offensichtlichen Schocks verspürte der Herzog fast masochistische Befriedigung. Er beobachtete, wie sie die Augen zu Schlitzen schloß und ihre Rädchen zu arbeiten begannen. Sie brauchte weniger als dreißig Sekunden, um alle Varianten, an die er gedacht hatte, ebenfalls zu erwägen, dann sah sie ihn vom Schirm direkt an.
»Hat er?« fragte sie nur, und Cromarty zuckte mit den Schultern.
»Ich habe weder einen Beweis für das eine noch für das andere, Eure Majestät. Möglich wäre es, und ich bezweifle sehr, daß Lady Harrington diesen Vorwurf erheben würde, wenn sie keinen Beweis dafür in der Hinterhand hätte.«
Elisabeth nickte und fuhr sich mit den Fingerknöcheln über einen Backenknochen. »Wenn sie Beweise hat, dann wird sie sich entsprechend verhalten.« Die Königin hätte ein Selbstgespräch führen können, aber sie gab den Blick des Premierministers nicht frei. »Wenn sie nicht vorhätte, North Hollow zu töten, dann hätte sie nie ein Wort zu den Medien verloren.« Sie rückte und fragte schärfer: »Wie schlimm wird denn der Fallout, wenn sie’s tut?«
»Schlimm, Eure Majestät. Möglicherweise sehr schlimm. Wenn sie ihn genauso tötet wie Denver, vielleicht sogar katastrophal.« Dem Premierminister schauderte es. »Eure Majestät haben die Aufzeichnung noch nicht gesehen. Ich wünschte, ich könnte das gleiche von mir behaupten. Wenn sie North Hollow so ausschaltet, dann dreht die Opposition durch. Uns könnte eine Krise bevorstehen, die selbst den Streit um die Kriegserklärung in den Schatten stellt.«
»Schadensbegrenzung?« fragte die Königin knapp.
»Schwierig, aber nicht unmöglich – vielleicht jedenfalls. Den Bund der Konservativen werden wir unter allen Umständen verlieren, ganz gleich, was geschieht. Wir haben allerdings genug Progressive auf unsere Seite gebracht, um das auszugleichen, und auch die Neuen Menschen sind mit uns – noch. Die Freiheitler werden sich unter Garantie der Forderung der Konservativen nach Harringtons Kopf anschließen. Selbst wenn wir sie ihnen vorwerfen, gehen sie vermutlich trotzdem noch stärker in Opposition. Wenn wir ihnen Harrington nicht geben, stellen sich die Progressiven auf ihre Seite. Selbst im besten Fall schadet es uns ganz gewaltig, Ma’am.«
»Aber Sie behalten die Mehrheit?«
»Wenn wir ihnen Harrington zum Fraß vorwerfen, Eure Majestät. Ich glaube es zumindest. Sicher kann ich nicht sein. Im Augenblick kann ich mir nicht einmal vorstellen, wie das Unterhaus reagieren wird. Seit dem Basilisk-Zwischenfall ist Harrington für die Abgeordneten fast eine Schutzheilige gewesen, aber bei so was …«
Er zuckte mit den Schultern, und Elisabeth runzelte nachdenklich die Stirn.
Cromarty ließ sie eine Weile nachdenken, dann räusperte er sich. »Es gibt nur eine optimale Lösung, Eure Majestät«, sagte er.
»Ach, wirklich?« Die Königin lachte humorlos. »Ich kann hieran nichts Optimales sehen. Allen!«
»Optimal, nicht maximal. Nun, ich weiß, daß der Earl von White Haven Lady Harrington bereits befohlen hat, den Earl von North Hollow nicht zu fordern«, begann der Herzog, »und …«
»Befohlen?« Elisabeths Gesicht wurde hart wie Stein, und ein gefährliches Funkeln trat in ihre Augen. »Er hat ihr befohlen, North Hollow nicht zu fordern?«
»Jawohl, Eure Majestät, er hat …«
»Die Kriegsartikel hat er verletzt, das hat er getan!« fauchte Elisabeth. »Wenn North Hollow noch aktiver Offizier wäre, dann hätte er ihr den Befehl geben dürfen! Aber hier hat er seine Kompetenzen überschritten. Dame Honor wäre berechtigt, ihn dafür anzuzeigen.«
»Das ist mir bewußt, Eure Majestät.« Cromarty bemerkte, daß ihm der Schweiß ausgebrochen war, aber er beherrschte sich und wischte ihn sich nicht von der Stirn. Die Zeichen kannte er genau, und mit einer wütenden Elisabeth III. wollte er sich auf keinen Fall anlegen. »Ich glaube«, fuhr er behutsam fort, »daß er sich Sorgen um die Auswirkungen auf Captain Harringtons Karriere gemacht hat. Und während er sicherlich seine Kompetenzen überschritten hat, ist seine Sorge durchaus gerechtfertigt.«
»Und Hamish Alexander war schon immer bereit, die Regeln über Bord zu werfen, wenn er dachte, er hätte recht«, fügte die Königin tonlos hinzu.
»Nun … ja, Eure Majestät. Aber im allgemeinen hat er recht, und ich glaube, in diesem Fall sollten
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