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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Navyoffizier. Wenn ich Ihren Job tun müßte, wüßte ich nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Aber bei der Palastgarde habe ich mich zehn Jahre lang mit nichts anderem als solchen Dingen beschäftigt.« Der Grayson zuckte mit den Schultern. »Ein anderer Planet und andere Menschen, Mylady, aber die Grundtatsachen ändern sich nicht, nur die Motive und die technischen Möglichkeiten.«
    »Trotzdem bin ich immer noch beeindruckt. Und dankbar.«
    LaFollet winkte ab; ihr Dank machte ihn verlegen. Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln und lehnte sich zurück. Nimitz saß, immer noch angespannt, auf ihrem Schoß. Honor schloß die Augen. Die Knie ihrer Uniformhose waren steif vor getrocknetem Blut, das von Armsman Howard stammte. Sie dankte Gott, daß er wieder in Ordnung kommen würde. Und ebenso Willard. Der Finanzexperte war so weit zu sich gekommen, daß er noch einige schlechte Witze reißen konnte, bevor der Krankenwagen ihn und Howard fortschaffte. Trotzdem erschauerte sie bei dem Gedanken, wie knapp er dem Tod von der Schippe gesprungen war.
    Als Honor ihre Anklage gegen Young vorgebracht hatte, rechnete sie nicht im entferntesten damit, daß sie damit mittelbar unbeteiligte Zuschauer in Gefahr bringen könnte. Sie erinnerte sich an Pressmans Bemerkung über Schießereien in vollbesetzten Restaurants und schüttelte sich erneut. Bei dem Gedanken, was alles hätte geschehen können, hauchte sie ein stilles, aber inbrünstiges Dankgebet.
    Bei dem Anschlag mußte es sich um eine Verzweiflungstat handeln. Nur ein verängstigter Mensch würde dergleichen riskieren, ganz egal, wie gut er seine Verbindung zu den Tätern auch vertuscht hatte. Und wenn seine Panik groß genug war, es einmal zu riskieren, dann würde er es wieder versuchen. Honor schloß die Hände um Nimitz, zum Teil, um ihn zu beruhigen und teils, um sich davon abzuhalten, mit den Fäusten auf das Sitzpolster einzuschlagen.
    Wenn Young es nur oft genug versuchte, würde er irgendwann Glück haben. Oder noch schlimmer, jemand anderes könnte getötet werden. Natürlich, Young hatte die Sache begonnen, sie aber hatte es an den Punkt geführt, wo andere Menschen in Lebensgefahr gerieten – und deshalb war es an ihr, die Sache zu beenden; ganz gleich, wie. Die Selbsterhaltung forderte das ebensosehr wie das Verlangen nach Gerechtigkeit und das Bedürfnis, Unschuldige zu schützen. Aber wie sollte sie nah genug an einen Mann herankommen, der sich in einem Erdloch verkroch und hinter sich den Eingang zum Einsturz brachte?
    Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Es mußte einfach einen Weg geben. Niemand konnte ständig in Deckung bleiben, es sei denn, er wollte sich auf seinen privaten Grund und Boden zurückziehen und dort versauern. Diese Möglichkeit stand Young jedoch gar nicht offen: Young war jetzt ein Politiker, und sich zu verstecken war für seine Position unannehmbar. Bei dem Gedanken, daß Young sich in die Pose des Staatsmanns warf, straffte Honor verächtlich die Lippen. Und in diesem Moment kitzelte es ihr mit vertrauter, unbeirrbarer Deutlichkeit im Verstand.
    Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie der Regung nachging – deren Bedeutung ihr mit dem gleichen intuitiven sechsten Sinn klar wurde, mit dem sie das kritische Element in einem taktischen Problem erfaßte. Wie ihr dies im Gefecht gelang, hatte sie nie begriffen, aber gelernt, daß sie sich darauf ebensosehr verlassen konnte wie auf ihren kinästhetischen Sinn bei einem Annäherungsmanöver mit hoher Geschwindigkeit.
    Young war also Politiker – oder wollte zumindest Politiker sein. Das begriff Honor ohne weiteres. Nachdem seine Karriere in der Navy vorüber war, bot die Politik die einzige Quelle der Macht, die noch in seiner Reichweite lag, und Young war ein Mann, der nach der Macht gierte. Er war süchtig danach wie nach einer Droge, aber, um sie auszuüben, mußte er regelmäßig im Parlament erscheinen. Darum mußte er in Landing bleiben. Und darum mußte er sie töten. Solange sie lebte und ihre Bezichtigungen über seinem Haupt schwebten, würde niemand ihn ernst nehmen. Er verfügte zwar nach wie vor über seinen Reichtum und seinen Namen, aber sie konnten seinen Einfluß nicht vergrößern. Sie verschafften ihm einen Sitz im Oberhaus, aber das war alles …
    Sie richtete sich kerzengerade auf und öffnete weit die Augen. Auf ihrem Schoß riß Nimitz den Kopf hoch, dann warf der ‘Kater sich herum und starrte sie an; ein helles, unheiliges Feuer glitzerte in seinen Augen, als

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