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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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antwortete Webster unumwunden, »und das ist wohl auch nicht ganz falsch. Aber die Ärzte sind zufrieden. Er hat beide Beine über dem Knie verloren, und seine inneren Verletzungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, aber man sagt, daß die Schnellheilung bei ihm gut anschlägt. Er sah für mich nicht danach aus, aber die Fachleute sagen was anderes. Er wird natürlich noch monatelang auf der Krankenliste stehen, wenn sie erst anfangen, seine Beine zu regenerieren.«
    »Na, wenigstens können sie das«, murmelte White Haven, und Webster und sein Bruder sahen einander schweigend an. Der Earl saß mehrere Sekunden reg- und wortlos da, dann seufzte er wieder. »Also schön, Willie, ich bin gewarnt. Sag dem Herzog, ich werde mein Bestes tun, um den politischen Fallout so gering wie möglich zu halten, aber wenn das Beweismaterial Young belastet, dann bringt nichts auf der Welt mich dazu, ihn gehen zu lassen. Wenn das die Lage verschärft, tut’s mir leid, aber dann ist das eben so und nicht anders.«
    »Das weiß ich, du Mistkerl.« Lord William lächelte seinen älteren Bruder traurig an und streckte die Hand aus, um ihm in einer seltenen Geste der Zuneigung den Unterarm zu drücken. »Teufel noch mal, das wußte ich, bevor ich hier ‘raufkam!«
    »Das kann ich mir gut vorstellen«, stimmte White Haven ihm mit einem schmalen Lächeln zu. Er sah auf das Chronometer an der Schottwand und erhob sich. »Okay«, sagte er ein wenig flotter, »ich bin gewarnt. Und nun – so sehr es mich auch bekümmert, mich von solch erlauchter Gesellschaft verabschieden zu müssen, ich habe Emily fast vier Monate lang nicht gesehen, und in White Haven bricht gerade der Tag an. Wenn ihr mich also entschuldigen würdet …«
    »Wir bringen dich noch in den Hangar«, sagte Webster.
     

6
    Verdrossen strich Honor Harrington durch ihre Kajüte. Rasch und abrupt waren ihre Bewegungen, die Hände hatte sie tief in die Jackentaschen geschoben, und obwohl ihre Schultern herabhingen, waren sie verkrampft in einer Frustration, die keine Möglichkeit fand, sich abzureagieren. Von seinem Ruheplatz am Schott über dem Schreibtisch beobachtete Nimitz sie und ließ nur die äußerste Spitze seines beweglichen Schwanzes hin- und herzucken. Nach einem einzigen gescheiterten Versuch, Konversation zu betreiben, hatte MacGuiness den strategischen Rückzug angetreten, und Honor wußte, daß er und warum er dies getan hatte, und das verstärkte ihre Wut und ihre Frustration noch, auch wenn sie ihm nicht die Schuld daran gab.
    Mit einem Seufzer ließ sie sich auf den gepolsterten Sitz unter dem gewaltigen Bullauge des Arbeitszimmers fallen. Ihre Kajüte befand sich auf der von der mütterlichen, gewaltigen Massigkeit Hephaistos’ abgewandten Seite der Nike , und in der Umlaufbahn um Manticore gab es immer viel zu sehen. Die Aussichtspforte bot ihr die unbehinderte Aussicht auf Weltraum mit stecknadelkopfgroßen Sternen, Orbitallagerhäusern, Umschlagplattformen und den sich bewegenden, glitzernden Punkten von Schiffs- und Bootsverkehr. Als weit entfernte, hell strahlende Juwelen aus reflektiertem Sonnenlicht waren die gewaltigen Solarenergieempfänger des Hauptplaneten zu erkennen, und Thorson, Manticores Mond, glitzerte weiß auf, als Hephaistos’ geosynchrone Umlaufbahn ihn in Honors Blickfeld schob. Unter normalen Umständen hätte sie stundenlang hier sitzen und schauen können, gebannt von der beinahe hypnotischen Anziehungskraft des niemals endenden kosmischen Balletts, aber nicht einmal der prächtige Sternenhimmel vermochte sie heute aufzuheitern.
    Sie schnitt eine Grimasse und fuhr sich hastig durch die Haare. Zwei Tage nach ihrem Abendessen bei Cosmo’s hatte die Admiralität den offiziellen Einsatzbericht der Schlacht von Hancock freigegeben und veröffentlicht, und binnen Stunden hatte sie George Monet, ihren Signaloffizier, anweisen müssen, sämtliche nicht offiziellen Anrufe zurückzuweisen – eine andere Möglichkeit, der Flutwelle von Interviewnachfragen zu entkommen, bestand nicht. Diesmal nahm es noch schlimmere Ausmaße an als nach Basilisk oder Jelzins Stern, aber selbst Basilisk hatte nicht solch unangenehm politische Untertöne aufgewiesen wie diese Lage. Auf der gleichen Pressekonferenz der Admiralität war verlautbart worden, daß gegen Pavel Young ein Kriegsgerichtsverfahren eingeleitet werde, und da witterten die Haie das Blut im Wasser.
    Honor mochte Newssendungen nicht besonders. Ihr gefiel es wenig, wie darin

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