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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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geschehen ist. Nicht nur die offiziellen Aufzeichnungen – ich muß wissen, was du gedacht hast. – Was du wirklich gedacht hast«, fügte er mit einem scharfen, durchdringenden Blick hinzu. »Erzähl mir jetzt bloß keinen Mist, Junge. Dazu steht zu viel auf dem Spiel.«
    »Das weiß ich, Vater«, antwortete Young mit belegter Stimme:
    »Gut.« Der Earl streckte den Arm aus, um Young das Knie zu tätscheln, und ließ den Stuhl auf den Teppich sinken. »Dann fang am besten mit allem an, woran du dich nur erinnern kannst. Spar dir die Rechtfertigungen für die Verhandlung auf und erzähl mir nur genau, was passiert ist.«
     
    Der Admiral der Grünen Flagge Hamish Alexander, Dreizehnter Earl von White Haven, starrte seinen jüngeren Bruder und Erben über das schneeweiße Tischtuch hinweg an, während ihr strenggesichtiger Gastgeber, Admiral Sir James Bowie Webster, der Oberkommandierende der Homefleet, sie beide beobachtete.
    »Ich kann das nicht glauben«, sagte White Haven schließlich. Sein Schiff lag seit weniger als einer Stunde in der Umlaufbahn von Manticore, als Webster ihn zum Abendessen an Bord von HMS Manticore ›einlud‹. Nun schüttelte er den Kopf wie jemand, der aus einem schlechten Traum erwacht. »Ich wußte ja, daß die Dinge kompliziert sind, aber Caparellis Depeschen deuteten nicht einmal an, daß sie so schlecht stehen!«
    »Wir wußten auch nicht, daß es so schlecht werden würde, als wir dir den letzten Download schickten und dich nach Hause beorderten, Hamish.« Fast entschuldigend zuckte William Alexander die Schultern. »Wir wußten, daß wir Wallace und seine Gefolgsleute verloren hatten, aber wer ahnte da, daß auch der Bund der Konservativen zur Opposition überlaufen würde.«
    »Verdammt noch mal, Willie! Wir müssen den Havies jetzt einheizen! Die Volksrepublik zerfällt vor unseren Augen – die haben nicht einen Schuß abgefeuert, als ich ins Chelsea-System einmarschiert bin! –, aber wenn sie erst mal wieder Boden unter den Füßen haben …« Der Earl verstummte, und sein Bruder zuckte mit den Schultern.
    »Du predigst hier zu bereits Bekehrten, Hamish. Der Herzog fordert im Moment alle Schulden ein, die man in den vergangenen fünfzig Jahren bei ihm gemacht hat, aber die Opposition steht noch immer fest Schulter an Schulter. Ich glaube, die Freiheitler haben sich endgültig eingeredet, daß in Haven ein echter Reformprozeß stattfindet, und was die Progressiven betrifft … Ich bezweifle sehr, daß Gray Hill und Lady Descroix ein Prinzip erkennen würden. Wenn es ihnen die Nase abbiß, aber sie haben ihr Fußvolk davon überzeugt, daß die Havies sich einfach selbst vernichten werden, wenn wir nur tatenlos zusehen.«
    »Das ist doch Affenscheiße, Willie!« Webster knallte seine Tasse so heftig auf den Tisch, daß der Kaffee über den Rand schwappte. »Verflucht noch mal, hat denn keiner von denen je in ein Geschichtsbuch gesehen?«
    »Nein, das wohl nicht.« Lord Williams übermäßig beherrschter Stimme war seine eigene Verärgerung deutlich anzumerken. »Geschichte ist nicht ›relevant‹.«
    »Idioten«, grunzte White Haven. Er erhob sich abrupt von seinem Stuhl und marschierte rasch einmal im Kreise durch Websters Salon. »Eine ganz klassische Situation. Seit Jahrzehnten ist die havenitische Regierung eine Katastrophe auf Abruf, aber dieses neue Komitee für Öffentliche Sicherheit stellt etwas ganz anderes dar. Mir ist egal, was die Propaganda behauptet. Das sind nicht mehr Reformer als der Bund der Konservativen, und sie sind rücksichtslos wie der Teufel. Unsere Informationsquellen berichten, daß sie bereits mehr als ein Dutzend Admiräle füsiliert haben! Wenn wir diese Buben nicht fertigmachen, bevor sie sich konsolidieren, dann steht uns jemand gegenüber, der zehnmal so gefährlich ist wie Harris und seine Marionetten je gewesen sind.«
    »Vielleicht erschießen sie wenigstens genügend ihrer Kommandeure, so daß wir einen Vorteil bekommen.« William klang wie jemand, der sich krampfhaft einzureden versucht, er sehe bereits den Silberstreif am Horizont, aber sein Bruder schnaubte nur verächtlich.
    »Du hast nie über Napoleon gelesen, was, Willie?« Alexander schüttelte den Kopf, und White Haven grinste schief. »Weißt du, wie Napoleon die Armee aufbaute, mit der er fast ganz Europa eroberte? Er hat aus Leutnants und Sergeanten – sogar Korporalen! – Oberste und Generäle gemacht. Seine Soldaten pflegten zu sagen, daß jeder von ihnen einen Marschallstab

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