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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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im Tornister trage – daß jeder von ihnen zum höchsten Rang aufsteigen konnte, sobald das alte Regime erst aus dem Weg wäre. Nun, die Legislaturisten sind bereits beseitigt. Natürlich beraubt das neue Regime sich einer ganzen Menge an Erfahrung, indem es die alte Garde hinrichtet, aber es bietet zum ersten Mal Nicht-Legislaturisten die Chance, ganz nach oben zu kommen. Verdammt noch mal, was wir am wenigsten gebrauchen können, ist ein havenitisches Offizierscorps, das zu dem System steht und nach Leistung befördert wird.«
    »Und darin steckt noch nicht einmal der andere, neue Motivationsfaktor«, warf Webster ein. »›Komme mit dem Schild oder auf dem Schild, aber komme nicht ohne Schild‹«, sagte er. »Jeder, der das neue Regime enttäuscht, wird den Weg gehen, den Parnell beschritt.« Ein Ausdruck echten Bedauerns stahl sich auf sein Gesicht, und er seufzte. »Der Mann war ein Feind, und ich haßte das System, für das er einstand, aber verdammt noch mal, er hätte etwas Besseres verdient gehabt.«
    »Mit Sicherheit.« White Haven ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und griff nach seiner Kaffeetasse. »Er war gut, Jim. Besser als ich dachte. Im Jelzin-System hab’ ich ihn kalt erwischt. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, daß wir da waren oder in welcher Stärke, bevor wir ihn angriffen, und trotzdem hat er es geschafft, fast die Hälfte seiner Flotte wieder aus dem System herauszubekommen. Und dann erschießt ihn die eigene Regierung als ›Verräter‹!«
    Der Earl nippte an seinem Kaffee, schüttelte traurig den Kopf und holte tief Luft.
    »Also gut, Willie. Jim und ich wissen nun, welche Probleme der Herzog hat, aber was genau soll ich denn nun für dich tun? Jeder weiß, daß ich die Zentralisten unterstütze, und das nicht nur …« – er rang sich ein müdes Lächeln ab –, »weil mein kleiner Bruder im Kabinett sitzt. Ich bezweifle, daß ich bei allzu vielen Leuten die Meinung ändern kann, an die er und du nicht herangekommen seid.«
    »Nun, darum geht es, ehrlich gesagt, gar nicht«, sagte Lord William, und sein Unbehagen war ihm deutlich anzumerken. »Ich fürchte, du stehst mit deiner Rolle viel mehr im Mittelpunkt, als du im Augenblick glaubst.«
    »Ich?« fragte White Haven skeptisch. Er warf Webster einen Blick zu, doch der Freund brachte lediglich seine eigene Unwissenheit durch ein Schulterzucken zum Ausdruck, und beide sahen sie William an.
    »Du«, bekräftigte William Alexander seufzend und lehnte sich zurück. »Eigentlich dürfte ich es gar nicht wissen, aber: Das Gericht für Pavel Young ist zusammengestellt, Hamish.«
    »Wurde aber zum Teufel noch mal auch Zeit!« schnaubte Webster; etwas in der Stimme seines Bruders ließ tief in White Havens Gehirn die Alarmglöckchen erklingen, und er blickte ihm scharf ins Gesicht. Lord William begegnete dem Blick und hielt ihm stand, dann nickte er.
    »Du bist dabei. Um genau zu sein, bist du als dienstältester Offizier sogar der Vorsitzende.«
    »O Gott!« stöhnte Webster, als er plötzlich verstand. White Haven sagte lange nichts und sah nur seinen Bruder an, und als er schließlich das Wort ergriff, sprach er sehr bedächtig.
    »Willie, ich bin bereit, für Allen Summervale eine ganze Menge zu tun, aber hier ziehe ich eine Grenze. Du kannst dem Herzog sagen, daß ich, wenn ich in ein Gericht berufen werde, auf die Beweisführung hören und auf dieser Basis – und nur auf dieser Basis – mein Urteil fälle, – selbst wenn Pavel Young der Angeklagte ist.«
    »Niemand verlangt etwas anderes von dir!« fuhr Lord William auf. Seine blauen Augen schauten funkelnd in ihr Ebenbild, in Alexander-Blau, und White Haven hob schließlich entschuldigend die Hand. Sein Bruder starrte ihn noch einen Moment länger an, dann seufzte er wieder. »Tut mir leid, Hamish. Wirklich leid. Es ist nur so, daß …«
    Er verstummte und schloß kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein Gesicht ruhig.
    »Schau, wir wollen nicht versuchen, dich zu beeinflussen, aber wir wollen auch nicht, daß du mit Scheuklappen herumläufst, verstehst du?«
    »Mit Scheuklappen?« wiederholte White Haven, und William nickte.
    »Schau, ich weiß natürlich, daß das Auswahlverfahren vermeiden soll, daß in der Ernennung der Richter irgendwelche Begünstigungen stattfinden. Aber diesmal hat es sich wirklich als Bumerang erwiesen, Harn. Du sitzt im Gericht, das ist okay – und außer dir Sonja Hemphill, Rex Jürgens und Antoinette Lemaitre.«
    White Haven zuckte

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