Mit Schimpf und Schande
Paul genüßlich. »Was die Frage betrifft, warum du nicht selber drauf gekommen bist – nun, es liegt mir fern anzudeuten, du könntest manchmal ein wenig langsam sein, aber …« Mit gallischer Perfektion zuckte er mit den Schultern.
»Takt fehlt dir übrigens auch«, erkannte Honor erstaunt. »Himmel, was hab’ ich bloß verbrochen, um dich zu verdienen?«
»Ich schmeichle mich nur bei dir ein, damit du mich nicht zu Klump haust, wenn ich erst anfange, die Unterwäsche auf dem Teppich liegenzulassen, meine Liebe.« Bei dem Blick, den sie ihm zuwarf, mußte er lachen, dann wurde er wieder ernst. »Ich muß zugeben, die Idee ist mir gekommen, als ich das erste Mal in deiner Kabine das Lebenserhaltungsmodul für Nimitz sah. Weißt du, ich habe meine Laufbahn bei BuShips begonnen, bevor ich durch Verwendung an Bord von Schiffen abgelenkt wurde. Nach Abschluß der Akademie war ich als Hilfsprojektoffizier beim Neuentwurf der alten Raumanzüge dabei, damals, als die neuen Hochdrucklagervakuolen aufkamen. Jetzt habe ich in meiner Freizeit ein wenig am Terminal herumgespielt. Als wir von Hancock zurückkamen, stand der Entwurf.«
»Aber das muß doch ein Vermögen gekostet haben«, wandte Honor bedächtig ein. »Allein für das Modul hat man mir das Fell über die Ohren gezogen.«
»Billig war es nicht«, stimmte Paul zu, »aber meine Familie ist schon immer in Schiffsbau und -ausrüstung ganz dick drin gewesen. Ich brachte den Plan zu Onkel Henri – wir sind nicht wirklich miteinander verwandt, aber er leitet unsere F&E-Abteilung –, und er übernahm die Sache. Erstmal hat er mir aber eine nette Standpauke wegen meines Entwurfs gehalten«, fügte er nachdenklich hinzu. »Ich schätze, er hatte ihn um ein paar hundert Prozent verbessert, als er mit Spielen fertig war. Danach«, er zuckte mit den Schultern, »war die eigentliche Fabrikation ein Kinderspiel.«
Honor nickte, aber ihre Miene zeigte, daß ihr unbehaglich zumute war, und stirnrunzelnd betrachtete sie den Helm eingehender. Als sie feststellte, wie wohlhabend Pauls Familie war, war sie überrascht gewesen, dabei wußte sie doch, daß die Tankersleys mit Michelle Henke verwandt waren, aber sie stellten eine bürgerliche Seitenlinie der königlichen Familie dar. Doch ungeachtet seines unbekümmerten Abtuns von Preisschildern wußte Honor, was ein normales Lebenserhaltungsmodul kostete, und der Anzug mußte erheblich teurer gewesen sein.
»Ach, er ist einfach hinreißend, Paul, aber du hättest so etwas Teures nicht tun dürfen, ohne mich zu warnen!«
»Mach dir deswegen nur keine Gedanken! Onkel Henri dachte zuerst auch, der Anzug wäre nichts weiter als ein teures Spielzeug. Bis die Marketing-Abteilung davon Wind bekam, heißt das.« Honor schaute ihn erstaunt an, und Paul grinste. »Ihr seid nicht der einzige Mensch mit einer ‘Katz, Dame Honor. Etwa ein Drittel aller Module, die für Baumkatzen gekauft werden, stammen von uns, aber wenn wir beginnen, Raumanzüge für die kleinen Racker anzubieten, dann wird das die Leute, die die anderen zwo Drittel verkaufen, sehr unglücklich machen. Du glaubst gar nicht, wie schmeichelhaft es ist, wenn man nach all diesen enttäuschenden Jahren plötzlich doch noch für ein Wunderkind gehalten wird.«
»Jede Wette«, pflichtete Honor ihm bei. Ihr Stirnrunzeln schmolz zu einem Lächeln, und sie hob den Helm, damit Nimitz ihn eingehender begutachten konnte. Mit zitternden Schnurrhaaren schnüffelte der Baumkater vorsichtig daran, dann schob er den Kopf in den durchsichtigen Armoplast, und Honor lachte auf, als sie sah, wie er ihr daraus mit den Ohren zuwinkte.
»Vielen Dank«, sagte sie mit Wärme. Mit der freien Hand strich sie Paul über die Wange. »Vielen, vielen Dank. Von uns beiden.«
»Gern geschehen, reden wir nicht mehr davon.« Er machte eine leichtfertige Geste und streckte die Hände vor. Sie gab ihm den Helm zurück, und er plazierte ihn oben auf den Anzug, verschloß die Tasche und legte Honor den Tragegurt über die Schulter.
»So. Alles fertig.« Er winkte sie zur Luke; erst jetzt bemerkte sie, daß alle anderen das Shuttle schon verlassen hatten, und sah erstaunt auf. Paul bot ihr den Arm, und sie hängte sich ein, dann führte er sie zur Luke. »Er hat sogar eigene Schubdüsen. Sie sind nicht so flexibel wie die eines Standardraumanzugs, aber dafür mit Biofeedback-Aktuatoren ausgestattet. Wenn ich nach den akrobatischen Kunststücken gehe, die ich von Nimitz gesehen habe, dann sollte er nicht
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