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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Demütigung, als ihm die engen Reihen in einer perfekt gleichzeitigen Drehung den Rücken zukehrten.
    »Im Gleichschritt – Marsch!« befahl der Admiral, und die Offiziere, die nicht für unzureichend befunden worden waren, gehorchten. Mit einer Präzision, die auch Marineinfanteristen nicht hätten überbieten können, marschierten sie im Takt einer einzelnen, langsam geschlagenen Trommel von ihm davon und ließen ihn allein und verlassen auf dem Feld seiner Entehrung stehen … in Schimpf und Schande.
    North Hollow riß die Augen auf und entkam dem Alptraum – für einige Zeit. Er verzog den Mund und stieß verbittert einen anstößigen Fluch hervor. Als der Haß ihn durchflutete, ballte er die Fäuste so fest, daß die Knöchel kreideweiß hervortraten.
    Zu hassen war er gewöhnt. Haß hatte schon immer zu ihm gehört und floß wie Blut durch seine Adern. Wenn ein arroganter Bürgerlicher es wagte, seine rechtmäßige Autorität in Frage zu stellen, wenn ihm ein mißgünstiger Vorgesetzter die ihm zustehende Anerkennung verweigerte, dann war der Haß gekommen und hatte gekocht wie ätzende Lauge. Und auch, wenn er emporgekommene Bürgerliche vernichtete, verspürte er den Haß. Er schmeckte ihn, wenn er seine Macht benutzte, um die zu zerquetschen, die sich ihm widersetzt hatten, aber damals hatte er süß wie starker, berauschender Wein in ihm gebrannt.
    Diesmal war der Haß anders. Er brannte nicht, er loderte, als hätte er einen Hochofen in sich, der ihn langsam von innen verzehrte. Diesmal hatte sich die ganze Welt gegen ihn gewandt, ihn verschlungen und wie Aas vor die Füße des Miststücks gespuckt, die ihn seiner Vernichtung auslieferte. Mit jeder Faser seines Seins schrie er nach Vergeltung. Nach Rache an dieser Schlampe Harrington, aber nicht nur an ihr. Er würde – mußte – sie und alle vernichten, die ihn verraten hatten, und selbst das reichte ihm nicht. Es mußte auf die rechte Art geschehen, auf eine Weise, die ihnen ihre Verachtung Spott für Spott, Hohnlächeln für Hohnlächeln zurückgab und auf ihre affektierten Kodizes und blödsinnigen Ehrvorstellungen spuckte.
    Er zitterte; er knirschte mit den Zähnen und zwang sich, still zu sitzen, bis die Woge des Hasses abebbte. Ganz ging der Haß nie weg. Er schrumpfte nur so weit zusammen, daß North Hollow sich bewegen und denken konnte, daß er zu sprechen vermochte, ohne die Flüche, die in seinem Innersten schwelten, hervorzuspeien.
    Er drückte einen Knopf auf seiner Comkonsole, und der älteste Berater seines Vaters – nein, sein ältester Berater – antwortete prompt.
    »Jawohl, Mylord?«
    »Ich muß Sakristos und Elliot sprechen, Osmond. Und Sie. Sofort.«
    »Sofort, Mylord.«
    Die Verbindung wurde beendet, und North Hollow ließ seinen Sessel nach hinten schwingen. Er faltete die Hände und verzog die Lippen zu einem häßlichen Grinsen. Seinen Überlegungen zustimmend, nickte er langsam, während er wartete. Nach wenigen Minuten wurde die Tür geöffnet, und Osmond und ein anderer, jüngerer Mann traten ein. Eine elegante, gepflegte rothaarige Frau von umwerfender Schönheit begleitete sie, und als North Hollow sie anblickte, tanzte etwas Hungriges ganz weit hinten in seinen Augen.
    »Setzen Sie sich.« Er deutete auf die Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen, und ein wenig Vergnügen durchfuhr ihn, als sie gehorchten. Es war zwar nicht wie in der Navy, hier besaß er eine andere Sorte Macht. Die Macht seines Namens und der politischen Maschinerie, die er geerbt hatte – sie wirkten wie ein unterschwelliges Aphrodisiakum auf ihn, und er ließ es wie einen schweren Wein über die Zunge rollen, während er seine Untergebenen betrachtete. Er ließ sie eine Weile warten, ließ sie ihren Gehorsam verinnerlichen, wie er seine Autorität über sie verinnerlichte, dann deutete er auf Osmond.
    »Wie weit sind wir in unseren Verhandlungen mit High Ridge?«
    »Der Baron hat zugestimmt, als Pate bei Ihrer Jungfernrede zu fungieren, Mylord. Er hat eine gewisse Besorgnis über die Jordan-Angelegenheit zum Ausdruck gebracht, aber ich nahm mir die Freiheit, ihm zu versichern, daß seine Bedenken unbegründet seien.«
    North Hollow nickte und grunzte zufrieden. High Ridge war sehr widerwillig gewesen, als er gebeten wurde, die erste Rede North Hollows im Oberhaus als Pate zu betreuen. Der Baron war bekannt sowohl für die geradezu religiöse Inbrunst, mit der er den Namen seiner Familie und seine politische Position schützte, als auch

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