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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hatte nichts mit Training durch Belohnen für Gehorsam zu tun – so etwas hatte Nimitz nicht nötig –, den Leckerbissen hatte er sich einfach verdient.
    Plötzlich kehrte die Schwerkraft zurück. Nicht die 1,35 g der Heimatweit, sondern die erheblich geringere Schwerkraft Graysons. Honor blickte über ihre freie Schulter. Captain Brentworth stand neben der Kontrolltafel für die Turnhalle und grinste sie an.
    »Behender kleiner Teufel, was?« stellte der Kommandant der Jason Alvarez fest.
    »Das ist er«, pflichtete Honor ihm bei; Sie griff hoch und fuhr mit der Fingerspitze über ein aufgerichtetes Ohr. Nimitz hielt – kurz – beim Kauen inne, um ihre Berührung zu erwidern. Dann wandte er sich mit einem saftigen Schmatzer wieder den wichtigeren Dingen zu.
    Honor lachte und hob ihn in die Arme. Moderne Raumanzüge waren zwar leichter als altmodisches Vakuumschutzgerät, aber interne Lagervakuolen machten sie wesentlich schwerer, als sie aussahen. Nimitz’ plus Anzug war selbst unter graysonitischer Gravitation zu schwer, um noch eine angenehme Schulterlast zu sein. Dem ‘Kater war es egal, wie er getragen wurde, wenn er nur getragen wurde; er rollte sich behaglich in ihrer Umarmung zusammen und hielt den Selleriestengel fest. Honors Lächeln schlug in ein Grinsen um. Nimitz gefiel der Anzug mittlerweile ganz gut, aber er hatte indigniert das Fell gesträubt, als sie ihn mit den ›Kanalisations‹-Verbindern vertraut machte, vor denen Paul sie gewarnt hatte.
    Sie wollte sich vorbeugen, um sich die Gravstiefeletten auszuziehen, aber schon war einer von Brentworth’ Leuten zur Stelle. Der kaum erwachsene Elektroniktechniker senkte sich auf ein Knie, bot das andere Honor als Stütze, und mit einem Lächeln hob sie den Fuß darauf. Der Techniker öffnete die Stiefelette und legte sie beiseite, dann wiederholte er den Vorgang an ihrem anderen Fuß.
    »Vielen Dank«, sagte Honor, und der junge Mann – älter als zwanzig T-Jahre konnte er nicht sein – errötete.
    »Es war mir ein Vergnügen, Mylady«, brachte er hervor, und ihr gelang es, bei seinem fast ehrfürchtigen Tonfall nicht laut herauszulachen. Als sie allerdings zuerst mit der Verehrung konfrontiert wurde, die Brentworth’ Crew ihr anfangs entgegenbrachte, war sie darüber nicht besonders amüsiert gewesen. Mit einer Ehrerbietung, die sie normalerweise nur dem Protector selbst erwiesen hätten, beobachteten sie beinahe anbetend jeden ihrer Schritte. Das war ihr gewaltig auf die Nerven gegangen – nicht zuletzt, weil sie überhaupt nicht wußte, wie sie darauf reagieren sollte. Andererseits fand sich im Verhalten der Alvarezs überhaupt nichts Kriecherisches, deshalb begnügte sie sich damit, einfach sie selbst zu sein, ganz gleich, wie sehr sie versuchten, sie zu verwöhnen, und das schien genau die richtige Reaktion zu sein. Die Ehrfurcht hatte sich in etwas wie Respekt verwandelt, und die Alvarezs wirkten nicht mehr, als wollten sie vor ihr das Knie beugen, wenn sie ihr auf einem Korridor begegneten.
    Und trotzdem glaubte sie, daß alles noch wesentlich einfacher hätte sein können, wenn sie nicht die einzige Frau in der achthundertköpfigen Schiffsbesatzung der Alvarez gewesen wäre. In solch einer Lage hatte sie sich noch nie zuvor befunden, aber bis vor drei T-Jahren war den graysonitischen Frauen der Wehrdienst per Gesetz verboten gewesen – außerdem durften Frauen auf diesem Planeten kein Land besitzen, nicht Geschworene sein oder ihr Geld selbst verwalten. Wahrscheinlich würde es noch eine Weile dauern, bis sie an Bord von Kriegsschiffen Dienst taten.
    Sie nickte dem jungen Mann, der ihr die Stiefeletten ausgezogen hatte, noch einmal zu, dann verteilte sie Nimitz’ Gewicht ein wenig besser und ging zur Luke. Brentworth schritt neben ihr her.
    Der graysonitische Kommandant musterte schweigend ihr Profil, als sie dem Korridor folgten. Sie sah besser aus, als er je zu hoffen gewagt hätte, doch nachdem sie sich nun ein paar Tage an Bord befand, wußte er, daß die Wiederherstellung längst nicht so vollständig war, wie er zuerst geglaubt hatte. Die linke Mundhälfte bewegte sich stets mit einer winzigen, aber merklichen Verzögerung. Ihr Lächeln bekam dadurch eine gewisse Schiefe, was mehr am Timing als an allem anderen lag, und so sehr sie sich auch bemühte, es zu überwinden, gewisse Konsonanten sprach sie noch immer etwas undeutlich aus. Die Medizin Graysons wäre in der Zeit vor der Allianz niemals auch nur annähernd zu der Leistung

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