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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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persönlich berührte, worüber Sie mit mir zu reden hätten, Sir«, versetzte er.
    »Auch nicht die Art und Weise, wie Mortimer Tregennis ums Leben kam?« war Holmes’ Antwort.
    In diesem Augenblick bedauerte ich, daß wir nicht bewaffnet waren. Sterndales grimmiges Gesicht wurde dunkelrot, seine Augen funkelten zornig, und die leidenschaftlichen Adern auf seiner Stirn schwollen zu dicken Strängen an, während er die Fäuste ballte, im Begriff, sich auf meinen Freund zu stürzen. Aber es blieb bei der bedrohlichen Gebärde, er zwang sich unter äußerster Willensanstrengung zu einer kalten, steifen Ruhe, die indessen vielleicht noch größere Gefahr verhieß als sein hitziger Ausbruch.
    »Ich habe so lange unter Wilden und außerhalb des Gesetzes gelebt«, sagte er, »daß ich allmählich dahin gelangt bin, nur noch meinem eigenen Gesetz zu folgen. Sie täten gut daran, Mr. Holmes, sich das zu merken. Denn eigentlich habe ich gegen Sie nichts im Sinn.«
    »Und ich gegen Sie ebensowenig, Dr. Sterndale. Der deutlichste Beweis ist doch wohl der, daß ich nicht die Polizei, sondern Sie gerufen habe. Und das, nachdem ich weiß, was ich weiß.«
    Sterndale setzte sich ächzend nieder. Möglicherweise sah er sich zum erstenmal in seinem Leben überwältigt. Der ruhigen Sicherheit meines Freundes konnte selbst dieser Riese nicht widerstehen. In der Erregung öffnete er seine sehnigen Hände und ballte sie wieder zu Fäusten, als er stammelte:
    »Was – meinen – Sie?« Und dann fuhr er gefaßt fort: »Wenn Sie mich durch großspurige Andeutungen einschüchtern wollen, sind Sie an den Falschen geraten. Aber lassen Sie uns nicht länger auf den Busch klopfen. Worum geht es?«
    »Das will ich Ihnen gleich sagen«, erwiderte Holmes. »Und der Grund, warum ich es tue, ist die Hoffnung, daß Sie meiner Offenheit mit Offenheit begegnen. Wie mein nächster Schritt aussehen wird, hängt lediglich von Ihrer Verteidigung ab.«
    »Meiner Verteidigung?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wogegen soll ich mich verteidigen?«
    »Gegen die Anklage, Mortimer Tregennis getötet zu haben.«
    Sterndale wischte sich mit seinem Taschentuch über die Stirn. »Ich muß schon sagen, Sie nehmen sich einiges heraus. Fußen all Ihre Erfolge auf dieser verschwenderischen Blufftaktik?«
    »Der Bluff ist auf Ihrer Seite, Dr. Leon Sterndale«, entgegnete Holmes ernst, »nicht auf der meinen. Ich will Ihnen gern einige Tatsachen nennen, auf die meine Schlußfolgerung sich gründet. Ihre Umkehr in Plymouth – obwohl ein beträchtlicher Teil Ihres Besitzes sich bereits auf dem Wege nach Afrika befand – erwähne ich nur, weil ich so zuerst die Gewißheit erhielt, daß Sie ein Faktor waren, den man bei dem vorliegenden Drama in Rechnung ziehen mußte…«
    »Ich kam zurück…«
    »Ihre Gründe habe ich schon gehört und betrachte sie als unzulänglich und nicht überzeugend. Dabei wollen wir uns jetzt nicht aufhalten. Sie sind dann hierhergekommen, mich zu fragen, wen ich verdächtigte. Ich weigerte mich, Ihnen darauf zu antworten, weshalb Sie unsere Unterredung für beendet hielten. Sie gingen zur Pfarrei, warteten eine Zeitlang draußen – und kehrten dann nach Hause zurück.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin Ihnen nachgegangen.«
    »Ich habe niemanden gesehen.«
    »Genau das dürfen Sie erwarten, wenn ich jemandem folge. Sie verbrachten eine ruhelose Nacht in Ihrer Hütte. Und Sie entwarfen gewisse Pläne, die Sie am nächsten Morgen in die Tat umzusetzen begannen. Sie verließen Ihr Heim bereits bei Tagesanbruch, nachdem Sie in Ihre Rocktasche etwas von dem rötlichen Pulver gefüllt hatten, das aufgehäuft neben Ihrem Gartentor lag.«
    Sterndale fuhr heftig zusammen und starrte Holmes verblüfft an.
    »Dann legten Sie eilig die Meile bis zum Pfarrhaus zurück. Sie trugen, wie ich noch bemerken darf, dieselben Tennisschuhe mit gerippter Sohle, wie ich sie jetzt an Ihren Füßen erblicke. In der Pfarrei gingen Sie durch den Obstgarten und die seitliche Hecke, bis Sie vor dem Fenster des Untermieters Tregennis wieder heraustraten. Es war inzwischen heller Tag, aber im Hause regte sich noch nichts. Sie nahmen etwas von dem Granulat aus Ihrer Tasche und warfen es an das Fenster über Ihnen.«
    Sterndale fuhr von seinem Sitz hoch und rief: »Sind Sie der Satan persönlich?«
    Holmes lächelte über das Kompliment. »Sie brauchten zwei, vielleicht auch drei Hände voll, bis der Bewohner ans Fenster trat. Sie winkten, er solle herunterkommen. Er zog sich rasch

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