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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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an und stieg in sein Wohnzimmer herab. Sie kletterten zum Fenster hinein. Es folgte eine kurze Unterhaltung, während Sie im Zimmer auf und ab wanderten… Dann sind Sie hinausgegangen und haben hinter sich das Fenster geschlossen. Draußen auf dem Rasen warteten Sie ab, was sich ereignen würde… Endlich, als der Tod eingetreten war, zogen Sie sich auf demselben Weg zurück, den Sie gekommen waren. Nun, Dr. Sterndale, wie rechtfertigen Sie diese Handlungsweise, und was waren Ihre Beweggründe? Ich versichere Ihnen, daß ich, sollten Sie Ausflüchte gebrauchen oder mir etwas vorschwindeln, die Angelegenheit für immer aus meinen Händen gebe.«
    Unseres Besuchers Gesicht war aschgrau geworden, während er den Worten seines Anklägers zuhörte. Nun saß er über eine kurze Weile in Gedanken verloren da, den Kopf in seine Hände vergraben. Plötzlich zog er, einer impulsiven Regung folgend, eine Fotografie aus seiner Brusttasche und warf sie auf den Gartentisch vor uns hin.
    »Das ist der Grund, warum ich es getan habe«, sagte er.
    Es war das Brustbild einer sehr schönen Frau. Holmes beugte sich darüber.
    »Brenda Tregennis«, stellte er fest.
    »Ja, Brenda Tregennis«, wiederholte unser Besucher. »Sie habe ich seit langer Zeit geliebt, und auch sie liebte mich. Darin liegt das Geheimnis meiner Flucht in die Einsamkeit von Cornwall, über die sich die Leute immer gewundert haben. Hier fühlte ich mich dem einzigen Wesen nahe, das mir auf Erden wirklich teuer war. Heiraten konnte ich Brenda nicht, denn ich habe eine Frau, die mich vor mehreren Jahren verließ und von der ich mich, dank den bejammernswerten englischen Gesetzesparagraphen, nicht scheiden lassen kann. Jahre hindurch haben Brenda und ich gewartet, gewartet – worauf? Auf dieses Ende?!«
    Der große Körper wurde von einem qualvollen Aufschluchzen geschüttelt, und der Unglückliche griff sich an die Kehle. Dann riß er sich zusammen und sprach weiter.
    »Der Pfarrer war im Bilde. Ihn hatten wir ins Vertrauen gezogen. Er würde Ihnen bestätigen, daß sie ein Engel war. Daher das Telegramm, das mich zurückrief. Was bedeuteten mir meine Habseligkeiten und Afrika, als ich erfuhr, daß mir das Teuerste genommen war und daß vorher so Furchtbares hatte erduldet werden müssen. Da haben Sie das fehlende ›Motiv‹ für mein Verhalten, Mr. Holmes!«
    »Fahren Sie fort«, sagte mein Freund leise.
    Dr. Sterndale zog ein Papierpäckchen aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch. Radix pedis diabolis stand auf der Außenseite, und darunter war ein Giftschild mit einem Totenkopf. Er schob es mir hin mit den Worten: »Ich weiß, Sie sind Arzt, Sir. Haben Sie je von diesem Präparat gehört?«
    »Teufelsfußwurzel? – Nein, ist mir unbekannt.«
    »Sie brauchen sich deshalb nicht in Ihrer Berufsehre getroffen zu fühlen«, sagte Dr. Sterndale. »Außer in einem einzigen Laboratorium in Buda gibt es, glaube ich, in ganz Europa kein Exemplar von diesem Gewächs. Es ist bisher weder in unsere Arzneikunde noch in die Toxikologie eingedrungen. Die Wurzel ist wie ein Fuß geformt, halb dem des Menschen, halb dem eines Ziegenbocks ähnlich. Daher rührt der phantasievolle Name, den ihr ein pflanzenkundiger Missionar gegeben hat. Sie wird in manchen Gebieten Westafrikas bei Gottesurteilen verwendet und von den Medizinmännern streng geheimgehalten. Dieses Muster erhielt ich unter sehr ungewöhnlichen Umständen in Ubanghi.«
    Während er noch sprach, hatte er das Papier geöffnet und ein Häufchen rötlichbraunen, schnupftabakähnlichen Pulvers zutage gefördert.
    »Und weiter?« fragte Holmes fest.
    »Das will ich Ihnen ja gerade erzählen, Mr. Holmes, wie es sich abgespielt hat. Denn Sie wissen schon so viel, daß es nur in meinem Interesse liegen kann, wenn Sie alles erfahren. Ich habe Ihnen die Beziehung, in der ich zur Familie Tregennis stand, bereits auseinandergesetzt. Um der Schwester willen war ich freundlich zu den Brüdern. Wegen der Erbstreitigkeiten hatte sich Mortimer abgesondert. Aber die Sache schien beigelegt zu sein. Und ich kam in letzter Zeit mit ihm genauso zusammen wie mit den anderen. Er war ein intriganter Schlaukopf, und es tauchte immer etwas auf, das meinen Argwohn weckte. Aber ich hatte letztlich keine Veranlassung, mich mit ihm zu überwerfen. Eines Tages, es war erst vor ein paar Wochen, kam Mortimer in meine Hütte zu mir, wo ich ihm einige meiner afrikanischen Sehenswürdigkeiten zeigte. Unter anderem ließ ich ihn auch dieses Pulver

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