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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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daß kein einziges Juwel in dem Haus gefunden wurde. Zumindest hat die Polizei keinen Fund gemeldet. Ist Phillimore nun wirklich zurückgegangen, um seinen Schirm zu holen? Natürlich nicht. Der Schirm befand sich im Ständer neben dem Eingang; doch er ging daran vorbei und die Treppe hinauf. Also sind ihm die Füchse vor dem Tor aufgefallen, und er hat sich wie das kleine Kaninchen, das er war, ins Dornengestrüpp zurückgezogen.«
    »Und wo ist das Dornengestrüpp?« sagte ich.
    »Ah! Das ist die Frage«, seufzte Raffles. »Was für ein Kaninchen trägt sein eigenes Dornengestrüpp mit sich herum? Das ist ein Geheimnis, das sogar die Aufmerksamkeit des Großen Detektivs höchstpersönlich erregt hat. Er hat eingewilligt, der Sache auf den Grund zu gehen.«
    »Dann halten wir uns aus der ganzen Sache heraus!« rief ich. »Wir können von einzigartigem Glück reden, daß keines unserer Opfer deinen Verwandten um Hilfe gebeten hat!«
    Raffles war ein Vetter dritten oder vierten Grades von Holmes, obwohl meines Wissens keiner den anderen je gesehen hatte. Ich bezweifle, daß der Spürhund jemals zu Lords – oder zu einem anderen Ort – gegangen ist, um sich ein Kricketspiel anzusehen.
    »Ich hätte nichts dagegen, mich mit ihm zu messen«, sagte Raffles. »Vielleicht ändert er dann sogar seine Meinung, wer der gefährlichste Mann in London ist.«
    »Wir haben mehr Geld, als wir brauchen«, sagte ich. »Lassen wir die ganze Sache fallen.«
    »Erst gestern hast du dich über Langeweile beklagt, Bunny«, erwiderte er. »Nein, ich denke, wir sollten unserem Journalisten einen Besuch abstatten. Vielleicht weiß er etwas, das wir, und womöglich auch die Polizei, nicht wissen. Wenn du es jedoch vorziehst«, fügte er verächtlich hinzu, »kannst du ruhig zuhause bleiben.«
    Dies traf mich natürlich, und ich bestand darauf, ihn zu begleiten. Ein paar Minuten später stiegen wir in eine Droschke, und Raffles trug dem Fahrer auf, uns in die Praed Street zu bringen.
     
     
    IV
     
    Persanos Wohnung befand sich am Ende von zwei Carrara-Marmortreppenfluchten und einem Treppengeländer aus geschnitztem Mahagoni. Der Pförtner brachte uns nach 10-C, ging jedoch wieder, als Raffles ihm ein üppiges Trinkgeld gab. Raffles klopfte an die Tür. Nachdem er nach einer Minute noch keine Antwort erhalten hatte, ließ er das Schloß aufspringen. Einen Augenblick später befanden wir uns in einer Suite mit extravagant eingerichteten Räumen. Ein schwerer Weihrauchduft hing in der Luft.
    Ich betrat das Schlafzimmer und blieb bestürzt stehen. Persano lag, nur mit Unterwäsche bekleidet, auf dem Fußboden. Die Unterwäsche war, wie ich leider sagen muß, aus der reinen schwarzen Seide des demi-mondaine. Wenn es zu dieser Zeit schon BHs gegeben hätte, hätte er wohl einen getragen, nehme ich an. Wegen seines fürchterlichen Gesichtsausdrucks schenkte ich seiner Bekleidung jedoch nicht viel Aufmerksamkeit. Sein Gesicht war zu einer Maske unaussprechlichen Schreckens erstarrt.
    Neben den Spitzen seiner ausgestreckten Finger lag die große Streichholzschachtel. Sie war geöffnet, und in ihr wand sich etwas.
    Ich zog mich zurück, doch Raffles suchte, nachdem er einmal tief eingeatmet hatte, auf der Stirn und am Handgelenk des Mannes nach seinem Puls und sah in die starren Augen.
    »Völlig wahnsinnig«, sagte er. »Erstarrt vor dem Schrecken, der aus dem tiefsten aller Abgründe kommt.«
    Von seinem Beispiel ermutigt, trat ich neben die Schachtel. Ihr Inhalt ähnelte entfernt einem Wurm, einem dicken röhrenförmigen Wurm, von dessen einem Ende sich ein Dutzend schlanker Tentakel abhoben. Man konnte davon ausgehen, daß dies sein Kopf war, da die Körperoberfläche direkt über den Wurzeln der Tentakel mit kleinen, hellblauen Augen umringt war. Sie hatten Pupillen wie Katzenaugen. Ich konnte weder eine Nase oder Nasenöffnung noch einen Mund ausmachen.
    »Mein Gott!« sagte ich erschauernd. »Was ist das?«
    »Das weiß Gott allein«, sagte Raffles. Er hob Persanos rechte Hand hoch und betrachtete die Fingerspitzen. »Siehst du den Blutfleck auf beiden Fingern?« sagte er. »Sie sehen aus, als hätte man ihm dort Nadeln in die Haut gestochen.«
    Er beugte sich tiefer über das Ding in der Schachtel. »Die Tentakelenden weisen nadelähnliche Spitzen auf, Bunny«, sagte er. »Vielleicht ist Persano nicht so sehr vom Schreck als von einem Gift gelähmt.«
    »Um Himmels willen, geh nicht näher heran!« sagte ich.
    »Sieh mal, Bunny!« sagte er.

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