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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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unser kleines Gefährt, und das dunkle Wasser unter unseren ausgefahrenen Rädern wich unregelmäßig geformten weißen Eisbergen, Packeis und schließlich großen Gletschern.
    Die gebirgige Eisformation glitt unter unserem dahindröhnenden Vehikel hinweg, als wir durch die tieferen Schichten der Atmosphäre rasten, und wich dann vollends einer flachen Ebene aus strahlendem Weiß. Wir flogen darüber hinweg, und schließlich ließ meine Begleiterin das Gefährt ein paar enge Kreise ziehen; dabei sank es langsam weiter hinab, einer Formation entgegen, die ich ursprünglich für ein Eisgebilde von ungewöhnlicher Schönheit und Gleichmäßigkeit gehalten hatte und erst nach einigen Augenblicken als Gebäude erkannte.
    Hier – in den nördlichsten Einöden der polaren Eisfelder – befand sich Menschenwerk! Ich weinte fast angesichts der Kühnheit und Schönheit des Bauwerkes und ließ erst von diesen Gedanken ab, als das Vehikel, in dem ich flog, zur Landung ansetzte. Es rollte über den hartbackenen Schnee und kam neben dem Eingang des wundervollen Gebäudes zu stehen.
    Eine steife Brise fuhr über die strahlende Eishülle und schleuderte verspielt gischtigen Schnee gegen die entblößte Unterhälfte meines Gesichts. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und schmeckte die klare Reinheit der schmelzenden Kristalle. Kein Zeichen von Leben oder Aktivität war in den funkelnden Türmen uns gegenüber auszumachen. Weder Begrüßer noch Wächter tauchten in dem gebogenen Eingang des Gebäudes auf.
    Meine Begleiterin kletterte aus ihrem Sitz und ließ sich grazil auf die eisige Oberfläche hinab, auf der unser Gefährt ruhte. Ich folgte ihr und verspürte dabei in meinen Knochen und Sehnen den Altersunterschied. Dann machten wir uns Seite an Seite auf den Weg zu dem Gebäude.
    »Irene«, sagte ich, noch bevor wir das Portal erreicht hatten, »was ist das für ein Ort? Ich dachte, wir würden zu Ihrer Hauptstadt fliegen? Statt dessen haben wir die Nordpolkuppe des Planeten erreicht, eine Gegend, die man immer für unbewohnt hielt, abgesehen von Polarbären, Robben und Möwen. Und doch finden wir hier ein so großartiges Bauwerk!
    Ich flehe Sie an, klären Sie mich auf!«
    Sie drehte sich mit dem betörenden Lächeln zu mir um, das überall auf der Welt die Herzen der Zuschauer gebrochen und ihren Applaus errungen und das sie in einer so betörenden Hochzeit, wie das Jahrhundert sie nie zuvor gesehen hatte, an die Seite eines der gekrönten Häupter Europas geführt hatte. »Bitte üben Sie sich noch ein paar Minuten in Geduld, Doktor. Sobald wir uns innerhalb der Festung befinden, wird Ihnen alles klarwerden.«
    »Der Festung?« echote ich hilflos.
    »Der Festung der Einsamkeit. Dieses Gebilde, das Teil des Eisflusses zu sein scheint, auf dem es steht, wurde in Wirklichkeit aus Marmor errichtet; aus reinem weißem Marmor, der an einer geheimen Quelle abgebaut und in äußerster Heimlichkeit hierher transportiert wurde. Darin befinden sich – die, die Sie gerufen haben. Die, deren willige Helferin zu sein für mich eine Ehre ist.«
    Wir schritten unter sich auftürmenden Portalen einher und dann durch Gänge, in denen unsere Schritte laut hallten, bis wir schließlich einen Raum erreichten, in dem sich nur ein bronzener Riese befand, der in einer Stellung der äußersten Konzentration dort saß. Als wir den Raum betraten, schien er sich nicht zu bewegen, doch nach ein paar Sekunden begriff ich, daß er eine Reihe überaus erstaunlicher Einzelübungen durchführte.
    Vor meinen ungläubigen Augen spielte er mit seinen Muskeln und beanspruchte sie, bis ein feiner Schweißfilm seinen mächtigen Körper bedeckte. Er sprach leise vor sich hin, und ich erkannte, daß er auf schwindelerzeugende Weise mit einer Reihe von Zahlen kopfrechnete – multiplizierte, dividierte, Quadrat- und Kubikwurzeln zog. Er wandte sich einem Apparat zu, der Tonwellen von einer Frequenz fabrizierte, die die Grenze meiner Hörfähigkeit überstiegen, doch die er, seinem Gesichtsausdruck zufolge, wahrnehmen konnte.
    Am Ende der Übungen schaute er zu meiner Begleiterin und mir auf. Er sprach mit einer Stimme, die Vertrauen und Autorität übermittelte. »Hallo, Patricia«, sagte er vertraulich. »Er ist mit dir gekommen, wie ich sehe. Ich wußte natürlich, daß er mitkommen würde.«
    Er erhob sich von seinem Platz, ging auf uns zu und umarmte die Frau, die ich als Die Frau kannte, mit zwei mächtigen, muskelbepackten bronzenen Armen. Doch trotz

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