Mit Sicherheit Liebe
Obwohl sie sich genau das immer ersehnt hatte.
Ihre Mutter hatte ihr früher viel erzählt und vorgelesen – Märchen und auch Liebesgeschichten. Und sie hatte immer von Disneyland geschwärmt. Ein Ort, an dem alle Menschen sich wohl fühlten und glücklich waren.
Alex’ Mutter war neunzehn gewesen und hatte in einem Souvenirshop in Disneyland gearbeitet, als sie den zukünftigen König von Cadria kennen lernte. Damals hatte sie natürlich nicht gewusst, dass der attraktive junge Mann, der mit ihr flirtete, ein Prinz war. Sein freundlicher Blick und sein sanftes Lächeln beeindruckten sie. Seinen Titel und seine Stellung hatte er vor ihr geheim gehalten, bis sie sich in ihn verliebt hatte. Genau das, fand Alex, war das Geheimnis. So wollte sie es auch halten. Einen Mann finden, der nicht wusste, wer sie war. Jemanden, der sie um ihrer selbst willen liebte – und nicht jemanden, der sie wollte, weil ihr Vater König war.
Vielleicht habe ich heute den richtigen Mann gefunden, ging es ihr durch den Kopf. Und zufällig genau an dem Ort, wo auch meine Mutter den Zauber gefunden hat, der ihr Leben verändert hat.
Nein, ich empfinde keine Schuldgefühle – weil ich nämlich richtig gehandelt habe, dachte sie. Andererseits behagte ihr nicht, dass ihre Familie sich wahrscheinlich Sorgen um sie machte. Sicher war ihr Vater außer sich, während ihre Mutter ihn zu beruhigen versuchte. Und ihre älteren Brüder waren bestimmt besorgt – und andererseits stolz auf den Alleingang ihrer kleinen Schwester.
In ein, zwei Tagen würde sie sie anrufen und ihnen sagen, dass es ihr gut ging. Aber bis dahin wollte sie einfach nur leben. Zum ersten Mal fühlte sie sich wie eine ganz normale junge Frau. Niemand, der ihr bei der Garderobe half, niemand, der ihr kluge Ratschläge erteilte und den Terminkalender für den heutigen Tag vorlegte. Sie konnte sich ihre Zeit selbst einteilen und musste niemandem Rechenschaft ablegen.
Ja, Freiheit war schon eine tolle Sache!
Sie konnte immer noch nicht glauben, dass ihr die Flucht überhaupt gelungen war. Zuerst war sie ihren Leibwächtern entwischt; sie konnte nur hoffen, dass ihr Vater nachsichtig mit ihnen war. Dann hatte sie sich verkleidet, ein Flugticket gekauft und Cadria unbemerkt verlassen. Ihr Vater war jetzt bestimmt mächtig wütend, aber im Grunde war es seine Schuld. Ständig hatte er davon geredet, dass Alex im heiratsfähigen Alter sei und endlich einen standesgemäßen Mann finden müsse. Das war der Hauptgrund, warum sie davongelaufen war.
Natürlich war ihr Vater kein Tyrann und kein Ungeheuer, im Gegenteil, eigentlich war er sogar ziemlich in Ordnung. Aber obwohl er eine Amerikanerin geheiratet hatte, die durchaus ihren eigenen Willen hatte, konnte er einfach nicht einsehen, dass seine Tochter auf eigenen Füßen stehen wollte.
Jetzt – im Moment jedenfalls – stand sie auf eigenen Füßen. Und das wollte sie nutzen, um zu sehen, was sich aus ihrem Treffen mit diesem Garrett entwickelte. Garrett … Um Himmels willen, sie kannte nicht einmal seinen Nachnamen.
Aber Namen waren ohnehin nur Schall und Rauch. Viel wichtiger war, dass das, was ihre Mutter ihr erzählt hatte, wirklich stimmte.
„Mom, du hattest recht“, murmelte sie vor sich hin. „Disneyland ist wirklich etwas ganz Besonderes. Und ich glaube, ich habe dort mein Glück gefunden.“
Früh am nächsten Morgen traf Garrett im Hotel ein. Die Gäste-Schlüsselkarte für den Fahrstuhl war für ihn freigeschaltet worden, sodass er ungehindert zu Alex’ Penthouse-Suite hochfahren konnte.
Während er im Fahrstuhl stand, dachte er nach. Er freute sich darauf, Alex wiederzusehen, obwohl er wusste, dass sie ihn nur beruflich interessieren durfte. Denn inzwischen war er ihr offizieller Leibwächter. Im Geiste erlebte er das Telefonat mit dem König von Cadria noch einmal …
„Sie ist in Kalifornien?“
Die Stimme des Monarchen war so laut, dass Garrett ihn wahrscheinlich sogar ohne Telefon gehört hätte.
Damit war auch schon die erste Frage beantwortet; Garrett hatte recht gehabt. Der König hatte nicht gewusst, wo seine Tochter steckte.
„Geht es ihr gut, ist sie sicher?“
„Ja“, antwortete Garrett schnell. Der König stieg in seiner Achtung. Natürlich war er wütend, aber vor allem ging es ihm um die Sicherheit seiner Tochter. „Es geht ihr gut, aber sie ist ganz allein. Ungeschützt. Dabei ist mir nicht ganz wohl.“
„Und mir erst recht nicht, Mr King.“
„Nennen Sie mich doch
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