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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Draper
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Ich schiebe sie fast von mir. »Danke.«
    »Holt deine Mom dich ab?«
    »Ja.«
    »Viel Glück, Melody. Du bist mein Champion, egal, wie es ausgeht, hast du das verstanden?«
    »Verstanden!« Ich winke ihr nach, als sie den Raum verlässt.
    Mr Duming zuckt mit den Schultern und fährt mit seinen Anweisungen fort. »Es gibt einhundert Quizfragen. Ich werde jede nur einmal vorlesen und auch jede Antwort nur einmal. Ihr habt dreißig Sekunden Zeit, jede Antwort zu notieren. Bitte schreibt nur die Großbuchstaben ›A‹ , ›B‹ , ›C‹ , ›D‹ und manchmal ›E‹ auf. Noch Fragen?«
    Claires Hand schießt hoch.
    »Ja?«
    »Woher wissen wir, dass Melody keine Antworten in ihrer Maschine gespeichert hat? Wir normalen Schüler dürfen keine Computer benutzen.«
    »Warum machst du dir solche Sorgen um Melody?«, antwortet Rose, bevor Mr D. eine Chance hat. »Hast du Angst, dass sie eine höhere Punktzahl kriegt als du?«
    »Ausgeschlossen!«
    »Dann sei still, damit wir anfangen können.«
    Mr D. lächelt Rose zu. »Holt alle zwei Blätter Papier raus. Eins, um eure Antworten zu verdecken. Wir glauben zwar an Ehrlichkeit, aber ein Extrablatt Papier kann trotzdem nicht schaden.«
    Alle kramen raschelnd nach Papier und Stiften. Dann senkt sich eine ruhige Erwartungshaltung über den Raum. Mr Duming bricht das Siegel des offiziellen Tests auf und schlägt die erste Seite auf.
    »Fangen wir an«, sagt er, und sein Tonfall ist plötzlich
sehr
offiziell. »Nummer eins. Die Hauptstadt von Kolumbien ist:
    A. Brüssel
    B. Santiago
    C. Bogotá
    D. Jakarta.«
    Er macht eine Pause, während alle ihre Antworten kritzeln. Ich gebe den Buchstaben
C
ein. Gute, alte Mrs V. und ihre Hauptstadt-Quizkarten!
    »Nummer zwei«, fährt Mr Duming fort. »Gerontologie ist die Lehre vom:
    A. Älterwerden
    B. Gerundien
    C. Bakterien
    D. Steinen und Juwelen.«
    Ich gebe den Buchstaben
A
ein. So weit, so gut.
    Während der nächsten etwa dreißig Minuten geht der Test genauso weiter. Er stellt Fragen über Atome und Wolken, über Fische und Säugetiere, über bekannte Religionen und tote Präsidenten. Bei manchen Fragen bin ich mir sicher. Bei ein paar muss ich raten. Die Matheaufgaben bringen mich ins Schwitzen. Das hier ist das Schwierigste und Aufregendste, was ich je gemacht habe.
    Die allerletzte Frage ist mörderisch.
    »Und Nummer einhundert«, sagt Mr D. Man kann die Erleichterung in seiner Stimme hören. »Wie lang wäre der Dünndarm eines durchschnittlichen Erwachsenen, wenn er senkrecht ausgestreckt werden würde?
    A. Zwanzig bis dreißig Zentimter
    B. Dreißig bis sechzig Zentimeter
    C. Eineinhalb bis zwei Meter
    D. Sechs bis sieben Meter.«
    Ich gebe den Buchstaben
D
ein, hoffe, richtig geraten zu haben, und stoße einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war vorbei.
    »Stifte bitte hinlegen«, ruft uns Mr Duming zu. »Vergewissert euch, dass euer Name auf eurem Blatt steht, dann legt das Deckblatt darüber und reicht es zu mir nach vorne.«
    Während alle ihre Blätter zusammenschieben und schnell ihre Namen kritzeln, drücke ich die Druckertaste auf meinem Medi-Talker. Ein längliches Blatt mit meinen Antworten kommt seitlich heraus. Mr Duming kommt zu mir nach hinten und reißt es ab. Er sieht mich nicht an.
    »Das war’s«, sagt er zu der Klasse. »Eure Eltern wissen, wann sie euch abholen sollen, aber wenn jemand Schwierigkeiten hat, nach Hause zu kommen, sagt Bescheid. Ich werde nicht eher gehen, bis nicht alle das Schulgelände sicher verlassen haben.«
    Ich bin die Letzte. Ich weiß, dass meine Mom wahrscheinlich hereinkommen wird, um mich abzuholen, aber ich will aus eigenen Kräften gehen. Ich schalte meinen Rollstuhl an und drehe mich zur Tür.
    »Melody«, ruft Mr D.
    Ich drehe mich wieder um.
    »Ich hoffe, die ganze Sache hat dich nicht entmutigt. Ich habe nur versucht, dich zu schützen.«
    »Mir geht es gut« , lasse ich ihn wissen.
    »Morgen werde ich die Ergebnisse und die Teammitglieder bekannt geben. Ich will nur nicht, dass du enttäuscht bist.«
    »Ich verstehe.« Dann frage ich ihn: »Es werden die acht Besten genommen?«
    »Ja. Vier Teammitglieder und vier Ersatzleute.«
    Ich bin müde und sabbere ein bisschen. Ich bin mir sicher, dass er mich für einen Schwachkopf hält – und für ein Ferkel. Ich habe das Gefühl, der rote Fleck auf meiner Bluse schreit geradezu.
    »Okay. Gute Nacht.«
    » Gute Nacht, Melody. Bis morgen. Und, äh, vielleicht putzt du dir den Mund ab.«
    Ich wische mit dem Ärmel meiner

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