Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
und sieht uns mit verschlagenem Grinsen an.
»Wag es ja nicht!«, warnt Mrs V. meine kleine Schwester mit ihrer Ich-mein-es-ernst-Stimme.
Penny ignoriert sie. »Fahr tschüss in Auto!«
Sie
liebt
Autofahren. Ganz egal, wohin – in den Supermarkt, zur Post –, Hauptsache, sie darf in ihrem kleinen Kindersitz hinten im Auto mitfahren. Ich sehe den Sinn darin nicht – kaum sind wir um die erste Ecke gebogen, schläft sie ein. Schnell lässt sie sich zwei Verandastufen hinunterplumpsen, dann zwei weitere und wartet auf Moms Reaktion.
»Penny Marie Brooks, schieb deinen kleinen Hintern sofort wieder hier hoch!«, ruft meine Mutter. Wenn Mom alle drei Namen benutzt, ist es ernst.
Penny erreicht die letzte Treppenstufe, sieht zu uns auf und sagt: »Daddy gehen! Muss arbeiten!« Dann haut sie, so schnell ihre kleinen Füße sie tragen, Richtung Dad ab.
Mom ist da natürlich anderer Ansicht. Genau wie Toffee, die aufspringt, dreimal kurz bellt – fast wie Mom, die alle drei Namen benutzt hat – und sich Penny ruhig in den Weg stellt. »Guter Hund«, sagt Mom. »Komm wieder her, kleines Keksgesicht!« Inzwischen ist sie die Treppenstufen heruntergeeilt und sammelt Penny wieder ein. »Dieses Kind«, sagt sie zu meinem Dad, der zu uns herübergeschlendert war, »ist eine Ausbruchskünstlerin! Bei ihr brauche ich zwei Paar Augen!« Sie wischt ihr die Schokolade aus dem Gesicht und drückt sie an sich.
»Wie gut, dass du Toffee hast«, sagt Dad, während er dem Hund über den Kopf streichelt. »Wie geht es meiner strahlenden Kupfer-Penny heute?« Dad küsst Mom auf die Wange und nimmt ihr Penny ab. Penny schafft es, die restliche Schokolade an ihren Händen vorne auf Dads Hemd zu schmieren.
»Genau, was ich mir schon immer gewünscht habe«, sagt Dad mit einem Blick nach unten. »Kleidung mit Schokoladenüberzug!« Die Serviette, die Mrs V. ihm reicht, macht es nur noch schlimmer. Dad lacht bloß.
»Arbeit gehen, Daddy?«
»Daddy ist gerade erst heimgekommen. Gönn mir eine Pause, Kind.« Behutsam reicht er Penny an Mrs V. weiter, dann setzt er sich zu Mom auf die Verandaschaukel. »Und wie geht es meiner Lieblings-Melody?«, fragt er mich.
»Super« , tippe ich auf meiner Maschine.
»Startklar für deinen Wettbewerb?«
»Yep!« , haue ich auf die Taste.
Dad steht auf und geht vor mir in die Hocke. »Du wirst diesen Test mit Bravour bestehen und es ins Quizteam schaffen!« Man sieht, dass er meint, was er sagt.
Ich glaube an mich. Und meine Familie tut es auch.
Und Mrs V.
Es ist der Rest der Welt, bei dem ich mir nicht so sicher bin.
Kapitel 20
Ich hatte recht mit dem Wetter heute. Ich hoffe, die kleinen Krokusknospen besitzen winzige Wolldecken, denn die Temperatur ist zurück unter Null gesunken, und unser Klassenzimmer war eisig, als wir heute Morgen hereingerollt sind.
Durch die Lautsprecheranlage plärrten wie jeden Montagmorgen die üblichen Durchsagen über Kuchenverkäufe und Fußballtraining. In H-5 schenkt ihnen meistens niemand großartig Beachtung, nicht einmal Mrs Shannon. Normalerweise sind wir zu beschäftigt mit unserem Morgen-Chaos.
Mrs Shannon hat es geschafft, uns eine Wii zu besorgen – ich weiß nicht, wie. Willy
liebt
das Baseballspiel. Ich habe gelernt, mich außerhalb seiner Reichweite zu begeben, wenn er auf den Bildschirm starrt und so tut, als würde er den Ball schlagen. Manchmal holt er weit aus. »Ein Hit!«, ruft er triumphierend, dann versucht er, die Bases durchs Klassenzimmer zu rennen. Selbst Freddy kann nicht mit ihm mithalten.
Normalerweise sitze ich mit meinen Kopfhörern in einer Ecke und versuche, alles auszublenden. Aber heute hatte ich bei den Durchsagen genau hingehört. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich ruderte aufgeregt mit den Armen, als die Direktorin sagte: »Alle Schüler, die am Aufnahmetest für das Superhirn-Quizteam teilnehmen wollen, melden sich bitte nach der Schule in Mr Dumings Klassenzimmer.«
Ich war den ganzen Tag nervös. Ich erzählte Rose nicht, was ich vorhatte. Ich habe darüber nachgedacht, mich dann aber dagegen entschieden. Was wäre gewesen, wenn sie es für eine blöde Idee gehalten hätte? Ich glaube nicht, dass ich das hätte ertragen können.
Dann kleckerte ich beim Mittagessen Tomatensuppe über meine ganze Bluse. Obwohl Catherine versuchte, sie sauber zu machen, lässt sich rotes Zeug einfach nicht aus einer weißen Bluse rauskriegen. Ich fühlte mich wie ein Schmutzfink. Ich wünschte, ich hätte heute
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