Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

wie alle anderen auch. Der Punktestand steht jetzt bei sieben zu acht.
    Mr Kingsley fährt fort. »In der Literatur bezeichnet der Begriff Oxymoron:
    A. Eine Kombination aus widersprüchlichen Wörtern
    B. Das Ergebnis einer Abfolge von Ereignissen
    C. Einen beabsichtigten Hinweis auf ein literarisches oder historisches Ereignis
    D. Eine symbolische Geschichte oder Erzählung.«
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Antwort A lautet, aber das Wort könnte auch bedeuten: »von sich eingenommenes, verkrüppeltes Kind, das glaubt, es könne in einem landesweiten Quizwettbewerb gewinnen«.
    Als die Antwort auf dem Bildschirm angezeigt wird, hat Connor sie falsch, genau wie zwei Teilnehmer aus dem Woodland-Team. Der Punktestand lautet jetzt also bei Woodland: neun, bei Spaulding: elf. Wir liegen immer noch in Führung, aber wir haben auch noch zweiundzwanzig Fragen vor uns.
    »In der nächsten Frage«, sagt Mr Kingsley, »geht es um Mathe.«
    Oh Mist. Ich bin am Arsch.
    »In einem Kunstmuseum hängen zweitausenddreihundertsiebenundfünfzig Gemälde. Das Museum hat einhundertvierundzwanzig Räume. Wie viele Bilder hängen schätzungsweise in jedem Raum?
    A. 10
    B. 20
    C. 60
    D. 200.«
    Yep. Eindeutig und total am Arsch. Mal sehen – ich muss mir ein Museum vorstellen … und Räume … und wunderschöne Gemälde. Wie viele pro Raum? Ich bin mir nicht sicher. Wie viel muss ich durch wie viel teilen? Ich bin mir nicht sicher. Ich werde auf sechzig tippen.
    Als die Antwort
B
aufleuchtet, komme ich mir wie ein Idiot vor. Aber Rose hat es auch falsch, genau wie zwei Kinder vom Woodland-Team. Es steht dreizehn zu elf.
    Als wir bei der fünfundzwanzigsten Frage ankommen, schwitze ich und habe Durst, aber ich bin aufgedreht und laufe auf Hochtouren. Die Führungsposition sprang einige Male zwischen den beiden Teams hin und her. Mal lagen die anderen vorne und mal preschten wir mit mehr Punkten voran. Ich habe die meisten der Rechtschreibfragen richtig beantwortet, aber bei den Mathefragen war ich ratlos.
    Connor ist nicht gut in Rechtschreibung, deshalb hatte er einige dieser Fragen falsch beantwortet. Rose ist schwach in Geschichte. Claire hat Probleme mit den Naturwissenschaften. Beim Woodland-Team sah es ähnlich aus – einige Kinder waren gut auf einigen Gebieten, andere auf anderen.
    »Wir kommen jetzt zur letzten Frage an unsere beiden ersten Teams«, verkündet Mr Kingsley. Er räuspert sich und beginnt: »Ein Wetterphänomen, das auf der Richterskala 6,5 misst, ist ein
    A. Tornado
    B. Orkan
    C. Erdbeben
    D. Tsunami.«
    Bing! Bing! Bing! Bing!
    Ich drücke
C
und entspanne mich. Ich habe keinen Tornado-Anfall bekommen. Connor, Rose und Claire haben die letzte Frage auch alle richtig beantwortet. Zwei Leute im Woodland-Team haben stattdessen mit »Orkan« geantwortet. Als die Ergebnisse ausgezählt werden, hat unser Team eine Gesamtpunktzahl von einundachtzig Punkten. Woodland schließt mit siebenundsiebzig ab.
    »Herzlichen Glückwunsch, Spaulding!«, sagt Mr Kingsley mit einstudiertem Lächeln. »Die beiden Teams mit der höchsten Punktzahl werden später heute Abend im Finale aufeinandertreffen. Viel Glück, und wir hoffen, wir sehen euch wieder.«
    Sieg! In der ersten Runde.
    Als die Show durch eine Werbepause unterbrochen wird, begleitet man uns nach hinten in ein eigens für uns vorgesehenes Wartezimmer. Die Schüler aus Woodland sehen echt enttäuscht aus. Das war’s für sie. Jetzt können sie nur noch zuschauen, wie die nächsten beiden Teams im Scheinwerferlicht aufs Podium steigen.
    Mom, Dad, Penny, Mrs V. und Catherine warten alle im Hinterzimmer auf mich, umarmen und küssen mich, als hätte ich im Lotto oder so gewonnen. Catherine führt einen kleinen Freudentanz auf. Dad erzählt, dass er das Ganze mit seinem Camcorder gefilmt hat.
    »Du warst spitze, Melody!«, ruft Mrs V.
    »Ich bin sooooo stolz auf dich, Liebling!«, sagt meine Mom.
    »Kann ich eine Cola haben?« , tippe ich so schnell ich kann. Ich bin total außer Atem.
    Alle lachen, und Catherine eilt davon, um mir einen Pappbecher für die gekühlten Erfrischungsgetränke zu besorgen, die im Wartezimmer für die Wettbewerbsteilnehmer bereitstehen.
    Mom träufelt die eiskalte Cola tröpfchenweise in meinen Mund, einen Schluck nach dem anderen. Sie gibt Acht, dass ich meine Bluse nicht bekleckere. Ich habe solch einen Durst, dass es mir sogar egal ist, dass die Leute aus den anderen Teams mich anstarren.
    Nachdem Mr Duming mit Rose, Connor und