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Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen

Titel: Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Weiser
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führt. Rudolf Steiner spricht sogar von zwölf Sinnen. 65 Neben den uns bekannten fünf Sinnen kennt er zum Beispiel noch den Wort-Sinn, mit dem wir erfassen, was jemand meint, obwohl er oder sie noch auf der Suche nach dem richtigen Wort ist. Wir können manchmal an der Sprache eines Menschen erkennen, welcher sozialen Gruppe er angehört und wie es um seine Vitalität beschaffen ist. Mit dem sogenannten Gedanken-Sinn erfassen wir etwas von der Weltanschauung oder erspüren wir die Werte und Ideale, auch wenn das Gegenüber sie nicht explizit geäußert hat. Und mit dem Ich-Sinn nehmen wir den anderen in seiner Einmaligkeit wahr. So kann z. B. das Gangmuster, auch in der Dunkelheit, uns eindeutig mitteilen: Das ist Frau Meier und das Herr Müller. Auch am Telefon – wenn wir nur die Stimme hören und manchmal weite Entfernungen dazwischen liegen – wissen wir: Das ist XY.
    Mit der Wahrnehmung der Umgebung dienen die Sinne gleichzeitig auch der sozialen Orientierung. Indem wir die Gestimmtheit des Gesprächspartners sinnlich wahrnehmen, können wir uns innerlich auf ihn oder sie einstellen: »Kann ich mich entspannen und öffnen oder ist es besser, sich etwas zu kontrollieren und zu schützen?« Wenn die Wahrnehmung durch Angst eingeengt ist, wird jedoch eher die eigene Person, genauer: die eigene körperliche Reaktion auf ein Gegenüber wahrgenommen. So kann es leicht zu Verallgemeinerungen undängstigenden Vorurteilen kommen. Die Differenzierung und Pflege der Sinne erweist sich somit auch als ein Heilmittel gegen Angst.
Wann ist ein Leben sinnvoll?
    Viele Menschen können heute keinen Sinn mehr in ihrer beruflichen Tätigkeit sehen. In dem Wort »Beruf« steckt noch die Bedeutung von Berufung, doch heute geht es oft nur um Jobs oder Projekte. Wo früher sich die Arbeiterinnen und Arbeiter noch mit ihrer Firma identifizieren konnten und stolz auf ihren Firmenchef waren, der sich väterlich um ihre Bedürfnisse kümmerte, weiß ein Arbeiter oder eine Angestellte heute oft nicht mehr, ob er oder sie für einen chinesischen oder einen amerikanischen Investor arbeitet. Es kann krank machen, wenn die innere Verbindung zu der eigenen Tätigkeit fehlt. Ich erinnere mich an einen Patienten, der eine falsche Berufswahl getroffen hatte und unter Depressionen litt. Mit therapeutischer Ermutigung erlernte er in fortgeschrittenem Alter noch den Beruf des Geigenbauers, von dem er seit seiner Kindheit geträumt hatte. Die Depressionen waren danach wie weggeblasen.
    In einem sozialen Beruf zu arbeiten, wird von vielen Menschen als unmittelbar sinnvoll erlebt, es sei denn, die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Im therapeutischen Bereich kann es für den Therapeuten, die Therapeutin beglückend sein, miterleben zu dürfen, wie sich Patientinnen und Patienten weiterentwickeln und gesünder werden. Im pflegerischen Bereich kann ein Helfer oder eine Helferin wahrnehmen, wie Menschen zufriedener und gelöster wirken. Jede zwischenmenschliche Begegnung ist in sich und ohne Frage sinnvoll, natürlich nur, wenn es wirklich eine Begegnung ist. Meine Tochter besuchte eine Schule, bei der der Hausmeister morgens eine Viertelstunde vor Schulbeginn am Eingangstor des Schulhofs stand und alle ankommenden Kinder und Eltern mit einem Lächeln begrüßte. Die meisten nahmen das Lächeln auf und mit in ihren jeweiligen Tag. Als ich dies eine Zeitlang beobachtet hatte, dachte ich: »Was für ein sinnvoller Job (ist das Anlächeln)! Für so ein Verhalten könnte man mehr Menschen einstellen und bezahlen.« Aber auch die Mitbeteiligung an einem Herstellungsprozess – egal ob Auto, Brot oder Möbelstück – kann zu einem Gefühl von Sinn führen, wenn der Mensch mit Stolz und Zufriedenheit auf das Ergebnis schauen kann. Das Glücksempfinden liegt im ersten Fall mehr im Fühlen, im zweiten Beispiel im handelnden Tun. Jedoch auch die denkende Verbindung mit der Welt, sei es durch Mathematik, Philosophie, Kreuzworträtsel oder Sudoku, löst ein Gefühl von »Heureka – ich hab es gefunden!« aus, das unmittelbar zu Sinn führt.
    Das mag nun vielleicht für manche zu positiv klingen, denn nicht jedes Brot gelingt, nicht jede Therapie führt zur Gesundheit, und auch ein philosophisches Problem braucht manchmal Jahre, um gelöst zu werden. Es macht Sinn, die Wohnung zu putzen, weil sie danach schön aussieht. Wenn aber der Hund und/oder das Kind sie danach sofort wieder dreckig macht, wenn die Berichte, die ich schreibe, nur im Aktenschrank verschwinden

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