Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Leute eine solche Stärke an den Tag legen.
Reed steht auf, läuft zu der Frau und sticht ihr mit dem Bajonett in den Hals.
»Mausetot«, ruft er, reckt aber urplötzlich eine Faust.
Die Gruppe erstarrt auf der Stelle und lauscht.
Reed winkt Lewis zu sich.
»Was haben Sie?«
»Ich hörte etwas in dem Raum dort unten links, Sergeant.«
»Sehen wir nach«, beschließt Lewis.
Er macht sich jedoch keine großen Hoffnungen. Diese Mission scheint eine Pleite zu sein. Die Forscher sind entweder tot oder wurden infiziert, genauso wie alle anderen Zivilisten, die – Gott weiß, warum – herkamen. Trotzdem hofft er, dass die Armee sie evakuiert, hat aber ein ungutes Gefühl. Keine Wissenschaftler, keine Rettung. Finden sie keine Überlebenden, sitzen sie weiterhin in Manhattan fest.
»Das ist sie, Sergeant«, zischt Reed und zeigt auf eine Tür mit Schild, auf dem ›SICHERHEIT‹ steht. Sie ist abgeschlossen.
Lewis klopft vorsichtig an. »Falls jemand da drin ist, machen Sie auf.«
Er hört ein gedämpftes Stöhnen, nichts weiter. Die Tür bleibt zu. Während er etwas C4 scharfmacht, knien die Soldaten ringsum nieder und geben ihm Deckung. Aus einem anderen Teil des Gebäudes ertönt ein Schuss. Der zweite Suchtrupp hat Feindkontakt.
Lewis ruft noch einmal: »Wenn jemand hinter dieser Tür steckt und mich hören kann: Wir werden das Schloss jetzt sprengen. Treten Sie so weit zurück, wie Sie können, und legen Sie sich auf den Boden!«
»Sollten Sie allerdings die Tollwut haben, bleiben Sie gleich neben der Tür stehen«, fügt Bailey hinzu. Die Jungs feixen und gehen auf sicheren Abstand.
»Die Lady ist scharf!«
Nachdem die Tür aus den Angeln gerissen wurde, stürmen die Männer schussbereit durch das qualmende Loch, um das Zimmer zu sichern.
»Sauber!«, brummen sie nacheinander.
»Sergeant, ich habe eine Überlebende entdeckt!«, ruft Perez. »Hier hinten auf der Toilette!«
»Heiliger Strohsack«, bemerkt Parsons.
Die Frau liegt schlotternd am Boden. Sie hat sich mit mehreren Labormänteln zugedeckt, die zum Teil zerschlissen sowie mit dunklen Flecken übersät sind, und klammert sich an eine Taschenlampe, die nicht mehr funktioniert. Ringsum hat sie leere Verpackungen von Knabbergebäck und Süßigkeiten verstreut, dazu eine Ansammlung von Messbechern, Reagenzgläsern und Schalen, einige davon mit Wasser gefüllt. Anscheinend hat sie sich die Toilette als letzte Wasserquelle bewahrt und stattdessen einen Mülleimer als Toilette benutzt.
Lewis kommt nicht umhin, sie zu bewundern. Diese Frau hat es irgendwie geschafft, mehrere Tage lang in vollkommener Dunkelheit mit wenig Nahrung und Wasser durchzuhalten, während die Tollwütigen vor dieser Tür nach ihr suchten.
Eine ganz schön zähe Braut , denkt er.
Ihre Augen tasten wild die Dunkelheit ab, während sie etwas murmelt.
»Was sagt sie?«, fragt Perez.
»Ich glaube, das ist Russisch«, bemerkt Jaworski.
»Richtig, aber was bedeutet es?«
»Woher zum Henker soll ich das wissen? Meine Vorfahren sind Polen, keine Russen, und ich spreche nur Englisch.«
Lewis geht in die Hocke. »Ma'am, alles wird gut«, versichert er mehrmals, bis sie sich etwas beruhigt. »Ich bin Sergeant Grant Lewis von der US Army. Wir werden Sie hier rausholen.«
Die Frau fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Army?«
Er knickt einen Leuchtstab um, der sich daraufhin grell gegen die Dunkelheit absetzt, und hält ihn ihr entgegen. Sie nimmt ihn in beide Hände und starrt weinend ins Licht.
»Richtig gehört; Ma'am«, bekräftigt er, klappt sein Nachtsichtgerät hoch und lächelt sie an. »Wir sind die US Army.«
Ich habe überlebt
Behaglich in einen zu großen Kampfanzug und ein Paar Turnschuhe gekleidet, verschlingt Valeriya Petrova eine Einmannpackung, die ihr die Soldaten gegeben haben, und spült das Essen mit kräftigen Zügen aus einer Feldflasche hinunter. Sie kneift die Augen zusammen, als es in der Kommandozentrale hell wird; das Ergebnis weniger Handgriffe zum Starten des Notstromaggregats im Sicherungsraum des Untergeschosses.
Petrova hat es überstanden. Später wird sie sich fragen, ob sie die einzige Überlebende im Gebäude war und wird Schuldgefühle entwickeln. Aber jetzt noch nicht; momentan erfreut sie sich an ihrer schieren Existenz.
Der Arzt, der sich als Doc Waters ausgegeben hat, steht mit verschränkten Armen neben ihr und beobachtet sie aufmerksam. Das macht sie etwas nervös. Rechnet er damit, dass sie plötzlich tot
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