Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
zu schlecht bezahlt, um mir das anzutun. Ich war schließlich einmal Polizist; die Leute in meiner Nachbarschaft brachten mir Hochachtung entgegen, wenn ich die Straße hinunterging.«
»Die Seuchenschutzbehörde kündigte an, herzukommen und den Komplex abzusichern, aber bislang hat sich noch niemand blicken lassen. Unsere Lebensmittel gehen zuneige, wir können nirgends schlafen und mit einer so dürftigen Besetzung unmöglich weiterhin auf hohem Niveau forschen, was wiederum bedeutet: kein Impfstoff, okay? Alles, was diese Leute tun, ist Gefahr zu laufen, ihr Leben zu verlieren, wenn die Army hier auftaucht.«
Selbst wenn sie ohne Unterbrechungen weiterarbeiten könnten, würde es Monate dauern, bis sich ein Gegenmittel in erheblichen Mengen herstellen ließe, ruft sich Hardy ins Gedächtnis. Steht die Formel, müssen Labore genügend von dem Stoff produzieren, um zunächst die Beschäftigten im Gesundheitswesen zu impfen, die Regierung sowie die Armee und dann den Rest der Vereinigten Staaten, einer Nation von über 300 Millionen Menschen. Zwischen der Entstehung des Gegenmittels und den ersten Impfungen in der breiten Bevölkerung werden wiederum Monate verstreichen.
Bis dahin ist die Pandemie vorüber – in Nordamerika zumindest.
Darum geht es aber auch gar nicht. Der Punkt ist vielmehr, dass sie ein Mittel entwickeln müssen, um zu verhindern, dass die Seuche Monate später erneut ausbricht, womit der ganze Albtraum von vorne beginnen würde. Übergreifende Infektionskrankheiten treten in drei Wellen auf, und ein Impfstoff würde die zweite im Keim ersticken, ja könnte die Welt sogar für immer von Lyssa befreien.
Die Blondine auf den anderthalb Meter hohen Leinwänden legt ihr überlegenes Lächeln allmählich ab und wird es zuletzt müde, das Schild hochzuhalten, weshalb sie es an jemand anderen abgibt. Nach einer langen, müßigen Nacht sind auch die Aufrührer abgespannt. Mit der Abrieglung des Komplexes bleibt ihnen nicht nur der Zugang in die Labors verwehrt; sie sind selbst im Institut eingesperrt.
Die Maßnahme läuft unter Code Orange : Niemand betritt oder verlässt das Gebäude.
Die beiden Nationalgardisten sitzen mit auf dem Rücken gefesselten Händen am Boden und sehen entmutigt aus. Hinter ihnen wendet sich ein Teenager von seinen Freunden ab, zieht ein Sandwich aus einer braunen Papiertüte und fängt an, es hinunterzuschlingen.
Hardy schaut mit rumorendem Bauch dabei zu und verzehrt sich dabei praktisch vor Hunger. Er versucht, sich den Belag vorzustellen: Schinken und Käse mit Senf? Truthahn mit Tomate und Speck, oder ist es ein Sandwich kubanischer Art, wie es sie um die Ecke gibt, auch mit Schinken, dazu aber gebratenem Schweinefleisch, Salami, Schweizer Käse, Gürkchen und Senf auf landestypischem Brot?
Sein Magen knurrt.
»Wie dem auch sei«, fährt Jackson fort. »Ich will eigentlich nur sagen, dass dort unten vielleicht gerade einmal 30 Leute lauern. Falls Sie einen Impfstoff haben, wäre es doch kein Problem, ihnen ein wenig davon zu geben.«
Hardy spürt, dass er gleich ausrastet, doch er lässt seine breiten Schultern hängen und schüttelt niedergeschlagen den Kopf. »Es gibt kein magisches Heilmittel, Stringer«, beteuert er, »auch wenn ich mir wünsche, wir hätten eins.«
Dann seufzt er laut und schickt sich an, zur Tür zu gehen.
»Wohin wollen Sie, Dr. Hardy?«
Der Wissenschaftler bleibt vor dem Ausgang stehen. »Zu den Labors, Stringer«, sagt er in einem bemüht heroischen Ton, soweit er diesen anschlagen kann, damit es wie ein Filmzitat klingt. »Ich habe noch einen Berg Arbeit zu erledigen, wenn ich diese Krankheit eindämmen will.«
Daraufhin schnauft er wieder und verlässt die Sicherheitszentrale, um etwas zu finden, das wenigstens annähernd zum Frühstück taugt.
Kapitel 4
New York kam mir schon immer wie ein fremdes Land vor
Sergeant First Class Mike Kemper nickt Mooney und Wyatt zu, die damit beschäftigt sind, das Blut vom Flurboden aufzuwischen, bevor er Bowmans provisorische Kommandozelle betritt. Er kann nicht aufhören, sich zu fragen, ob der Lieutenant noch immer das Zeug dazu hat, das Platoon zu befehligen.
Kemper kennt Bowman besser, als jeder andere der Einheit und sogar Captain West. Seine Position zieht dies nach sich: Unteroffiziere betreuen nur ihre Einheiten, doch als Platoon Sergeant gehört es zu seinen Aufgaben, auch auf den Lieutenant zu achten und ihn zu beraten.
Am Abend zuvor äußerte sich Bowman zweideutig
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