Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
allerdings nur unter zwei Bedingungen: Erstens sollen sie seine Untergebenen nicht bei ihrer Operation behindern. Zweitens stehen sie in der Pflicht, jeden zu melden, der Symptome von Lyssa und insbesondere der Tollwut zeigt, auf dass man die Betroffenen aus der Sicherheitszone entfernt und des Gebäudes verweist.
Bislang haben sie die erste Klausel missachtet und die zweite eingehalten. Darüber hinaus ist sich Bowman nicht sicher, was er mit ihnen anfangen soll. Er hat die Aufgabe, sich dem Ersten Platoon und Kompanie Charlie anzuschließen – eine Mission, die zu erfüllen er versuchen wird, solange er kann. Diese Zivilisten behindern ihn nur, und dennoch handelt es sich um US-Bürger, also kommt er einer höheren Verpflichtung nach, sie vor allem Übel zu bewahren.
Seine Hauptpriorität liegt im Augenblick allerdings in der Absicherung des Gebäudes, damit seine Jungs ihre wohlverdiente Ruhe erhalten. Dieses Tempo halten sie auf Dauer schlichtweg nicht durch. Schon jetzt gehen sie an ihre Grenzen und verbrauchen ihre Vorräte erschreckend schnell.
Das Schlimmste aber – und das weiß der Lieutenant – steht ihnen erst noch bevor: tage-, ja sogar wochenlang. Um nur für die nächsten 24 Stunden am Leben zu bleiben, müssen die Jungs bereits Übermenschliches leisten.
Doc Waters tritt an Bowman heran. »Wir brauchen frische Atemmasken; die Teile sind verdreckt vom Schweiß und Staub, aber die Männer vergessen, sie zu wechseln.«
Bowman glaubt zunächst, sich verhört zu haben. Der Zug hat größere Probleme, als sich um Präventionsmaßnahmen gegen Lyssa zu kümmern, wenngleich der Sanitäter natürlich Recht behält. Also nickt er und verspricht dem Arzt, die Masken zu besorgen.
»Noch etwas, Sir«, schiebt der Doc nach. »Einige der Männer tragen ihre Masken überhaupt nicht mehr. Das ist äußerst dumm, Sir. Das Infektionsrisiko ist heute nicht geringer als gestern.« Er blickt kurz zu den Zivilisten hinüber. »Strenggenommen sogar höher.«
»In Ordnung, Doc«, erwidert Bowman. »Ich regle das.«
»Sir, wir haben Feindkontakt!«, ruft Bailey, der Schütze von Gruppe 2 mit der Halbautomatik. Er liegt am Boden und sieht durch das Zielfernrohr seiner Waffe, die auf einem Zweibein installiert ist. »Ich sehe sieben … nein, acht Personen auf der Haupttreppe.«
Der Lieutenant kniet neben Bailey nieder und beobachtet die Gruppe durch sein Reflexvisier – es sind Tollwütige. Sieben von ihnen, die Papierkittel tragen, geben ein bemitleidenswertes Bild ab, der Letzte ist mit einem OP-Anzug bekleidet. Drei grinsen wie Clowns, ihre Münder sind ebenso wie die Kleidung blutbefleckt.
Bowman würde gerne verstehen, was sie antreibt. Erkennen sie ihre Freunde und eigenen Verwandten nicht wieder? Weshalb wollen sie uns kaltmachen? Warum gehen sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel?
Die Tollwütigen halten an und bleiben reglos stehen. Nur ihre seitlich herabhängenden Fäuste ballen und entspannen sie abwechselnd. Sie sind noch etwa 30 Meter entfernt.
»Worauf warten Sie?«, drängt ein Zivilist. »Erschießen Sie sie, verdammt!«
Auch andere pochen nun darauf, dass man das Feuer eröffnet. Ein Säugling in der Menge beginnt zu quengeln.
»Soll ich sie wegputzen, Sir?«, fragt Bailey und legt bereits den Zeigefinger an den Abzug.
»Sie kennen die Einsatzregeln, Private«, ruft ihm Bowman ins Gedächtnis. »Wir feuern nur, wenn sie uns bedrohen. Momentan stellen sie keine Gefahr dar.«
Der Schütze schaut zu ihm auf. »Einsatzregeln, Sir?«
»Wir unterstehen nach wie vor dem Verhaltenskodex, den Einsatzleitung Quarantäne gestern Abend formuliert hat.«
»Also, meiner Meinung nach sehen sie ziemlich gefährlich aus, Sir«, gibt Bailey zu bedenken. Der Lieutenant kann sich eines Lächelns nicht erwehren.
Zwei Tollwütige machen einen Satz nach vorne und knurren. Die Übrigen schließen sich prompt an und beginnen, sich in ihrer typisch zuckelnden Gangart zu nähern.
Sie denken wie Tiere , sinniert Bowman. Sie jagen im Rudel. Sieh dir das an: Sie bewegen sich sogar wie Tiere. Wieso?
»Sie dürfen das Feuer eröffnen«, beschließt er.
Baileys Halbautomat ist ein Maschinengewehr mit Gurtzuführung, das auf eine effektive Reichweite von 1.000 Metern bis zu 750 Schüsse pro Minute abgeben kann. Es dient als Unterstützungswaffe dazu, eine grundlegende Feuerkraft bereitzustellen, frisst Munition im hohen Tempo und hat einen entsprechend vernichtenden, mörderischen Ausstoß.
Bailey zielt sorgfältig
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