Mitarbeiter sind so verletzlich
Betriebsrat . Seine Mitglieder werden gewählt, um die Interessen der Mitarbeiter gegenüber dem Arbeitgeber zu vertreten. Ich kenne allerdings nur relativ wenige Betriebsräte, die über die tatsächlichen Bedürfnisse ihrer Kollegen wirklich Bescheid wissen. Der Grund: Auch sie machen keine Umfragen unter den Mitarbeitern, sondern reagieren meist auf vereinzelte Beschwerden von wenigen (manchmal notorisch klagenden) Kollegen.
Ich spreche hier nicht von den Betriebsräten, die mit den Zähnen wohlverdiente Mindestrechte ihrer Kollegen verteidigen, sondern von den Damen und Herren, die um ihrer Wiederwahl wegen versuchen, sich permanent mit Einsprüchen zu profilieren. Sie berufen sich dabei meist auf einige Gummiparagrafen im deutschen Betriebsverfassungsgesetz irgendwo beim Thema Mitbestimmung und schaffen es des Öfteren, damit ihren Kollegen massiv zu schaden. So plante ich vor der Lösung eines schwierigen Mobbingfalles einen anonymen Fragebogen , bei dem der Betriebsrat schon die reine Tatsache der Umfrage ablehnte, da man dadurch ja vielleicht auf die Urheber des Mobbings schließen könnte!!! Dabei wurde ich schon verdächtigt, anonym beantwortete und mir per Post zugesandte Fragebögen womöglich auf Fingerabdrücke zu untersuchen, um die Urheber auszumachen …
Ich kann Ihnen, lieber Leser, trotzdem nur zu regelmäßigen Umfragen (ein- bis zweimal im Jahr) raten und gebe Ihnen dazu nachfolgend einige Tipps, die sich sehr bewährt haben.
Arrangieren Sie sich sehr frühzeitig mit dem Betriebsrat. Sollte der Betriebsrat generell gegen die Befragung sein, so wenden Sie sich direkt an die Mitarbeiter. Schildern Sie Grund und Art der Befragung und die Folgen, wenn Sie ohne diese Basiserhebung agieren müssen.
Meist führt dies rasch zu kooperativerem Verhalten der Mitarbeitervertretung. Falls Sie dennoch überhaupt nicht klarkommen, konsultieren Sie Ihre Rechtsabteilung oder überlassen Sie es den Mitarbeitern, ob Sie den Bogen benutzen möchten oder nicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass zahlreiche Mitarbeiter entgegen den Empfehlungen ihres Betriebsrates sehr wohl an einer Beantwortung von (auch heiklen und persönlichen) Fragen interessiert sind.
Formulieren Sie Ihren Fragebogen persönlich, sympathisch und locker.
Erklären Sie genau, was Sie herausfinden möchten. Und zwar so, dass man (in allen Unternehmenspositionen) den Sinn der einzelnen Fragen verstehen kann.
Ermöglichen Sie eine anonyme Beantwortung. Richten Sie dazu große Briefkästen auf Gängen oder in den Mitarbeitertoiletten ein – oder lassen Sie die Bogen per E-Mail einem neutralen Berater zusenden.
Bewährt hat sich auch das Beilegen von bereits beschrifteten, frankierten Kuverts, die an die Adresse des auswertenden Beraters gerichtet sind.
Mischen Sie allgemeine Fragen mit spezifischen.
Stellen Sie ein und dieselbe Frage mehrfach – in unterschiedlicher Formulierung. Gestalten Sie Kontroll- und Verständnisfragen.
Achten Sie darauf, dass sich die Mitarbeiter zur Beantwortung viel Zeit nehmen und dass sie dies nicht in Gruppen tun, da sonst eine gegenseitige Beeinflussung wahrscheinlich ist. Es ist wichtig, dass die Befragten ruhig, aber trotzdem spontan antworten. („Nehmen Sie bitte diesen Fragebogen am besten mit nach Hause und beantworten Sie dort die nachfolgenden Fragen in aller Ruhe …“).
Vermeiden Sie Fragen, die mit „multiple choice“ beantwortet werden sollen (also per ankreuzen). Verwenden Sie statt dessen zu einem großen Teil offene Fragen, die ausführliche Antworten herausfordern. Eine Auswertung dauert dann zwar wesentlich länger, ist aber auch wesentlich aussagekräftiger. Mit den Fragen in einer Mitarbeiterbefragung ist es wie mit einem guten Whisky: Die richtige Mischung macht's.
Eine hervorragende, offene Schlüsselfrage lautet: „Wenn Macht und Geld keine Rolle spielen würden; was wären die ersten drei Dinge, die Sie im Unternehmen/in Ihrer Abteilung ändern würden?“ Diese Frage klingt sehr simpel. Wahrscheinlich ist sie deshalb relativ selten in vorgefertigten Bogen zu finden. Ein anderer Grund dafür könnte sein, dass eine ausführliche Beantwortung dieser offenen Frage sehr rasch unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht bringen könnte. Ich habe schon Unternehmen erlebt, deren Leitung diese Frage – schlicht aus Angst – als „für den Arbeitsfrieden nicht förderlich“ einstufte.
Trotzdem ist das eine wunderbare Gelegenheit, relativ rasch auf den Grund der Dinge zu kommen und Gesprächsstoff
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