Mitarbeiter sind so verletzlich
Führungskräften gegeneinander ausgespielte und in stramme Karrierepläne gepresste Mitarbeiter werden im Ernstfall eher jede Chance nutzen, einen Kollegen vor dem Chef schlecht aussehen als diesem konstruktive Kritik an seinem Verhalten angedeihen zu lassen.
Wenn ich dies Führungskräften sage, streiten es viele vehement ab. Die Klugen und Nachdenklichen reagieren eher leicht zögernd. Nein – man arbeite schließlich in einem erfolgreichen Team; jeder könne jederzeit zu seiner Führungskraft kommen; und Erfolge würde man feiern, so dass auch hier genügend Gelegenheit wäre, Führungsmängel zu benennen … Nach einigem Nachdenken aber werden sie rasch unsicher.
Lassen Sie uns doch einmal weiter überlegen, wer da noch eventuell als konstruktiver Kritiker für uns infrage käme:
Die eigene Freundin, die Ehefrau, der Freund, der Ehemann?
Alle diese Menschen erleben Sie meist in einem Umfeld, in dem wir uns anders benehmen als in unserer beruflichen Umgebung. Kommunikationsmängel und demotivierende Verhaltensfehler wirken sich im Privatleben langsamer und unmerklicher aus (dafür meist aber anhaltender). Alle diese Personen können also nur mangelhafte Hilfestellung leisten.
Ihr Aufsichtsrat?
Den sehen Sie zu selten. Außerdem ist er meist das Gremium in einem Unternehmen, das vom aktuellen Tagesgeschehen die geringste Ahnung hat und das auch erfahrungsgemäß „diplomatisch“ die Augen verschließt, solange die Aktionäre nicht zum Sturm blasen.
Der eigene Vorgesetzte?
Kaum – denn er kennt viel zu wenig von Ihrer Arbeit. Er kennt Ihre Erfolgszahlen, Ihr Büro von oft nur kurzen Besuchen, Ihre Mitarbeiter vom Händeschütteln und Sie selbst von diversen Besprechungen und Präsentationen .
Er kann Sie aber kaum in wirklich aufschlussreichen Schlüsselsituationen erleben. Denn – wenn er dabei ist, benehmen sich alle im Raum anders! Richtig? Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, werden Sie mir zustimmen.
Ihre Mitarbeiter in unteren Ebenen?
Die werden einen Teufel tun und Ihnen – ohne sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen – wirklich sagen, was sie an Ihnen stört. Denn sie alle haben (so wie Sie auch, lieber Leser) in Ihrem Leben die leidvolle Erfahrung gemacht, dass Kritik in den allerwenigsten Unternehmen gefragt (geschweige denn gefördert) wird. Meist dreht sich die Kritik in Form eines Bumerangs rasch wieder in die eigene Richtung. Warum also sollte dies bei Ihnen anders sein? Nur, weil Sie als Führungskraft versichern, dass Sie für Kritik offen sind? Das haben alle anderen auch behauptet …
Wie also können Sie feststellen, was Sie selbst falsch machen?
Im Grunde ist dieses Problem nur auf zwei Wegen lösbar:
[1]
Sie setzen eine – wirklich – neutrale Person ein, die Sie nach vorher vereinbarten Kriterien beobachtet und dann konstruktiv mit Ihnen an möglichen Defiziten arbeitet. Diese Personen nennt man auch Coach . Ich meine damit nicht einen der vielen Psychologen oder beauftragten Personalentwickler, sondern Menschen, die diese Tätigkeit mit großer Erfahrung und Kenntnis der Probleme einer Führungskraft hauptberuflich ausüben. Ein paar Zeilen weiter erfahren Sie, wie Sie einen guten Coach finden.
[2]
Sie fragen Ihre Mitarbeiter!
Nein – nicht so, wie es üblicherweise geschieht. In flüchtigen, leutselig ausgesprochenen Bemerkungen während eines Meetings oder bei einem Glas Bier nach einem harten Arbeitstag.
Fragen Sie mithilfe eines konkreten Fragebogens . Deren Schärfe und Treffsicherheit hängt allerdings von der Person ab, von der sie erstellt wurden. Bei dieser Gelegenheit haben Sie auch eine gute Chance, sehr originelle und nützliche Hinweise zu ganz anderen Problemlösungen zu erhalten. Auf den Folgeseiten zeige ich Ihnen einige Beispiele für brauchbare Fragestellungen auf.
Coaching – Modewort des Jahrhunderts
Wenn ein Teenager seinen ersten Liebeskummer hat, oder nicht weiß, wie er seine Mutter überreden kann, länger Ausgang zu bekommen, dann geht er zu seinem Coach.
Er wartet, bis seine Mutter nicht im Raum ist, und setzt sich dann neben seine Oma oder seinen Opa und schildert diesem Coach (diesem Berater) sein Problem. Die Großeltern werden ihre Erfahrung und ihr Verständnis einsetzen und behutsam beraten und helfen. Sie werden eventuell sogar vermittelnd mit der Mutter sprechen und vielleicht auch ihr zu neuen Überlegungen verhelfen und zu besserer Kommunikation zwischen Mutter und Kind beitragen.
Für einen erwachsenen Menschen ist das Finden
Weitere Kostenlose Bücher