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Mitarbeiter sind so verletzlich

Mitarbeiter sind so verletzlich

Titel: Mitarbeiter sind so verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Maro
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habenschlicht Angst davor und schieben es so lange wie möglich vor sich her. Wieder andere haken diese Gespräche mit Akribie in ihrem Terminkalender als erledigt ab und tragen den nächsten Termin sechs oder zwölf Monate später wieder ein.
    Aber alle werden Ihnen bestätigen, dass diese Gespräche mit Mitarbeitern von ungeheurer Wichtigkeit für die ach so gute Motivation im Team sind. Es ist so wie mit vielen Dingen, die man mehr oder weniger gut in irgendwelchen mehr oder weniger guten Seminaren gelernt hat. Man hat es mal gehört, sich vor der Videokamera im Seminar produziert und die fachunkundigen Ratschläge eines Psychologen (der nie selbst in einer Führungsrolle war) gehört. Dann hat man sich wieder in den stressigen Alltag gestürzt – und das meiste schlicht wieder vergessen.
    In jedem Seminar, in jedem Fachbuch wird immer wieder gepredigt: Bereite Dich auf ein derartiges Gespräch gut vor. Plane dafür mindestens eine Stunde ein. Achte darauf, dass Du bei dem Gespräch nicht gestört wirst, und so weiter. Vieles von dem macht Sinn. Anderes geht schlicht oft an der Zielsetzung vorbei. Ein – als offizielles Mitarbeitergespräch anberaumtes – Treffen macht nur dann Sinn, wenn man auch konkrete Dinge ansprechen möchte. Persönliche Zielsetzungen etwa. Auch die Lösung eines Kommunikationskonfliktes oder eines Leistungsdefizits. Oder Dinge, die Karriere, Gehalt oder neue Kompetenzen betreffen.
    Um einen Mitarbeiter zu motivieren, sich mehr in seine Arbeit einzubringen und vorgegebene Ziele ernsthafter anzugehen, ist das übliche Gespräch („Guten Tag, Herr Meier. Nehmen Sie bitte Platz. Möchten Sie etwas zu trinken …“) mit Sicherheit ein ungeeignetes Mittel. Ein sogenanntes Mitarbeitergespräch dauert in meinen Augen viel länger! Nun werden Sie mir sagen: „Wenn ich für jeden meiner Mitarbeiter so viel Zeit investiere, komme ich zu nichts anderem mehr.“ Da erhebt sich einmal die Frage: „Was ist viel?“ Mir sträuben sich immer die Haare, wenn ich Sätze höre, wie: „Für ein Mitarbeitermotivationsgespräch (tolles Wort!) plane ich genau 45 Minuten ein.“ Menschen, die so denken, haben von guter Führungskommunikation relativ wenig Ahnung. Konkrete Dinge zu besprechen, die erledigt oder geregelt werden müssen, ist eine Sache. Mit einem Mitarbeiter eine gemeinsame emotionelle Basis zu finden, um diesem mehr Spaß an der Arbeit zu vermitteln, ist eine andere. Motivation kann man nicht befehlen. Ich kann es gar nicht oft genug sagen! Aber man kann sehr wohl einem Menschen bei der Selbstfindung, beim Lösen persönlicher Probleme und Widrigkeiten und bei einfachem Nachdenken helfen. Deshalb dauert für mich ein optimales „Mitarbeitergespräch“ (ich bleibe widerwillig bei diesem schauerlichen Ausdruck) mindestens ein paar Monate! Besser die ganze Zeit, in der ein Mitarbeiter im Unternehmen ist.
    Diese Gespräche mit Mitarbeitern sind immer dann am produktivsten und hilfreichsten, wenn sie in unkonventionellem Rahmen und nach spontanen Terminvereinbarungen geführt werden. Über den Schreibtisch hinweg, mit einem Auge auf den Berg Papier, mit dem anderen auf der Armbanduhr kann das nichts werden. Da schon besser mit einer „Tasse Bier“ in der Hand nach Feierabend. Erstaunlicherweise haben viele Führungskräfte regelrecht Angst vor diesen Unterhaltungen. Sie verzichten ganz gern auf diese hervorragenden Werkzeuge, um Mitarbeitern zu helfen. Dabei haben sie dafür ausgiebig vor der Videokamera in Rollenspielen trainiert. Rollenspiele aber bleiben Spiele! Ich halte nicht allzu viel von dieser Art des Trainings. Besser sind da schon hitzige, zentral gefilmte Diskussionsrunden mit etwa fünf Teilnehmern, die nachher gemeinsam per Video angesehen und diskutiert werden.
    Ihnen nun hierzu Hilfen zu geben, grenzt fast an Überheblichkeit. Denn dieses Gebiet der Kommunikation ist eigentlich viel zu komplex, um so nebenbei in einem Buch abgehandelt zu werden, das sich mit einem anderen Generalthema befasst. Trotzdem möchte ich Ihnen hier ein paar Denkanstöße und Hilfen aus meiner persönlichen Praxis geben. Vielleicht überwinden Sie dann Ihre Scheu vor dieser Art der Unterhaltung.
Wenn Sie einen Mitarbeiter offiziell zu sich einladen, so bereiten Sie sich bitte sehr gut auf dieses Gespräch vor. Machen Sie sich ausreichend Notizen mit den Punkten und Fragen, die Sie klären möchten.
Verlegen Sie dieses Gespräch in ein angenehmes Ambiente und blockieren Sie alle möglichen

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