Mitch
sich über die Wange. „Wir haben doch alle unsere Geheimnisse, oder nicht?“
Sie nickte und schluckte unbehaglich. Auch sie hatte ein Geheimnis.
„Was immer Mitch damals erlebt hat, es hat ihn sehr verletzt. Er hat seine Frau verloren, die Mutter seines Kindes. Als die beiden hierher gezogen sind, habe ich sofort gemerkt, dass er ein Trauma erlitten hatte. Nun lebt er schon seit fünf Jahren hier, und ich habe ihn zum ersten Mal lächeln sehen. Sie sind ein Segen für Chrissie und ihn.“
„Es wäre nicht schwer, die beiden zu lieben.“
„Aber Sie haben Angst davor.“
Bethany nickte wieder.
„Scheint so, als würde sich zwischen euch beiden etwas anbahnen. Es ist noch gar nicht so lange her, da habt ihr euch noch sehnsüchtige Blicke zugeworfen, und nun seid ihr öfter zusammen.“ Ben machte eine Pause, bevor er fortfuhr: „Wie ich hörte, hat Mitch Bill Landgrin ein paar Takte erzählt.“
„Tatsächlich?“
Ben grinste. „Was er genau gesagt hat, möchte ich in Gegenwart einer Lady lieber nicht wiederholen. Aber sicher hätte er es nicht getan, wenn es ihm nicht ernst mit Ihnen wäre. Geben Sie ihm etwas Zeit, Bethany. Rom wurde auch nicht an einem Tage erbaut.“
Sie atmete erleichtert auf. „Danke, dass Sie mir zugehört haben – und für Ihren Rat.“
„Es war mir ein Vergnügen.“
Spontan ging sie auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange, woraufhin Ben prompt rot wurde.
Nun fühlte sie sich schon wesentlich besser, und das nicht nur, weil Ben ihr einen Rat gegeben hatte. Ihr Vater hätte genau dasselbe zu ihr gesagt.
Die Ironie dieses Gedankens war Bethany durchaus bewusst.
7. KAPITEL
„H allo.“ Bethany war beinahe verlegen, als sie Mitch am Samstagabend die Tür öffnete. Da Chrissie sonst meistens dabei war, hatte die Situation sofort etwas Intimes, wenn sie mal allein waren.
„Hallo.“ Mitch band seinen Schal ab und zog seine Jacke aus. Auch er schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen.
Als ihre Blicke sich begegneten, schauten sie beide schnell weg. Keiner von ihnen wusste offenbar, was er sagen sollte, was absurd war. Schließlich saßen sie oft zusammen und unterhielten sich über alles Mögliche.
Seit dem Thanksgiving-Festessen bei Sawyer und Abbey hatten sie beide das Bedürfnis, sich besser kennen zu lernen und gingen wesentlich lockerer miteinander um. Nach dem Essen hatten sie Karten gespielt, und Bethany hatte ganz selbstverständlich mit Mitch ein Team gebildet. Mitch hatte sich bei Sawyer und Abbey genauso wohl gefühlt wie sie, denn auch er hatte sich angeregt mit ihnen unterhalten und viel gelacht. Seitdem spielte es für sie keine so große Rolle mehr, was er ihr verschwieg.
Das Kartenspielen hatte ihnen allen so viel Spaß gemacht, dass sie sich nun regelmäßig einmal in der Woche trafen. Da Bethany in den letzten Wochen sehr viel Zeit mit Mitch verbracht hatte, hatte sie das Gefühl, dass sie einander mittlerweile sehr viel vertrauter waren. Allerdings waren – von Chrissie einmal abgesehen – immer andere Leute dabei: Sawyer und Abbey, Christian und Charles O’Halloran, Ben oder Margaret Simpson. Daher hatte Bethany Mitch zum Abendessen eingeladen.
„Das Essen ist gleich fertig.“ Verlegen fuhr sich Bethany über die Jeans. „Hoffentlich magst du Irish-Stew.“
„Sehr gern sogar, aber ich mag alles, was ich nicht selbst kochen muss.“ Mitch lächelte sie an, doch sobald er ihrem Blick begegnete, wandte er sich ab.
Bethany musste ihre Enttäuschung unterdrücken.
„Du hast also schon einen Weihnachtsbaum“, meinte er, während er auf die kleine künstliche Tanne zuging, die in einer Ecke des Wohnzimmers stand.
Sie hätte sich gern einen echten Baum besorgt, doch die waren unerschwinglich. Deshalb hatte sie wie alle anderen Einwohner in Hard Luck auch einen künstlichen Weihnachtsbaum im Katalog bestellt.
„Ich dachte, du könntest mir beim Schmücken helfen.“ Das war nur fair, denn am Vorabend hatte sie Mitch und Chrissie dabei geholfen, deren Baum zu schmücken. Chrissie hatte die ganze Zeit aufgeregt von Susans Pyjamaparty geredet, die an diesem Abend stattfand. Unwillkürlich fragte sich Bethany, ob es Abbeys Idee gewesen war, damit Mitch und sie einmal allein sein konnten.
„Chrissie hat erzählt, ihr hättet heute Kekse gebacken“, bemerkte Mitch.
„Susan war auch dabei.“ Bethany hatte sich bereit erklärt, am Nachmittag auf die beiden aufzupassen, da Mitch Dienst hatte und Abbey in Ruhe ihre
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