Mitch
vermitteln, dass es ihm egal war, ob sie zum Essen blieb oder nicht. Es war ihm allerdings nicht gleichgültig. Er wollte, dass sie blieb.
„Es ist nett, dass du fragst. Ich … habe noch nicht gegessen.“
„Toll!“ Chrissie stand auf und klatschte begeistert in die Hände. Doch plötzlich schien ihr einzufallen, dass sie ja eigentlich krank war, denn sie ließ sofort die Schultern hängen und sank zurück aufs Bett.
Mitch verkniff sich ein Lächeln und kehrte in die Küche zurück, um den Tisch zu decken. Als Bethany und Chrissie sich setzten, standen der Schmortopf sowie Brot, Butter und Bohnensalat aus der Dose bereits auf dem Tisch.
Für Mitch war das gemeinsame Essen aufregend, lustig und ein wenig traurig zugleich, denn es kam ihm so vor, als würden Bethany und er versuchen, eine neue gemeinsame Basis zu finden. Es war jedoch offensichtlich, dass sie beide Angst davor hatten und Bethany genauso angespannt war wie er.
Nach dem Essen bat Chrissie sie, ihr die Geschichte zu Ende vorzulesen. Da Mitch den weiteren Verlauf bereits zur Genüge kannte, beschloss er, in der Küche einen Kaffee zu trinken.
Er hatte gerade mit dem Abwasch angefangen, als Bethany hereinkam.
„Chrissie meinte, sie brauche jetzt ihren Schönheitsschlaf“, erklärte Bethany und blieb neben der Tür stehen.
Mitch konnte es ihr nicht verdenken, dass sie auf Distanz ging, denn bisher hatte er sie immer zurückgewiesen, wenn sie sich näher gekommen waren. Trotzdem war Bethany für ihn da gewesen, als er sie gebraucht hatte. Sie hatte ihm zwar vorgeworfen, dass er sich auch von jeder anderen Frau hätte trösten lassen, doch sie war die einzige, die sein Verlangen befriedigen konnte.
„Du möchtest jetzt sicher nach Hause“, meinte er, von einer plötzlichen Traurigkeit befallen. Dann schüttete er den restlichen Kaffee in die Spüle. Als er den Ausdruck in ihren Augen sah, hatte er den Eindruck, dass sie auch gern eine Tasse getrunken hätte, wenn er ihr eine angeboten hätte. „Bleib noch ein bisschen hier“, fügte er aus einem Impuls heraus hinzu.
Bethany überlegte eine Weile. Schließlich lächelte sie und nickte.
„Kaffee?“
„Gern.“
Sein Herz raste förmlich, als er ihr einen Becher einschenkte und einen neuen für sich nahm. Dann ging er ihr voran ins Wohnzimmer und setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel. Zuerst verlief ihre Unterhaltung etwas stockend, aber allmählich wich die Anspannung von ihnen, und sie unterhielten sich über alle möglichen Themen: über Literatur und Kino, Politik, Kinder, die Arbeit eines Polizisten und das Leben in Alaska. Dabei stellte Mitch fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten und oft derselben Ansicht waren.
Es schien ihm, als wären alle anfänglichen Schwierigkeiten beigelegt und als könnten sie noch einmal von vorn anfangen.
Mitch hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Bethany wollte mehr über sein früheres Leben erfahren, doch ihre Fragen waren nicht aufdringlich, und sie merkte genau, wie viel er von sich preiszugeben bereit war.
Irgendwann holte er eines seiner Fotoalben hervor und setzte sich zu ihr aufs Sofa, sodass das Album teilweise auf ihrem und teilweise auf seinem Schoß lag. Dann begann er darin zu blättern, wobei er ihr jedes Bild erklärte.
Unwillkürlich fragte er sich, was Bethany über die Lücke in seinem früheren Leben denken mochte. Es war, als hätte ihr Leben erst in Hard Luck begonnen, denn es gab nicht ein Foto von Chrissie oder ihm, das vorher entstanden war, und von Lori ebenso wenig.
Als er eine neue Seite umblätterte, streifte er versehentlich Bethanys Hand. Die flüchtige Berührung ließ sie beide zusammenzucken.
Als er Bethany schließlich in die Augen sah, las er darin keinen Vorwurf, sondern Zustimmung. Mitch atmete einmal tief durch. Er hatte keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen. Energisch klappte er das Album zu und legte es auf den Tisch.
„Mitch?“
„Lass uns später reden.“ Er legte ihr den Arm um den Nacken und zog sie an sich. Er sehnte sich so nach ihr.
Dann küsste er sie langsam und aufreizend, bis sie den Kopf nach hinten bog.
„Mitch …“
Er brachte sie zum Verstummen, indem er ihr den Zeigefinger auf die Lippen legte. „Wir wissen beide, dass Chrissie uns ausgetrickst hat.“
Bethany schaute ihn fragend an.
„Sie ist kerngesund.“
Nun blickte Bethany verwirrt drein.
„Lassen wir ihr ihren Willen.“
Ihre braunen Augen wurden noch dunkler. „Also gut“, erwiderte sie
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