Mitch - Herz im Dunkeln
konnte sie alles.
Vorerst unterband sie die Gedanken an Mitch dadurch, dass sie sich ganz der Arbeit widmete, die aufzuholen war.
Die Gewitterwolken waren so dunkel, dass Becca ihre Schreibtischlampe einschalten musste.
Sie setzte sich und wusste nicht so recht, wo sie anfangen sollte. Natürlich war das kein Grund, gleich in Tränen auszubrechen. Trotzdem war sie kurz davor, zu weinen. Mal wieder.
Verdammter Mitch!
Aber sie konnte sich ebenso gut über sich selbst ärgern, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Sie war selbst schuld.
In den Tagen ihrer Abwesenheit hatte sich einiges auf ihrem Schreibtisch angesammelt. Allein die E-Mails würden sie den Großteil des Vormittags beschäftigen. Damit wollte sie anfangen. Sie wischte sich die Augen trocken und schnäuzte sich geräuschvoll. Sie war entschlossen, bis zehn im Büro zu bleiben. Wenn sie hier genug schaffte, konnte sie Belinda den Vormittag freigeben und selbst mit den Gästen den Morgenritt unternehmen. Vorausgesetzt, das Wetter spielte mit. Es wäre schön, mal wieder ein wenig Zeit mit Silver zu verbringen und …
Die Bürotür ging quietschend auf. Becca seufzte leise. Was immer das für ein Problem war, das jemanden morgens um sechs Minuten nach fünf in ihr Büro führte – sie hoffte inständig, dass es sich rasch und effizient lösen ließ.
„Becca! Dem Himmel sei Dank!“
Mitch? Sie drehte sich so hastig um, dass sie sich beinah selbst aus dem Sessel katapultiert hätte. Er war es wirklich! Mitch war zurückgekommen.
Als sie aufsprang, ließ er den Koffer fallen und ging auf sie zu. Er kam auf die andere Seite des Tresens, der sich zwischen ihnen befand. Im nächsten Moment lag sie in seinen Armen.
„Geht es dir gut?“, erkundigte er sich, wobei er sanft ihr Gesicht und ihre Haare berührte. „Bitte sag, dass alles in Ordnung ist!“
Sie nickte. Ja. Jetzt war alles wieder in bester Ordnung. „Danke“, sagte sie, seinen Hals küssend, sein Ohr. „Danke, danke, dass du zurückgekommen bist.“
Er presste seine Lippen auf ihre, und sofort loderten die Flammen der Begierde zwischen ihnen auf. Während die ganze Welt um sie beide herumzuwirbeln schien und Becca sich an ihn schmiegte, verstand sie schon nicht mehr, wie sie sich jemals ein Leben ohne ihn hatte vorstellen können.
Und in diesem Augenblick erkannte sie die Wahrheit: Sie hatte ihre wahre Liebe gefunden. Und er liebte sie. Wenn Mitch die Chance bekam und einen echten Grund hätte, würde er für immer bleiben.
Bitte, dachte sie, bitte mach, dass er diese Chance bekommt!
Er unterbrach den Kuss viel früher, als ihr lieb war. „Ich kann mich an weitere Dinge erinnern“, sagte er.
Seine Miene verriet ihr, dass das nicht nur gute Dinge waren.
„Es war Casey Parker, der auf mich geschossen hat. Ich erinnere mich nach wie vor nicht an den Grund dafür, aber er wollte mich umbringen. Wir müssen davon ausgehen, dass er noch einmal hier auftauchen wird. Er will nämlich seinen Schlüssel.“
Plötzlich begriff Becca, dass Mitch nicht zur Ranch zurückgekehrt war, weil er es wollte. Er hatte es getan, weil er es tun musste. Wäre sie hier in Sicherheit gewesen, hätte sie ihn nie wiedergesehen.
Aber nun war er hier, und sie musste einfach das Beste aus dieser Gelegenheit machen. Sie musste ihn davon überzeugen, dass es sich lohnte, zu bleiben.
Mitch ließ sie los, ging zum Schreibtisch und nahm den Telefonhörer ab. „Wie lautet die Nummer des Sheriffs?“
„Die steht dort auf der Liste“, antwortete sie. „Mitch, wir müssen uns unterhalten.“
Er fand die Nummer und drückte die Tasten.
„Was machst du da?“, fragte sie, obwohl ihr klar war, dass er tatsächlich die Nummer des Sheriffs wählte.
Er lauschte auf das Klingelzeichen am anderen Ende der Leitung und warf Becca lediglich einen kurzen Blick zu. „Ich rufe den Sheriff an.“
„Ja, offensichtlich. Mitch …“
„Ja, hallo“, sagte er in den Telefonhörer. „Ich rufe von der Lazy Eight Ranch an. Wir haben ein Riesenproblem hier, und ich hatte gehofft, der Sheriff könnte so schnell wie möglich kommen.“
Er wollte, dass der Sheriff herkam? Wenn der Sheriff eingeschaltet wurde, dann würde Mitch …
„Na ja, fangen wir mit versuchtem Mord an“, erklärte Mitch seinem Zuhörer am anderen Ende der Leitung, wer immer das war. „Reicht das, um den Sheriff zu wecken?“
Mitch würde zugeben müssen, dass er an Amnesie litt. Man würde Ermittlungen gegen ihn einleiten, seine Fingerabdrücke per
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