Mitch - Herz im Dunkeln
Computer überprüfen und …
Und dann würden sie endlich erfahren, wer er eigentlich war.
Der Sheriff allerdings auch.
„Wir werden im Büro der Ranch auf ihn warten“, sagte Mitch und legte auf. Bevor Becca fragen konnte, wandte er sich ihr zu und erklärte: „Ich stelle mich.“
Sie war fassungslos und brachte kein Wort heraus.
„Auf dem ganzen Weg hierher habe ich gründlich darüber nachgedacht. Es ist die richtige Entscheidung“, fuhr er fort. „Ich hätte das schon vor Wochen tun sollen. Ich erinnere mich nach wie vor an vieles nicht, aber das heißt nicht, dass ich nicht die Verantwortung für die Dinge übernehmen sollte, die ich getan habe.“
„Ich fürchte, du bist ein bisschen voreilig.“ Zum Glück hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. „Es könnte ja durchaus auch sein, dass du gar nichts Schlimmes getan hast.“
„Was ist mit dem Besitz illegaler Feuerwaffen?“, konterte er. „Fangen wir mal damit an. Ich glaube nicht, dass es dabei bleibt.“
Er ging zurück in den vorderen Teil des Büros, wo er sich wieder auf die andere Seite des Tresens begab. Becca folgte ihm. „Du musst das nicht tun.“
„Doch, muss ich.“ Er öffnete die Fliegentür. „Ich werde meine .22er aus meinem Spind holen und sie zusammen mit den Waffen aus dem Koffer abgeben.“
In der Ferne war das erste Donnergrollen zu hören, Unheil verkündend. Becca folgte Mitch hinaus in das gespenstische Licht dieses frühen Morgens. Gemeinsam gingen sie Richtung Stall. Der Wind nahm zu und wehte Staubwolken über den trockenen Hof.
„Es ist wirklich der einzige Weg für mich, um reinen Tisch zu machen“, erklärte er. „Ja, es kommt mir manchmal auch so vor, als hätte ich eine zweite Chance bekommen, weil ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnere. Aber das ist nicht echt. Wenn ich wirklich eine zweite Chance will, muss ich es richtig machen. Das heißt, ich muss mich dem stellen, was ich getan habe, und den Preis dafür zahlen. Weiß Gott, ich will nicht zurück ins Gefängnis, aber wenn es sein muss, werde ich das akzeptieren. Denn wenn ich wieder rauskomme – falls ich wieder rauskomme –, kann es für mich einen Neuanfang geben.“ Das schiefe sexy Lächeln, das sie inzwischen so gut kannte, erschien auf seinem Gesicht. „Mal abgesehen davon, dass ich noch ganz andere Sachen als das Gefängnis dafür in Kauf nehmen würde, dich in Sicherheit zu wissen.“
Becca hielt ihn am Arm fest. „Deshalb tust du das alles? Weil du glaubst, dass ich vor diesem Casey Parker nicht sicher bin?“
Er befreite sich sanft. „Es ist außerdem das Richtige.“
Becca schaute zu, wie er in der Mannschaftsunterkunft verschwand. „Verdammt, Mitch!“ Sie lief ihm hinterher und senkte die Stimme, um die anderen Ranchhelfer, die ohnehin bald aufstehen mussten, nicht zu wecken. „Du weißt doch nicht einmal genau, ob Parker zurückkommt.“
„Becca, geh wieder ins Büro!“
Sie betraten den Gemeinschaftsraum und blieben abrupt stehen.
Mitch stand bewegungslos da und starrte in den Lauf einer sehr, sehr tödlich aussehenden Schusswaffe. Sie war größer als die, die Clint Eastwood in Dirty Harry benutzte. Groß genug jedenfalls, um Mitch ein tödliches Loch in den Bauch zu schießen, falls der Mann, der sie hielt, den Finger am Abzug krümmte.
Und der Mann mit der riesigen Pistole in der Hand sah aus, als hätte er allergrößte Lust dazu. Groß und massig, überragte er Mitch um fast zehn Zentimeter und war gut dreißig Kilo schwerer. Allerdings war er älter, was sein ergrauender Bart verriet. Die Augen waren in den fleischigen Falten seines Gesichts fast nicht zu sehen. Casey Parker. Er musste es sein.
„Sie hat nichts damit zu tun“, erklärte Mitch dem Mann.
„Jetzt schon“, grunzte der andere.
Mitch sah kurz zu seinem Spind, in dem sich seine Pistole befand. Zum Glück schien er die Idee, irgendwie an die Waffe zu gelangen, zu verwerfen. Für Beccas Geschmack war eine Pistole schon schlimm genug.
„Du weißt, warum ich hier bin“, sagte Parker.
„Ich nehme an, Sie wollen den Schlüssel.“ Mitch sah zu Becca. Sein Blick transportierte die klare Botschaft: Sei bereit, zu fliehen!
„Gut geraten“, sagte Parker.
Plötzlich wusste Becca genau, was Mitch vorhatte. Ihr fiel seine Schilderung des Geiseldramas wieder ein. Der Moment der Verwundbarkeit. So wie der Mann, den er den Amerikaner nannte, es damals getan hatte, so wollte Mitch jetzt Parker in dessen Moment der Verwundbarkeit angreifen. Um
Weitere Kostenlose Bücher