Mitch - Herz im Dunkeln
Elitetruppe auf sich hat. Ich sagte ihm, dass Fred auch eine Tapferkeitsmedaille bekommen würde, posthum. Und Fred verdiente diese Medaille ohne jeden Zweifel. Denn Fred Baxter glaubte wie ich und die meisten SEALs an etwas mit der gleichen Inbrunst, wie Mitchs Vater an Gewaltlosigkeit geglaubt hatte: Fred glaubte an die Macht der Grauzone.“
Jake schaute die übrigen Anwesenden einen nach dem anderen an. „Ihr Jungs kennt das. In unserer Welt gibt es kein Schwarz oder Weiß. Es gibt keine klare Trennlinie zwischen richtig und falsch, besonders wenn es um das Schicksal von Millionen Menschen geht. Deshalb operieren wir in der schmalen Grauzone. Mitch war fünfzehn, als er diese Welt zum ersten Mal betrat.“ Er räusperte sich. „Ich weiß nicht, was er jetzt macht“, fuhr er dann fort. „Ich habe keine Ahnung, was er vorhat. Aber ich kann Ihnen mit tiefster Überzeugung versichern, Gentlemen, dass er keinen Verrat begangen hat, sondern weiterhin Gott und Vaterland in Treue verbunden ist. Mitch war schon bei der Gründung der Gray Group dabei; ihm hat sie ihren Namen zu verdanken. Ich vertraue ihm, wie ich mir selbst traue. Es wird eine Erklärung für sein Verhalten geben, das garantiere ich. Ich weiß, es wird Ihnen nicht gefallen, aber ich plädiere dafür, dass wir abwarten und ihm die Gelegenheit zum Handeln geben. Wir warten, bis er Kontakt zu uns aufnimmt.“
Lucky sah zu Joe Cat, weil er damit rechnete, dass der Captain einen anderen Vorschlag machte. Als er schwieg, räusperte Lucky sich. „Admiral. Sir. Vergessen wir da nicht den Umstand, dass es dort draußen irgendwo eine gewisse Menge Plutonium gibt, die womöglich in die falschen Hände gerät?“
Jake stand auf. „Agenten der Gray Group haben einen Waffenhändlerring unterwandert, und zwar genau den, der versuchen wird, das Geschäft mit dem Plutonium zu machen. Bei dem Kunden handelt es sich um eine politische Splittergruppe in einem osteuropäischen Land. Wir behalten diese Gruppe ebenfalls im Auge. Der Austausch sollte gestern stattfinden, doch der Verkäufer sagte den Termin im letzten Augenblick ab. Das führt mich zu der Überzeugung, dass der Verkäufer gar nicht mehr im Besitz des Plutoniums ist, sondern Mitch Shaw. Für morgen ist ein neuer Termin vereinbart. In Santa Fe. Das bedeutet, dass Mitch irgendwann vorher Hilfe anfordern wird. Und Gentlemen“, er sah nacheinander jeden der anwesenden SEALs an, „wenn er uns braucht, werden wir bereit sein.“
Becca wusste genau, was Mitch vorhatte. Zweifellos küsste er sie zum Abschied, und wenn sie ihn aus dem Wagen steigen ließ, würde er verschwinden.
Sie hielt ihn fest. Wenn sie jetzt nicht sprach, würde sie es für den Rest ihres Lebens bereuen.
„Geh nicht!“ Ihre Stimme zitterte.
Zum Glück tat er nicht so, als wüsste er nicht, wovon sie redete. „Ich muss.“
Sie war froh, dass er sich nicht von ihr löste und die Tränen in ihren Augen sah. Denn sie tat das, was sie sich geschworen hatte, niemals zu tun – einen Mann anflehen, sie nicht zu verlassen. „Wir können noch mal ganz von vorn anfangen. Wir können gemeinsam weggehen. Uns verstecken. Es gibt Millionen Orte in diesem Land, an denen zwei Leute untertauchen können. Niemand wird dich je finden. Wir werden vorsichtig sein und …“
„Den Rest unseres Lebens ständig einen Blick über die Schulter werfen? Immer wachsam sein? Das ist doch kein Leben.“
Becca schloss die Augen und fühlte, wie die Tränen liefen.
„Bitte …“
„Ich kann nicht! Nicht zu wissen, wer hinter mir her ist und warum, würde mich verrückt machen. Becca, ich muss herausfinden, wer ich bin.“ Sanft löste er sich von ihr, öffnete das Handschuhfach und nahm ein gefaltetes Blatt Papier heraus. „Ich habe diesen Brief geschrieben“, erklärte er. „Er ist an Ted Alden gerichtet. Darin habe ich die Situation so gut es geht geschildert. Ich habe ihn gebeten, das Geld, das er mir angeboten hat, in deine Ranch zu investieren – die, die du dir eines Tages kaufen wirst. Wie er das veranlasst, überlasse ich ihm. Ich möchte, dass du ihm das schickst, zusammen mit dem Scheck, den er mir ausgestellt hat. In Ordnung?“
„Nein“, sagte sie.
Sie wollte den Brief nicht annehmen, deshalb legte er ihn zurück ins Handschuhfach. „Nein, das ist überhaupt nicht in Ordnung!“
Er öffnete die Tür und stieg aus. „Ich liebe dich.“
Genau vor diesen Worten hatte sie sich gefürchtet. Gleichzeitig hatte sie darauf gehofft, sie von
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