Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung; Differentielle Psychologie der Kommunikation (German Edition)

Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung; Differentielle Psychologie der Kommunikation (German Edition)

Titel: Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung; Differentielle Psychologie der Kommunikation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
Vom Netzwerk:
Macht, Hierarchie, Konkurrenz ohne Scheu umzugehen.
    Es wäre übertrieben zu sagen, dass kommunikative Stärken und Schwächen der beiden Gruppen genau entgegengesetzt wären, aber tendenziell trifft es zu: War die authentische Begegnung von Mensch zu Mensch eine Domäne der sozialen Gruppe, so hat die kaufmännisch-technische (distanzierend, kontrollierend, sich beweisend und aggressiv-entwertend) hier am meisten zu lernen: Gewohnt, auf der inhaltlichen Ebene argumentativ und lösungsorientiert zu operieren, schwanken sie auf der Beziehungsebene oft zwischen übermäßiger Distanz, Rechthaberei, Hilflosigkeit und Aggression. Auch das nicht gleich überzeugen- und korrigieren-wollende Zuhören, das einfühlende Sich-Einlassen auf die «Welt» des Gegenübers liegt ihnen im Allgemeinen fern, und so sind sie immer in Gefahr, in weitschweifigen «Referaten» aneinander vorbeizureden – mit der Folge, dass dann macht-orientierte Strategien den Umgang miteinander bestimmen, Gewinnen und Verlieren zur vorrangigen Kategorie zwischenmenschlicher Beziehungen wird.
    Demgegenüber fällt es ihnen leichter, eindeutige Rollenbeziehungen herzustellen und sich in hierarchischen Kontexten zu bewegen; klare Anweisungen sind von ihnen eher zu erwarten als von der sozialen Gruppe, die manchmal dazu neigt, ihr Ideal von «Miteinander» überzustrapazieren. Und was die «Hardliner» an menschlicher Aussprache und sorgsamer Beziehungsklärung zu wenig pflegen, das kultivieren soziale Teams zum Teil im Übermaß, wenn sie wieder und wieder «an ihren Beziehungen arbeiten» und darüber ihre sachlichen Aufgaben aus dem Auge zu verlieren drohen. – So komme ich als Kommunikationslehrer oft in die merkwürdige Situation, dass ich die einen vor etwas warne, was ich den anderen dringend ans Herz lege. Aber diese Merkwürdigkeit liegt natürlich in der Logik der sich überkreuzenden Entwicklungsrichtungen. – Ob nun Männer und Frauen – oder Angehörige verschiedener Berufskulturen: Wichtig scheint mir, dass die Vertreter unterschiedlicher Stilwelten, wenn sie miteinander zu schaffen haben (und einander dann zu schaffen machen), von diesen Unterschieden wissen und dadurch einen Teil ihres wechselseitigen Befremdens abbauen können. Nicht immer steht ein Dolmetscher zur Seite, aber wer ein bisschen «Fremdsprache» gelernt hat, kann manches übersetzen und sich einiges Wertvolles von der fremden Sprache zu eigen machen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Literatur
Adler, A.: Der Sinn des Lebens. Frankfurt am Main 1973
Alderson, P.: Wein, Weib und Experten. Warum haben Männer solche Schwierigkeiten, Frauen ernst zu nehmen? In: Die Zeit Nr. 30, 20.3.1987
Ansbacher, H., und Ansbacher R.: Alfred Adlers Individualpsychologie. München 1972
Argyle, M.: Soziale Interaktion. Köln 1972
Außenthal, A.: Untersuchung über Zusammenhänge zwischen Geschwisterposition «Älteste Tochter» und «Helferverhalten». Unveröffentl. Diplomarbeit, Hamburg 1984
Bach, G. R., und Wyden, P.: Streiten verbindet. Spielregeln für Liebe und Ehe. Düsseldorf 1969
Bandler, R., und Grinder, J.: Neue Wege der Kurzzeittherapie. Paderborn 1985
Bauriedl, T.: Beziehungsanalyse. Frankfurt am Main 1984
Beckenbauer, R.: «… Und dann läuft nichts mehr!» Psychosomatische Aspekte der Blasenentzündung bei Frauen. Unveröffentl. Diplomarbeit, Hamburg 1988
Benien, K.: Erlebnisqualitäten und Entwicklungsverläufe der Selbstbefriedigung bei Männern. Unveröffentl. Diplomarbeit, Hamburg 1986
Berne, E.: Spiele der Erwachsenen. Reinbek bei Hamburg 1967
Bollnow, O. F.: Wesen und Wandel der Tugenden. Frankfurt am Main 1958
Bosch, M.: Ansätze der entwicklungsorientierten Familientherapie. Dissertation, Frankfurt am Main 1977
Burisch, M.: Innere Erschöpfung. Eine Theorie des Burnout-Syndroms. Unveröffentl. Manuskript, Hamburg 1988
Cohn, R. C.: Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion. Stuttgart 1975
Dörner, K., und Plog, U.: Irren ist menschlich oder Lehrbuch der Psychiatrie/Psychotherapie. Wunstorf 1978
Dürckheim, K.: Vom doppelten Ursprung des Menschen. Freiburg im Breisgau 1973
Elias, N.: Über den Prozess der Zivilisation. Frankfurt am Main 1976
Ellis, A.: Die rational-emotive Therapie. Das innere Selbstgespräch bei seelischen Problemen und seine Veränderung. München 1977
Esch, A. M.: «Authentisch» kommunizieren oder human? In: Congress & Seminar 10/1983, S.46–48
Falt, B.: Vom Helfen-Wollen zum Helfen-Müssen. Unveröffentl. Vortragsmitschrift, Hamburg

Weitere Kostenlose Bücher